Jetzt überraschte Vehlies mit dieser Aussage: Voi-Mitarbeiter auf der Straße hätten ihm berichtet, dass das Geofencing, mit dem das Unternehmen das Abstellen der Leihroller überwacht, in Empelde gar nicht aktiv sei. Ein Sprecher des Unternehmens widerspricht dieser Behauptung. Das sei möglicherweise ein Missverständnis.
„Geofencing ist bei uns durchgehend aktiv und bildet die technische Grundlage unseres Geschäftsmodells“, stellt der Sprecher fest. „Eine gezielte oder temporäre Deaktivierung dieser Funktionen erfolgt nicht.“ Er räumt aber auch ein, dass insbesondere Kreuzungsbereiche, Fußgängerampeln oder schmale Gehwege oftmals zu kleinteilig seien, um sie mit dem satellitengesteuerten GPS präzise zu erfassen – die Ortung ist in der Regel nur auf wenige Meter genau.
Das stört Vehlies bei seinen täglichen Wegen durch den Ronnenberger Stadtteil Empelde, in dem Voi seine E-Scooter verleiht. Denn offenbar ermöglicht es diese Einschränkung des Geofencing den Kunden, ihre Roller nach der Nutzung dort abzustellen, wo sie andere Mitmenschen behindern – auf Behindertenparkplätzen, an Treppenaufgängen oder Straßenquerungen beispielsweise. Auch bei den Sprinträdern, die angeblich nur in speziell dafür ausgewiesenen Zonen abgestellt werden können, ist dieses Ärgernis auf Empeldes Straßen zunehmend zu beobachten.
Exemplarisch berichtet Vehlies von einem E-Scooter, der bereits seit längerer Zeit auf einem schmalen Gehweg in der Härkenstraße abgestellt sei. Mehrfach habe er beobachtet, wie eine Mutter mit Kinderwagen Schwierigkeiten hatte, die Stelle zu passieren. „Die Lage ist überhaupt nicht besser geworden“, moniert der Empelder mit Blick auf Verbesserungen, die die Verwaltung mit Einrichtung von festgelegten Abstellflächen zuletzt in Aussicht gestellt hatte. Die Flächen gibt es offenbar noch immer nicht.
„In Ronnenberg betreiben wir kein stationsbasiertes, sondern ein sogenanntes freischwebendes System („Freefloating“), in dem Nutzer ihre Fahrzeuge innerhalb definierter Zonen flexibel abstellen können“, beschreibt der Voi-Sprecher die aktuelle Vorgehensweise. Ergänzend seien im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung mehrere Parkverbotszonen sowie einzelne Stationen eingerichtet, die erfreulich gut angenommen würden. Entscheidend sei eine Kombination aus technischer Steuerung, Nutzeraufklärung und enger Zusammenarbeit mit der Kommune.
Voi ist von seinen Abstellanforderungen mit Fotobeweis überzeugt. Ein System aus Belohnung oder Sanktionierung, je nach Verhalten, soll die Disziplin der Nutzer zusätzlich verbessern. Außerdem hat die Firma einen Scooter-Melder für falsch abgestellte Fahrzeuge eingerichtet. Diese würden dann in kurzer Zeit abgeholt, so der Sprecher.
Das klappe aber nur bedingt, kritisiert Vehlies, der in Gesprächen mit Empelderinnen und Empeldern aus diesem Grund auch eine Art Meldefrust herausgehört haben will. Interessanter findet er – auch aufgrund finanzieller Vorteile für die Stadtkasse – wenn die Kontrolleure der Verwaltung das falsche Abstellverhalten ahnden. Der Vorwurf laute „Sie behinderten beim Parken andere“, erläutert Svenja Ryll, Leiterin der Unteren Verkehrsbehörde in Ronnenberg. Ein Bußgeldbescheid an Voi als Halter sei die Folge.
Auf Zuruf könnten die städtischen Mitarbeiter aber leider nicht agieren. „Das können wir nicht leisten. Die Mitarbeiter würden sonst Ping-Pong-artig durch das Stadtgebiet gehetzt“, befürchtet Ryll, bei allem Verständnis für den Einzelfall. Sie verspricht, dass neuralgische Punkte häufiger kontrolliert würden, was im Übrigen auch für falsch geparkte Pkw gelte. Außerdem kündigte sie an, dass noch im Frühjahr feste Abstellflächen für E-Scooter markiert werden sollen.
Wie hoch der Gesamtbetrag für Bußgelder an die Stadt Ronnenberg im Jahr 2024 insgesamt gewesen ist, konnte der Voi-Sprecher nicht sagen. Die Sprinträder von Donkey-Republik können indes, laut Ryll, nicht mit Bußgeldern belegt werden – sie tragen kein Kennzeichen.
Grundsätzlich sind die orangefarbenen Leihräder aber gut als Fahrzeuge dieses Anbieters zu erkennen – was dem Konzept des Anbieters entspricht. Eine Identifikation des Halters erscheint deshalb nicht wirklich unmöglich.
Das Sprintrad – als Alternative auf der letzten Meile für den E-Scooter angetreten – hat diese Rolle zumindest in puncto Ärger mit Falschparken in Ronnenberg bereits erfüllt.