Für das städtische Personal ergibt sich eine überwältigend hohe Frauenquote: Demnach waren laut Gleichstellungsplan am Berichtsstichtag unter den insgesamt 314 Angestellten der Stadt 231 Frauen und 83 Männer. Das entspreche einer Frauenquote von rund 73,57 Prozent, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Christiane Olbrich – ähnlich wie schon vor drei Jahren. Olbrich hebt aber auch hervor: „In dieser Statistik ist auch das Personal der städtischen Kindertagesstätten inbegriffen.“ Und das sei immer noch eine Frauendomäne.
Auch für die laut Gleichstellungsplan insgesamt 166 Tarifbeschäftigten – allein im Rathaus sowie ohne Beamtinnen und Beamten – liefert die Statistik aussagekräftige Zahlen. Ganztagsstellen besetzten demnach am Stichtag 53 Männer und 31 Frauen. Einer Teilzeitbeschäftigung gingen dagegen 68 Frauen und nur 14 Männer nach. „In diesem Bereich spiegelt sich immer noch die Doppelbelastung vieler Frauen wider, um Beruf und Familie zu vereinbaren“, nennt Olbrich einen Grund für die Verteilung.
Im Bereich der Führungspositionen liegt die Frauenquote im Rathaus auf einem gleichwertigen Niveau: Laut Gleichstellungsbericht werden zwei Fachbereiche von Frauen geleitet, nur einer von einem Mann. Unter den Teamleitungen waren am Ende des Berichtszeitraumes drei Frauen und vier Männer. „Auf den Führungsebenen ist die Frauenquote in Gehrden verhältnismäßig gut“, berichtet Olbrich.
Für die Kommunalpolitik ist im aktuellen Bericht ebenfalls ein zunehmender Frauenanteil zu erkennen: Seit der jüngsten Kommunalwahl im September 2021 sind im Rat der Stadt Gehrden insgesamt 32 Prozent der Mandate an Frauen vergeben – das ist ein Anstieg von 7 Prozent gegenüber der zuvor abgelaufenen Wahlperiode.
Trotzdem sagt die Gleichstellungsbeauftragte: „Die paritätische Vorstellung von 50 Prozent ist im Rat bei Weitem nicht erreicht.“ Laut einer weiteren Statistik lag zwar im Stadtgebiet von Gehrden zuletzt unter insgesamt 15.874 Einwohnenden die Frauenquote bei 52 Prozent. „Die überproportionale Verteilung spiegelt sich im Rat aber nicht wider“, so Olbrich.
Die Gründe sind nach Einschätzung der Gleichstellungsbeauftragten zwar vielfältig. Aber: „Frauen sehen ihre Ratsarbeit anders als Männer“, meint Olbrich. Unter den männlichen Ratsmitgliedern sei immer noch ein ausgeprägtes Machtbewusstsein und Anerkennungsstreben zu beobachten. „Frauen versuchen dagegen mehr, ihre Themen durchzusetzen. Sie legen ihre Mandate nieder, wenn sich das nicht umsetzen lässt“, nennt Olbrich einen möglichen Grund für fehlende Parität.
Um zumindest für die Stellenbesetzungen im Rathaus die Chancengleichheit zu erhöhen, nutzt die Gehrdener Verwaltung ein ebenfalls gesetzlich verankertes und regelmäßig fortzuschreibendes Steuerungsinstrument: „Der Gleichstellungsplan zeigt eine detaillierte Übersicht über die Verteilung von Frauen und Männern in der Verwaltung der Stadt Gehrden“, sagt Olbrich.
Zwar gelte für die Personalgewinnung der Grundsatz der Bestenauslese. Ebenso berücksichtigt werden laut Olbrich aber auch gesetzliche Vorgaben. „Bei der Einstellung von Auszubildenden wird darauf geachtet, dass die zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze paritätisch besetzt werden“, betont die Gleichstellungsbeauftragte. Wenn es dafür nicht genug Bewerbungen gebe, könne sie eine Neuausschreibung der Stellen verlangen.
Die Gleichstellungsbeauftragte ist auch bei fast allen Vorstellungsgesprächen mit dabei. Bei gleicher Eignung und Qualifikation von Bewerberinnen und Bewerbern sei es das Ziel, Unterrepräsentanzen abzubauen. „Das gilt für Frauen genauso wie für Männer“, sagt Olbrich. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern, seien alle Stellen grundsätzlich teilzeitgeeignet.
Die Gleichstellungsbeauftragte beendet ihren Bericht mit einem Fazit: „Durchgehende Geschlechtergerechtigkeit ist noch lange nicht erreicht, sondern gewinnt in immer mehr Themenbereichen an Relevanz.“
Der Gleichstellungsbericht erfolgt im Dreijahresrhythmus, das ist im Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) festgelegt. Olbrich ist als Gleichstellungsbeauftragte in Gehrden bereits seit 2010 für den Bericht zuständig. Olbrich hat für den aktuellen Report wieder zahlreiche Personalgespräche geführt und ausgewertet.