Am Eingang gibt es einige Details zu beobachten. Auf dem Tympanon (Fachjargon für das Bogenfeld über Portalen) ist der segnende Jesus Christus zu sehen, ohne weitere Heilige um ihn herum - ein sehr seltenes Motiv. Stattdessen ziert ein Blumenmuster das Tympanon, auch auf der Tür und auf den Bänken in der Kirche sind ähnliche Muster zu erkennen. „Tür und Bänke sind von 1909“, erklärt Pastor von Heyden. Bei einer Renovierung in jemen Jahr seien sie vermutlich passend zum Tympanon gestaltet worden, um ein einheitliches Bild zu schaffen.
Für von Heyden deute das Blumenmuster zudem daraufhin, dass der Eingang bereits 100 bis 200 Jahre älter ist als der Rest des Gebäudes. „Die Art, wie es gemacht ist, lässt darauf schließen.“ Vor der Margarethenkirche stand hier bereits eine andere, kleinere Kirche, vermutet von Heyden.
Wer genau hinsieht, erkennt links und rechts neben der Tür ein paar Rillen in der Wand. Die offizielle Erklärung lautet, dass die beim Schärfen von Waffen entstanden sein sollen. Von Heyden erzählt von einer alten Legende: „Der Teufel hat die Gemeinde verfolgt, die schnell in die Kirche gerannt ist. Der Teufel konnte nicht rein, weil Christus auf dem Tympanon segnet. Dann hat der Teufel vor Wut gegen die Wand geschlagen.“ Das sei doch eine viel schönere Geschichte, so von Heyden augenzwinkernd.
Eindeutig ist, dass der Kirchturm deutlich älter sein muss, als das Kirchenschiff. Darauf deuten die sichtbar verschiedenen Bauarten beider Teile hin. Unklar ist, ob das Kirchenschiff aus der Zeit um das Jahr 1400 stammt oder nach 1467 neu errichtet wurde.
Der Kirchturm hingegen steht schon länger und diente früher als Wehrturm - das zeigen die Schießscharten in der über einen Meter dicken Wand. „So baut man nicht, wenn man da einfach nur ein Türmchen hinbauen will“, sagt von Heyden. Bei einem so massiven Gebäude war die Nutzung als Wehrturm üblich, damit die Leute im Fall eines Angriffs in den Turm flüchten konnten. Heute nisten Tauben in den Schießscharten.
Der Kirchturm ist zu einem großen Teil mit Mauersteinen aus Muschelkalk erbaut worden, die vom Gehrdener Berg stammen. In dem Gestein sind heute viele Meeresablagerungen zu erkennen - von Korallen bis zu Haifischzähnen. „Die stammen von vor mehreren Millionen Jahren, als Gehrden 30 Meter unter Wasser stand”, erklärt von Heyden. „Man kann anhand des Kirchturms Meeresgeschichte studieren.“
Beim Eintreten in die Margarethenkirche fällt einem sofort das große, bunte Fenster am hinteren Ende des Gebäudes auf. Es stammt aus dem Jahr 1999, gestaltet hat es der togolesische Künstler El Loko. Das Fenster ist dunkel- und hellblau, mit gelben und roten Mustern. „Wir wissen nicht genau, was es darstellt“, so von Heyden, der das Fenster auf seine eigene Art und Weise interpretiert.
„Das dunkle Blau steht für eine depressive Seele und Verkommenheit. Das Gelb oben steht für Licht und Helligkeit und symbolisiert Freude und Freiheit.“ Hinter dem roten Muster mit den drei Enden vermutet er die Dreifaltigkeit Gottes. Die Muster links und rechts unten ähnelten Schlüsseln und Schlüssellöchern, für den Pastor sind sie der Eingang zum Himmelsreich, welches durch das helle Blau ganz oben dargestellt werde.
Ebenfalls auffällig ist der große, ans Kreuz genagelte Jesus auf der linken Seite. Es stamme aus dem Jahr 1655 vom Künstler „Meister Blome“, sagt von Heyden. „Er verlor am Ende des Dreißigjährigen Kriegs seine Frau und seine Kinder.“ Das Kruzifix in der Margarethenkirche habe in der großen Depression nach Ende des Krieges dazu gedient, dass die Menschen es intensiv anschauen und dabei „das eigene Leid vergessen“, erklärt der Pastor. „Man vergräbt sich so nicht darin, der einzige zu sein, der Schmerz empfindet.“
Oben im Kirchturm hängen drei große Glocken. Eine von ihnen stammt aus dem Jahr 1355, wie es die Beschriftung verrät. „Sie gilt als eine der ältesten Glocken in Niedersachsen“, betont von Heyden. „Sie wurde den Heiligen drei Königen und Jesus Christus gewidmet.“