50 Jugendliche begeistern mit „Ein Wunder für Ralph“
Premiere des Stückes am Matthias-Claudius-Gymnasiums endet in der vollbesetzten Aulamit stehenden Ovationen – und einer starken Botschaft

Kampf um den Sieg: Max Rupnow (links) als Ralph Walker mit dem Marathongewinner Bannon, gespielt von Antonis Siamos.Foto: Heidi Rabenhorst
Gehrden. Es gibt Theaterabende, die unterhalten – und solche, die bleiben. „Ein Wunder für Ralph“, das neue Stück des Matthias-Claudius-Gymnasiums unter der Regie von Ludger Deters und Fred Ritzer, ist beides: bewegend und unterhaltsam. Die Adaption des Films „Saint Ralph – Ich will laufen“ bringt eine Coming-of-Age-Geschichte auf die Bühne, die das Publikum zum Schmunzeln bringt, aber auch tief berührt. Bei der Regiearbeit werden Deters und Ritzer unterstützt von ihrer Kollegin Sophie Vogt und Schülerin Kaylin Karakas.

Im Zentrum steht der 14-jährige Ralph Walker, brillant gespielt von Max Rupnow (17). Er wächst in einer katholischen Jungenschule der Fünfzigerjahre ohne Vater auf, während seine schwerkranke Mutter im Krankenhaus liegt. Ralph klammert sich an die Hoffnung auf ein Wunder – und beschließt, den Boston-Marathon zu gewinnen. Nicht um der sportlichen Leistung willen, sondern aus der tiefen Überzeugung, dass dieser Sieg seine Mutter aus dem Koma erwachen lässt. Als diese ihm im Traum erscheint und ihn mit dem Lied „Believe“ auffordert, an „sein“ Wunder zu glauben, beginnt er zu trainieren.

Die Regisseure reagierten offen auf im Vorfeld geäußerte Kritik zur Rollenverteilung. Einige Ensemblemitglieder hatten angemerkt, dass die Geschichte kaum weibliche Figuren vorsieht. Fred Ritzer betont: „Wir haben mehr Mädchen eingebunden. Aus einem reinen Jungeninternat ist eine Schule mit Mädchen und Jungen geworden“. Zusätzlich wurden aus Priestern Priesterinnen und aus Vätern Mütter gemacht.

Gestrichen wurde außerdem eine Szene im Schwimmbad, bei der sich Hauptdarsteller Max Rupnow bei den Proben unwohl gefühlt hatte. Stattdessen wurde die Szene kreativ umgestaltet: In der Bühnenfassung findet nun eine humorvolle „Limonadentrink-Challenge“ statt. Regisseur Ludger Deters erklärt: „Im Film sollte Ralph durch diese Szene bloßgestellt und zur Zielscheibe für Spott werden. Diesen Moment wollten wir beibehalten – aber auf eine für das junge Ensemble passendere Weise.“ Alles, was mit Sexualität zu tun hatte, sei bewusst aus dem Stück herausgenommen worden.

Auch die Frage, ob das Stück zeitgemäß ist, wurde im Vorfeld diskutiert – vor allem wegen seines religiösen Rahmens. Doch genau darin liegt die Stärke der Inszenierung. Es geht nicht um dogmatische Glaubensfragen, sondern um Hoffnung, Mut, Zusammenhalt – und den Glauben an sich selbst. „Gerade das ist es, was junge Menschen heute brauchen“, sagte eine Zuschauerin nach der Premiere.

Ein besonderer Moment war für viele Ensemblemitglieder die intensive Probenwoche auf der Wewelsburg. Dort sei das Ensemble „spürbar zusammengewachsen“, berichten Deters und Ritzer.

Die Aufführung endet mit einem emotionalen Höhepunkt: Gemeinsam singt das Ensemble „Steh auf, wenn Du am Boden bist“ von der Formation Die Toten Hosen – und das Publikum erhebt sich. Es wird nicht nur geklatscht, sondern kraftvoll mitgesungen. Ein Moment, der Gänsehaut macht und zeigt, wie stark Theater junge Menschen bewegen kann.

Fabian Zörkendörfer vom Schulleitungsteam ist voll des Lobes nach der Aufführung: „Für Eure überragende Leistung würde ich Euch 15 Punkte geben“, rief er den Jugendlichen zu. Jetzt könne auch keiner mehr sagen, dieses Stück sei nicht zeitgemäß. „Mit Eurer Kreativität, Energie und Ausdauer habt Ihr dieses Projekt zum Leben erweckt und auf die Bühne gebracht“, fügt der Pädagoge hinzu. Jede einzelne Rolle, jede Szene, jedes Bühnenbild habe gezeigt, wie viel Herzblut, Teamgeist und Witz in dieser Inszenierung stecke.

Viele weitere Zuschauerinnen und Zuschauer äußern sich begeistert. Franziska Weise bringt es auf den Punkt: „Die Jugendlichen haben in ihren Rollen allesamt überzeugt. Besonders Max Rupnow als Ralph war großartig.“ Auch der ehemalige MCG-Schulleiter Sigurd von Boetticher zeigt sich angetan von der Leistung der Jugendlichen. „Vor allem das Ineinandergreifen der einzelnen Szenenbilder finde ich fantastisch“, sagt der Gehrdener.

Eine Besucherin, die ihren Namen nicht veröffentlichen will, hätte sich „mehr Sprechrollen und weniger reine Tanzszenen“ gewünscht. Dennoch überwiegt das Lob. Besonders drei Zehntklässlerinnen sind sich einig: „Es geht nicht nur um Religion, sondern darum, an sich selbst zu glauben. Und das ist aktueller denn je.“

Juliane Thiele gerät ins Schwärmen, als sie über die Leistung des Ensembles spricht. „Das Engagement war die ganze Zeit zu spüren. Die Darstellerinnen und Darsteller sind nicht nur in eine Rolle geschlüpft, sie haben sie verwirklicht und sind in ihnen aufgegangen“, betont sie.

Weitere Aufführung: Freitag, 20. Juni, 18 Uhr, in der MCG-Aula, Matthias-Claudius-Straße 15, 30989 Gehrden.

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