Bereits vor 2019 hatte sich der Ortsrat Lemmie mehrfach für ein Tempolimit auf der viel befahrenen Durchgangsstraße eingesetzt – vergeblich. Mit Gründung der Initiative „Lemmie 2020“ wurde das Thema erneut aufgegriffen: Eine eigens gegründete Arbeitsgruppe entwickelte ein detailliertes Verkehrskonzept, Bürger reichten gemeinsam mit Initiatoren wie Peter Urban und Jan Leven einen formellen Antrag bei der Region ein.
Dieser lag über Jahre offenbar unbearbeitet in Hannover. Danach blieb ein Runder Tisch mit Region, Stadt, Ortsrat und Landesbehörde ohne Ergebnis. Ein Gespräch auf Landtagsebene im Dezember 2024 brachte für kurze Zeit Hoffnung – aber keine konkreten Fortschritte.
Die Zusammenarbeit mit Behörden bringe zwar oft „einen langen Weg“ mit sich, sagt Ratsherr Heinz Strassmann (Bündnis 90/Die Grünen) aus Erfahrung. Doch dass der Antrag aus Lemmie jetzt „seit fünf Jahren offen“ gewesen ist, sei ungewöhnlich, erklärte der Vorsitzende im Ausschuss für Mobilität, Sicherheit und Brandschutz (MSB).
Auf Nachfrage gibt die Region Hannover im Juni 2025 nun die formelle Antwort: Die rechtlichen Voraussetzungen für Tempo 30 seien auf der Deisterstraße nicht erfüllt. Es gebe weder eine überdurchschnittliche Gefährdungslage, noch lägen besondere örtliche Verhältnisse vor. Zudem sei die Straße eine Landesstraße und diene primär dem überörtlichen Verkehr – was eine Temporeduzierung zusätzlich erschwere.
Damit könne die Region den Wunsch „aktuell gar nicht umsetzen“, so ein Sprecher. Die Straßenverkehrsordnung lasse nur in Ausnahmefällen Tempo 30 zu – diese seien in Lemmie nicht gegeben. „Das bedeutet konkret, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen eine flächendeckende oder einfachere Einführung von Tempo 30 in diesem Bereich nach wie vor nicht zulassen“, so das Fazit der Region.
Auf Nachfrage zum zeitlichen Ablauf der Bearbeitung sagt die Region: „Anfang des Jahres wurde ein Beschluss des Ortsrates Lemmie bezüglich einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h auf der Deisterstraße übermittelt.“
Aus Sicht der Stadt Gehrden ist vor allem eines frustrierend: der mangelhafte Informationsfluss. „Seit der Antragstellung war unklar, was überhaupt passiert“, sagt Ratsherr Strassmann. Weder die Stadtverwaltung noch der Ortsrat hätten Informationen zum Stand der Prüfung erhalten. Dabei habe man sich klare Rückmeldungen und eine transparente Kommunikation gewünscht – vergeblich. „Wir fühlten uns komplett im Dunkeln“, so Strassmann.
Auch der Widerspruch zwischen der Ablehnung durch die Region Hannover und dem Gespräch auf Landesebene bleibt ungelöst. Ob die Aussagen miteinander abgestimmt sind, ist unklar.
Trotz der Absage der Region dürfte für viele Menschen in Lemmie eines unbestritten sein: Das aktuelle Tempo-Limit wird nicht eingehalten. Frühere Messungen zeigten, dass bis zu 61 Prozent der Verkehrspartner auf der Deisterstraße zu schnell fahren – manche sogar mit mehr als Tempo 100. Dass eine Reduzierung der Geschwindigkeit sinnvoll wäre, daran zweifelt vor Ort kaum jemand. Doch die rechtlichen Hürden scheinen selbst gut begründete Bürgeranträge nicht überwinden zu können.