In einer Stellungnahme der Verdi-Vertrauensleute des KRH berichten diese von „Erstaunen und deutlicher Unzufriedenheit“. Gerade für Kolleginnen und Kollegen, die im Schichtdienst tätig seien, keine ausreichende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hätten oder aufgrund ihrer familiären oder gesundheitlichen Umstände auf das Auto angewiesen seien, bedeute diese Gebührenerhöhung eine spürbare zusätzliche Belastung. „Die Maßnahme wird vielerorts als überraschend und nicht nachvollziehbar empfunden – insbesondere, da bisher keine sozial gestaffelten oder standortspezifischen Modelle bekannt gemacht wurden.“
Die Vertrauensleute zitieren eine Kollegin, die es in einer Rückmeldung auf den Punkt bringe: „Moderat ist was anderes. Dass ausgerechnet die Mitarbeitenden, die täglich in wechselnden Schichten zur Versorgung der Patienten beitragen, nun mit einer Erhöhung der Parkgebühren auf 40 Euro monatlich konfrontiert werden, ist mehr als enttäuschend. Viele von uns sind aus nachvollziehbaren Gründen auf das Auto angewiesen – sei es wegen Früh- oder Spätdiensten, familiären Verpflichtungen oder unzureichender ÖPNV-Anbindung. Die Entscheidung wirkt daher realitätsfern und einseitig. Während an vielen Stellen von ‚Wertschätzung‘ gesprochen wird, sieht sie im Alltag oft anders aus: in diesem Fall als zusätzliche Belastung für diejenigen, die den Betrieb am Laufen halten.“
Die Vertrauensleute führen noch einen weiteren Kritikpunkt an. Die Einnahmen gingen nicht ausschließlich an die Firma Protec Service GmbH, die die Schranken- und Kassensysteme betreibe. Vielmehr verbleibe offenbar der größere Teil der Gebühren beim Klinikum selbst. Zudem sei nicht die Firma Protec für die Instandhaltung der Parkflächen zuständig, sondern der jeweilige Klinikstandort. „Auch diese Verteilung und Zuständigkeit wirft Fragen auf.“
Das Fazit der Verdi-Vertrauensleute: „Die Rückmeldungen aus der Belegschaft zeigen klar: Es braucht Transparenz, Beteiligung und Sensibilität für die tatsächlichen Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden. Entscheidungen wie diese betreffen nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Vertrauen.“ Betreffen könnten sie aber auch die Anwohner und Geschäftsleute in der Umgebung der Krankenhäuser – wenn das KRH-Personal die Erhöhung nicht mitmacht und sich künftig Parkplätze außerhalb des Klinikgeländes sucht.
Die Protec Service GmbH verweist in einer kurzen Antwort auf Fragen dieser Redaktion auf das KRH als Verpächter. Man selbst trete nur als Dienstleister auf und treffe keine Preisentscheidungen. „Diese zu kommentieren oder zu bewerten, steht uns nicht zu“, so ein Sprecher. Auch in dem Schreiben zur Preiserhöhung an die Nutzer der Dauerparkkarten verweist die Üstra-Tochter auf eine Entscheidung des KRH als Grund.
Ein KRH-Sprecher erläutert auf Nachfrage, warum die Preiserhöhung „nur“ manche Mitarbeitende trifft: Die Gebühren würden an allen Standorten, die von Protec bewirtschaftet werden, gleichermaßen angepasst, und zwar zum 1. Juli. Die Psychiatrien in Langenhagen und Wunstorf seien ausgenommen, ebenso die Kliniken Lehrte und Nordstadt. „An diesen Standorten werden die Parkplätze wegen der räumlichen Gegebenheiten nicht bewirtschaftet.“
Anders in Großburgwedel, Laatzen, Neustadt, Gehrden und am Siloah in Hannover: „Seit neun Jahren sind die Parkgebühren an unserem Klinikum unverändert geblieben, trotz deutlich gestiegener Kosten für Betrieb, Instandhaltung und Organisation der Parkflächen“, so der KRH-Sprecher. „Eine Anpassung in diesem Zeitraum war überfällig.“ Darüber hinaus habe man eine vergleichende Analyse durchgeführt, die ergeben habe, dass Mitbewerber ähnliche Regelungen hätten.
Protec profitiert von den künftigen Mehreinnahmen nicht: Die bislang letzte Erhöhung der Pachtzahlung an das KRH habe es im Jahre 2023 gegeben, und für die nächsten Monate sei auch keine Erhöhung vorgesehen, so der KRH-Sprecher. Der Anteil am Umsatz, der an die Protec GmbH als Pächterin falle, erhöhe sich mit der aktuellen Preiserhöhung für die Dauerparkkarten der Mitarbeitenden nicht. „Der Erlös hieraus fließt allein an das KRH.“
Und: Die Einnahmen aus den Parkgebühren verschwänden nicht irgendwo, sondern flössen vollständig zurück in den Klinikbetrieb für Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur. Typische infrastrukturelle Maßnahmen seien zum Beispiel der IT-Bereich, das Energie- und Versorgungsmanagement und die Gebäudetechnik, so der KRH-Sprecher. „In welche Projekte konkret investiert wird, steht aktuell noch nicht fest.“