„Besonders schön war das spontane Krippenspiel im letzten Jahr“, sagt Kalmbach. „Da habe ich zu Beginn des Gottesdienstes die Besucher gefragt, wer die Rollen der Maria und des Josefs übernehmen möchte. Es hat funktioniert und sehr viel Spaß gemacht.“ Einmal habe sie erlebt, wie bei einer Trauung eine Maus die Hochzeit „stürmte“, einmal habe ein Hund dem Paar seine Ringe gebracht. Vermutlich könnte die Pastorin, die am ersten November 1992 ihr Amt antrat, einige Tage mit Anekdoten füllen.
Stets hatte Ute Kalmbach ein offenes Ohr für ihre Gemeinde. Auch wenn sie sich nicht als bedingungslose „Wunscherfüllerin“ beschreiben möchte, sei sie oft auf individuelle Anliegen eingegangen. „Ganz bewegend war es, als die Familie eines Ehepaares auf mich zukam, das seine standesamtliche Goldene Hochzeit wegen fehlenden Geldes in der Kirche nicht feiern konnte.“ Schließlich habe Kalmbach die beiden an der Kirche überrascht, und sie gefragt, ob sie die Trauung vornehmen darf. „Sie waren zu Tränen gerührt“, sagt die Pastorin und lächelt erneut. Das sei vor rund 20 Jahren gewesen, inzwischen sei das Ehepaar verstorben.
Kalmbach war als Pastorin nicht nur aufmerksam, sondern auch über alle Maßen zuverlässig. Nur einmal habe eine Quarantäne in der Corona-Zeit ihre Teilnahme an einer Konfirmation verhindert. „Ich war nur sehr selten krank“, sagt Kalmbach.
Vielleicht hat der Spaß, den sie an ihrer Arbeit hatte, dazu beigetragen. „Besonders haben mir die Purzelgottesdienste mit den kleinen Kindern gefallen. Oft waren da mehr Erwachsene als bei den normalen Gottesdiensten“, erklärt Kalmbach schmunzelnd. Dazu habe es ihr immer gefallen, wenn es nach den Gottesdiensten etwas zu essen gab.
Doch nicht immer sei alles so einfach gewesen, zum Beispiel als die Veranstaltungen während der Pandemie nur draußen stattfinden durften. „Das war oft kalt und nass, nicht schön.“ Insgesamt blickt sie aber zufrieden auf die vergangenen 32 Jahre zurück. „Es war eine gute Entscheidung, damals hergekommen zu sein.“
Nun ist für Kalmbach die Zeit als Pastorin vorbei. Was nicht heißt, dass sie die Füße hochlegt. Denn so ist sie nicht gestrickt. Neben ihrer Tätigkeit für die Kirchengemeinde, engagierte sie sich in drei Ehrenämtern – als Lesementorin, im Vorstand des Vereins „Barsinghausen ist bunt“, und bei einer Initiative, die sich unter dem Leitspruch „Kreuz ohne Haken“ gegen Rechtsextremismus einsetzt. „Ich predige politisch, aber nicht parteipolitisch“, betont Kalmbach.
Neben den ernsten Themen kann sie aber auch anders. Seit 2019 setzt sie sich regelmäßig eine rote Nase auf und schlüpft in ihre Rolle der „Clownie“. Ob beim Gottesdienst oder anderswo – gerne albert Kalmbach herum. „Man kann einfach den Kopf ausschalten und machen“, sagt sie begeistert über ihr Hobby. Schon wenige Tage nach ihrer offiziellen Verabschiedung fängt sie eine Weiterbildung bei den Klinikclowns in Hannover an.
Ein Jahr Pause von sämtlichen Kirchenaktivitäten nimmt sie sich dann aber doch. Und zwar ab Pfingstsonntag, denn da wird sie um zwölf Uhr beim Festgottesdienst verabschiedet. Wie sie sich dabei fühlt? „Heute Morgen bin ich aufgewacht und habe gedacht ‚Mist, jetzt bin ich doch aufgeregt‘“, sagt sie.
Neuer Ansprechpartner für ihre Gemeinde wird Pastor Sebastian Kühl aus Egestorf. „Es bricht nichts weg“, betont Kalmbach ausdrücklich. „Ich bin eben nur nicht mehr dabei.“ Dennoch wird das der Zustand sein, an den sich viele Menschen nach 32 Jahren erst mal gewöhnen müssen, denn Kalmbachs Stelle wird nicht nachbesetzt.
Sie selbst will sich nun mit ihrem Ehemann Günter auf den Auszug aus dem Pfarrhaus konzentrieren – ein Schritt, den sie für überfällig hält. „Das Haus und der Garten sind zu groß.“ Auch aufgrund einer inzwischen behandelten Autoimmunerkrankung ist sie in ihrer Bewegung eingeschränkt. „Ich kann nicht mehr so wie vor zehn Jahren“. Mit ihrem Ehemann sucht sie jetzt eine neue Bleibe. „Barsinghausen wäre schon schick“, sagt sie. Ganz weg will sie nicht – was nach über 30 Jahren schönen Jahren als Pastorin ihrer Gemeinde auch irgendwie nachvollziehbar ist.