Ein Musiker und Pädagoge
Von kubanischen Klängen bis zur lokalen Jazzmatinee: Kurt Klose prägt seit Jahrzehnten die Kulturszene in der Region Hannover

Lebenselexier: Kurt Klose verbringt viel Zeit am Klavier.Foto: Heidi Rabenhorst
Gehrden/Evestorf. Wenn Kurt Klose über Musik spricht, leuchten seine Augen. Es ist eine unbändige Leidenschaft, die ihn seit seiner Jugend antreibt – eine Leidenschaft, die ihn über die Grenzen der Region Hannover hinaus bekannt gemacht hat.

Geboren wurde er am 23. Juni 1952 in Holtensen, einem kleinen Ortsteil von Barsinghausen. Seine Kindheit verbringt er später in Groß Munzel. Und schon früh zieht es ihn in die Welt der Klänge.

„Die Beatles, später der Jazz – die Musik hat mich einfach gepackt“, erinnert sich der heute 73-Jährige. Nach einer Dokumentation über die Salsaszene in New York mit der Big Band Ray Barretto lässt ihn dieses Genre nicht mehr los. Seine Eltern raten ihm zwar, Musik lieber als Hobby zu betreiben, doch Klose sucht sich einen Mittelweg.

Nach dem Abitur am Hölty-Gymnasium in Wunstorf absolviert Klose ein Volontariat bei der Deister Leine Zeitung, ist später freier Mitarbeiter bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Er studiert Germanistik und Geografie auf Lehramt. Die Musik lässt ihn jedoch nie los. „Kurz vor dem Staatsexamen stand ich vor der Entscheidung: Studium oder Musik. Ich habe mich für die Musik entschieden – und das nie bereut“, sagt er. 1981 beginnt Klose an der Musikschule Gehrden zu unterrichten.

Mit der Gruppe Havana setzt Klose ein musikalisches Ausrufezeichen in der Region. Als eine der ersten Salsabands in Norddeutschland ist Havana Anfang der Achtzigerjahre noch exotisch in der Musikszene. Schon beim ersten Auftritt 1982 im „Wennigser Zomby“, einem Szenelokal, sorgt die Band für Furore. „Diese Musik gab es hier damals noch gar nicht“, sagt Klose. Havana wächst schnell von sechs auf zeitweise 13 Mitglieder. Von Anfang an mit dabei ist Heiko Biermann am Bass. 1985 erscheint das Debütalbum „Havana live“.

Besondere Erinnerungen hat Klose an die Tournee im Jahr 1989 durch die DDR – nur wenige Monate vor dem Mauerfall. „Die Atmosphäre war damals ganz besonders. Man spürte, dass eine Veränderung in der Luft lag“, erzählt er.

Auftritte in Städten wie Jena, Gera und Frankfurt/Oder wurden zu musikalischen Begegnungen zwischen Ost und West. Später folgten Konzerte in Holland und zahlreiche Auftritte in deutschen Städten. Die Musiker von Havana kommen aus Bremen, Kassel, Braunschweig, Hannover und Minden. Corona traf die Band hart: Vier Jahre lang stand alles still. Erst im Februar 2024 kehrte Havana mit neuem Elan zurück.

Klose ist nicht nur Musiker, sondern auch leidenschaftlicher Pädagoge. Als Gastdozent an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover und als langjähriger Lehrbeauftragter an der Hochschule Hildesheim gibt er seine Begeisterung weiter. Landesweit leitet er Workshops für Big Bands, Schulklassen und Musikensembles. „Man muss für die Musik brennen“, sagt der 73-Jährige. Und genau das vermittelt er seinen Schülern – egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene.

Auch als Arrangeur ist sein Talent gefragt. Das von Klose geschriebene Stück „Indiferencia “ wird mittlerweile von über 20 Big Bands in ganz Deutschland gespielt. „Mich begeistert, wenn ich sehe, wie Musiker ihr Repertoire erweitern.“

Eindrucksvoll ist auch sein Engagement für die musikalische Vielfalt im lokalen Raum. In enger Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationentreff (MGT) Gehrden leitet er Ensembles aus allen Altersgruppen. Seine Schülerband Close together begleitete zuletzt das Jazzfrühstück 2023 und verabschiedete sich Ende Juni mit einem bewegenden Konzert im Bürgersaal, das nochmals die stilistische Bandbreite von Latin bis Pop zeigte.

Dann gibt es noch die Paukerband - bestehend aus ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern –, die seit zwei Jahren mit Jazzballaden, Swing und Tango frischen Wind in die Gehrdener Jazzmatineen bringt. Und auch das semiprofessionelle Ensemble Labiba ist regelmäßig auf Einladung des MGT zu Gast.

Neben der Musik schlägt Kloses Herz für die Berge. Ob in den Dolomiten, den Pyrenäen oder zuletzt in der Drôme Provençale in Südfrankreich – als leidenschaftlicher Bergwanderer findet er dort Ruhe. Auch psychologische Themen faszinieren ihn. In einer Freundesgruppe beschäftigt er sich mit Büchern über den Menschen, zuletzt mit dem Werk „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman.

Privat ist Kurt Klose seit fünf Jahren mit der Saxofonistin Pamela Middeke zusammen, die seine musikalische Leidenschaft teilt. Seit 50 Jahren wohnt er in Wennigsen-Evestorf – einst in einer sechsköpfigen Wohngemeinschaft, heute teilt er sich das Haus mit einem befreundeten Ehepaar. „Ich bin Lebensoptimist“, sagt er. „Ich liebe kreative Prozesse, sei es beim Komponieren, im Unterricht oder beim Proben mit einer Band.“

Am 14. März 2026 feiert die Band Havana ihr 45-jähriges Bestehen im Kulturzentrum Pavillon in Hannover. „Wenn mir das damals jemand gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt“, sagt Klose lachend. Doch wer ihm zuhört, merkt: Diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt.

Am heutigen Sonnabend, 19. Juli, steht das nächste große Konzert an – auf der Waldbühne in Gehrden, inklusive Salsatanz zum Warmwerden.

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