In der aktuellen Brutsaison befinden sich viele Jungvögel bereits in der sogenannten Ästlingsphase. Dabei wirken sie oft unbeholfen, sitzen im Gras oder hüpfen am Boden umher – ein Anblick, der bei vielen Menschen Mitleid und den Wunsch auslöst zu helfen. Doch genau das kann den jungen Tieren schaden.
„Ästlinge haben das Nest bereits freiwillig verlassen, obwohl sie noch nicht richtig fliegen können“, so Rogoschik. „Sie tragen schon ein Federkleid und werden weiterhin von ihren Eltern betreut und gefüttert – oft aus sicherer Entfernung, wenn Menschen in der Nähe sind.“
Wer unsicher ist, ob ein Jungvogel Hilfe braucht, sollte sich drei einfache Fragen stellen: Hat der Jungvogel noch kein Federkleid? Wirkt er verletzt oder apathisch? Drohen unmittelbare Gefahren, etwa durch Katzen? Wenn alle drei Fragen mit „Nein“ beantwortet werden können, ist keine Hilfe nötig.
Der Jungvogel ist in der Natur am besten aufgehoben. Ist das Tier jedoch verletzt, ohne Federkleid oder konkreten Gefahren ausgesetzt, ist behutsames Eingreifen erlaubt. So kann ein noch nackter Nestling vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden – entgegen weit verbreiteter Mythen nehmen Eltern ihren Nachwuchs auch nach Berührung durch den Menschen wieder an.
Im Zweifel kann ein vermeintlich gefährdeter Ästling in ein nahegelegenes Gebüsch gesetzt werden – aber bitte nicht weiter als 20 Meter vom Fundort entfernt, damit die Eltern ihr Junges wiederfinden. Diese suchen bis zu 24 Stunden nach ihrem Nachwuchs.
„Leider landen jedes Jahr viele gesunde Ästlinge in unserer Auffangstation, weil sie fälschlich als hilfsbedürftig eingestuft wurden“, berichtet Rogoschik. „Doch die enge Prägung auf die Vogeleltern führt dazu, dass sie sich bei uns kaum füttern lassen – mit oft tragischem Ausgang.“
Der NABU bittet daher dringend: Lassen Sie Jungvögel in der Natur. Die beste Hilfe ist ein naturnahes Umfeld mit genügend Versteckmöglichkeiten. Weitere Informationen gibt es beim NABU-Artenschutzzentrum Leiferde unter