Volle Konzentration auf die Kreisliga
Gründungsmitglied des Tischtennisvereins Linderte: Herma Heims führte den TTV von zwei provisorischen Spanplattenbis in die Damen-Bezirksklasse. Jetzt legt sie den Vereinsvorsitz nieder.

Mitbegründerin des Tischtennisvereins Linderte: Die 77-jährige Herma Heims legt zwar den Vereinsvorsitz nieder, bleibt aber in der Damen-Kreisliga als Spielerin aktiv.Foto: Ingo Rodriguez
Linderte. An die Anfänge des Tischtennisvereins (TTV) Linderte erinnert sich die 77-jährige Herma Heims gerne: „Es begann in einem Klassenraum der Alten Schule.“ Der Tischlermeister des Dorfes habe zuvor aus Spanplatten zwei Tischtennisplatten gebaut und angemalt, erzählt sie und schmunzelt.

Gut 60 Jahre liegt das nun zurück. Seitdem ist beim TTV viel passiert. Heims ist inzwischen das einzige verbliebene Gründungsmitglied des Vereins. Sie führte den TTV als Spielerin und Vorstandsmitglied bis in die Frauen-Bezirksklasse. Bis heute steht Heims auch noch in der Kreisliga selbst aktiv an der Platte.

Auf Einsätze als Spielerin will sich die 77-Jährige künftig voll konzentrieren. Ihren Posten als Vereinsvorsitzende legt die Mitbegründerin nach fast zehn Amtsjahren nieder. „Es hat sich jemand für die Nachfolge gefunden. Es ist Zeit, den Posten in jüngere Hände zu geben“, sagt Heims.

Sie ebnet mit dem Wechsel auch den Weg in die Zukunft. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt“, sagt die scheidende Vorsitzende. Der Verein liege ihr sehr am Herzen: „Ich bin froh, dass es auch künftig in Linderte mit Tischtennis weitergeht.“ Heims ist in dem Dorf geboren, hat zwei erwachsene Söhne und wohnt bis heute in Linderte.

Einst legte Heims mit 14 weiteren Frauen den Grundstein für den Tischtennissport im Dorf. Anlass für die Gründungsversammlung am 27. Mai 1968 - zunächst als reiner Damenklub – war demnach eine Initiative der bereits verstorbenen Dorfbewohnerin Helga Kowaltschik. „Etliche Ehemänner aus Linderte waren im Schützenverein und die Frauen wollten dann auch auf Vereinsebene aktiv werden“, erzählt Heims. Nur: „Frauen sollten bei den Schützen damals noch nicht aufgenommen werden. Außerdem wollten einige von uns auch nicht zum Schießsport“, berichtet sie.

Heims hatte Tischtennis zuvor auch nur einmal zum Spaß ausprobiert. Trotzdem gründeten die 15 Frauen den TTV. „Ich war aber auch das einzige Gründungsmitglied, das je aktiv mitgespielt hat“, erzählt die 77-Jährige. Trotzdem habe das Projekt schnell Fahrt aufgenommen. Unter der ersten und langjährigen Vorsitzende Kowaltschik – sie war bis 1993 im Amt – sei mithilfe von Vereinstischtennisspielern aus dem Nachbardorf Holtensen rasch ein Trainings- und Spielbetrieb aufgebaut worden. Begonnen habe es mit einer Damen- und einer Herrenmannschaft.

Heims prägte den Verein von Anfang an auch als Sportwartin: Seit den Siebzigerjahren bis 2006 habe sie dieses Amt ausgeübt und in Absprache mit den weiteren Vereinen den Spielbetrieb organisiert. „Zwischenzeitlich habe ich auch kurz eine Jugendmannschaft betreut“, erzählt sie. Schon kurze Zeit nach den Anfängen sei der Trainings- und Spielbetrieb in das Dorfgemeinschaftshaus verlegt worden.

„Nach einigen Aufstiegen hatten wir sogar zwei Ausflüge in die Bezirksklasse, aber sind dann wieder in die Kreisliga abgestiegen“, sagt Heims. Für höhere Spielklassen wäre deutlich mehr Training als nur eine Einheit pro Woche und ein lizenzierter Übungsleiter notwendig gewesen.

Dennoch hält Heims die Entwicklung des Vereins für beachtlich: Die Mitgliederzahl sei stabil und liege zurzeit bei 43. „Davon sind 28 für den Spielbetrieb gemeldet“, berichtet die Mitbegründerin. Derzeit trete der TTV mit insgesamt vier Teams an: „Eine reine Damenmannschaft, zwei reine Herrenmannschaften und ein gemischtes Team“, zählt die 77-Jährige auf. Ohnehin sei es aber inzwischen möglich, Damenspielerinnen auch in Herrenteams einzusetzen.

Heims Leidenschaft für den TTV führte sich schließlich auch an die Vereinsspitze: Nach mehreren Wechseln im Vorsitz übernahm Heims im Jahr 2016 den Führungsposten. „Ich bin als Vorsitzende so gut wie immer an den Trainingstagen da, schließe das Dorfgemeinschaftshaus auf und spreche mich mit der Stadt wegen der Punktspiele über die Raumbelegung ab“, zählt sie einige Aufgaben auf.

Die ehrenamtlichen Zuständigkeiten will sie nun abgeben: „Es ist an der Zeit.“ Eine weitere Amtsperiode strebe sie nicht an. „Ich möchte auch ohne Vorstandsposten noch möglichst lange in der Damen-Kreisliga weitermachen“, kündigt sie an. Sie sei auch froh, dass ihr 52-jähriger Sohn Marc-Oliver den Posten des Sportwartes und Webmasters übernommen hat. Ihr sei nämlich die Digitalisierung nicht leicht gefallen: „Früher gab es Staffelsitzungen der Vereine, um Termine festzulegen. Heute läuft alles online per Whatsapp“, so Heims.

Anlässlich ihres Rückzuges aus dem Vorstand äußert sie auch Lob für langjährige Mitstreiterinnen. Ohne die Unterstützung der stellvertretenden Vorsitzenden Marianne Flor „wären viele Dinge nicht möglich gewesen“. Flor übe dieses Amt seit 45 Jahren aus. Dankbar ist Heims auch ihrer Weggefährtin Ellen Busse, die seit mehr als 30 Jahren den Posten der Kassiererin innehabe und nun ebenfalls einen Amtswechsel einleite. „Ich bin stolz auf alles, was wir zusammen geschafft haben“, sagt Heims.

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