Demenz ist eine unheilbare Krankheit, an der in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen leiden. Sie verläuft schleichend und geht mit vielen Einschränkungen einher. Bei Demenz denkt man an Gedächtnisverlust, doch auch Motorik und Wahrnehmung lassen nach. Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurologische Erkrankung in Deutschland, rund 400.000 Menschen sind betroffen. Sie führt zu steifen Muskeln, verlangsamten Bewegungen und unkontrollierbarem Zittern.
Egestorfs Tischtennis-Spartenleiter und Trainer Rainer Krabbe (83) versucht, dem etwas entgegenzusetzen. Das Spiel fordere Körper und Geist und könne das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, sagt er und hat sich viel darüber angelesen. Tischtennis sei die schnellste Ballsportart und eine der wenigen Sportarten, die man noch bis ins hohe Alter von über 90 Jahren betreiben könne. Und: „Beim Tischtennis werden gleichzeitig fünf Bereiche im Gehirn aktiviert“, erklärt Krabbe, der in Kiel und Berlin einst in der 2. Bundesliga und in der Oberliga gespielt hat. Sensorik, Motorik, exekutive Funktionen, Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit.
Tischtennis hilft dem demenzkranken Bernd Völkel dabei, weiterhin ein aktives Leben zu führen. Die Krankheit sei herausfordernd, sagt er. „Das Umfeld muss viel Verständnis zeigen.“ Bei ihm sei das insbesondere seine Frau Christel. Der Vorschlag, sich die Sportgruppe speziell für Menschen mit Demenz und Parkinson beim TSV Egestorf mal anzuschauen, sei von ihr gekommen. Zum Training begleitet seine Frau ihn seitdem einmal in der Woche – und es sei wunderbar zu sehen, wie das regelmäßige Tischtennisspielen nicht nur ihrem Mann, sondern auch allen anderen in der Gruppe guttut, sagt sie. „Eigentlich berichtet jeder hier, dass er einen Zugewinn hat. Dass es wieder besser geht, wieder mehr Reflexe da sind, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Balance.“
Im Alltag müsse so vieles funktionieren, sagt Bernd Völkel. „Hier beim Tischtennis spielt die Krankheit einfach mal keine Rolle.“ Man bekäme den Kopf frei. „Tischtennis macht mir Spaß, ich habe ja früher in der Jugend auch gespielt. Mein Schulfreund, Christels Bruder, hatte eine Tischtennisplatte in der Garage stehen“, erzählt er. Ob der Ball auf der Platte aufkommt oder auch mal den Boden berührt, ist in der Runde in Egestorf nicht wichtig. Hier spiele jeder, so gut er kann, sagt Völkel, fügt dann aber schnell hinzu: „Ich versuche schon, nicht allzu oft daneben zu schlagen.“ Tischtennistrainer Krabbe wüsste nicht, wo es im Umkreis ein vergleichbares Sportangebot sonst noch gebe, abgesehen von Hannover. Wohl auch deswegen hat sich das Training des TSV Egestorf herumgesprochen, und die Nachfrage ist groß. Die Gruppe hat inzwischen mehr als 30 Mitglieder, die nicht nur aus Barsinghausen kommen, sondern auch aus Wennigsen, Ronnenberg und Wunstorf. Damit jeder spielen kann, hat Krabbe erst vor Kurzem vier weitere Tische angeschafft.