Organisiert wurden die beiden Typisierungsaktionen für den Feuerwehrmann aus Linderte unter dem Motto „Gemeinsam für Jürgen“ vom Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR). Aktionskoordinator Martin Jastrow betont, dass es keinen Wettkampf zwischen den Veranstaltungen gebe und lobte das Engagement der Hagener Fußballer. In Ronnenberg gebe es aber mit Blick auf Jürgen Kölle eine ganz andere Dringlichkeit. Das zeige sich auch in der Bereitschaft von Familie, Freunden und der Feuerwehr bei der Veranstaltung mitzuhelfen.
„Die Organisation läuft super“, lobte auch Carola Kölle, die gemeinsam mit den örtlichen Feuerwehren und zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern einen großen Rahmen für die eigentlich simple Typisierung auf die Beine gestellt hat. Kaum fünf Minuten dauert es für die Teilnehmer vom Eintritt in das Gemeinschaftshaus bis zur Abgabe des Teststäbchens. Zunächst werden ihnen einige Fragen zur Gesundheit gestellt. Wer bereits an Krebs erkrankt war, Blutverdünner einnehmen muss oder bereits einen Herzinfarkt hatte, darf leider zum eigenen Schutz keine Probe abgeben.
Dann geht es bereits in den kleinen Saal des Gemeinschaftshauses, wo sich jeder die Speichelprobe unter Betreuung mit einem Wattestäbchen selbst abnehmen kann. Ein einfaches Formular mit den persönlichen Daten rundet die Typisierung ab. Danach heißt es abwarten, ob die genetischen Daten mit denen des Erkrankten zusammenpassen. Geschwister hätten im Allgemeinen die größte Chance auf eine Übereinstimmung. „Im Normalfall haben diese dieselbe genetische Grundlage“, sagt Jastrow mit einem Augenzwinkern. Theoretisch könne der genetische Zwilling eines Spenders aber auch in Australien leben, erklärt er.
Auch René Manthe hofft, „im besten Fall selbst der gesuchte Spender“ zu sein. Erst tags zuvor habe er Jürgen Kölle beim 90. Geburtstag seiner Oma getroffen, über die er auch mit dem Erkrankten verwandt sei. Aber auch wenn eine andere Person seine Knochenmarkspende benötige, sei er dazu bereit. „Wenn es darum geht, ein Menschenleben zu retten, steht das außer Frage“, sagt der langjährige Feuerwehrmann, der zeitgleich mit Lindertes stellvertretenden Ortsbrandmeister Lars-Ove Frohner seine Spende abgegeben hat.
Sieben Stunden lang boten die Organisatoren im und um das Gemeinschaftshaus diverse kulinarische Leckerbissen, Kinderaktionen und auf der Bühne des Saales ein Musikprogramm an. Einige Besucher kamen auch ausschließlich, um daran teilhaben zu können. Denn auch der Erlös aus der Veranstaltung kommt der NKR zugute. Knapp 11 Millionen Menschen in Deutschland sind nämlich bereits in das Register potenzieller Stammzellenspender aufgenommen. Das muss nur einmal geschehen, da es sich um ein Zentralregister handelt. Dieser Umstand und ein „Corona-Knick“ sorgten dafür, dass sich die ansteigende Kurve der Teilnehmer deutlich abgeflacht habe, berichtet Jastrow. Dem gegenüber sei bei den Stammzellenspendern im vergangenen Jahr mit rund 8300 eine Rekordzahl erreicht worden.
Heftiges Schauerwetter beeinträchtigte vor allem das Freiluftangebot am Gemeinschaftshaus. Dennoch hatten sich bereits nach zwei Stunden schon 80 Männer und Frauen typisieren lassen. „Wenn das Wetter besser wird, wollen wir das Ergebnis bis heute Abend noch verdoppeln“, sagte Carola Kölle hoffnungsvoll. Diese Voraussage wurde am Nachmittag tatsächlich noch übertroffen. Ihre größte Hoffnung ist es allerdings verständlicherweise, den passenden Spender für ihren Mann zu finden. Aber auch andere Patienten weltweit könnten von dieser Typisierungsaktion profitieren, betont Jastrow.
Der NKR-Mitarbeiter kennt aber neben dem vielfachen Erfolg noch einen weiteren Vorteil solcher Typisierungsaktionen: Für Freunde und Angehörige böten sie – im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen – das Gefühl, etwas tun zu können. Außerdem sorgten sie für ein schönes Teamgefühl, sagt Jastrow.
Übrigens: Alle, dies es an diesem Wochenende nicht geschafft haben, an den Aktionen in Ronnenberg und Neustadt teilzunehmen, die können im Internet unter nkr-leben.de kostenlos ein Typisierungsset bestellen.