Anlass des Spaziergangs ist die bundesweite Aktionswoche für Kindertagespflege. Mit Informationsabenden und Präsentationsständen wird in Wennigsen und andernorts diese bewährte aber mitunter nicht so bekannte Form der Kinderbetreuung in den Mittelpunkt gerückt. „Wir wollen gesehen werden“, sagt Jessica Bartels-Sonntag, Leiterin des Fachbereichs Kindertagespflege bei der Gemeinde. Denn oft werde der Begriff Kindertagespflege gleichgesetzt mit Pflege oder Tagespflege von Senioren. Es handele sich aber nicht um ein Angebot für kranke und zu pflegende Kinder. „Die Kindertagespflege ist komplett gleichzusetzen mit Krippenplätzen und hat dieselbe hohe Wertigkeit“, sagt Bartels-Sonntag.
Entsprechend richtet sich auch die Kindertagespflege an Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren. Die Aktionen sind dazu da, auf das Angebot hinzuweisen. Denn: „Die Nachfrage nach Plätzen in der Kindertagespflege hat zuletzt nachgelassen“, sagt die Fachbereichsleiterin.
Und das hat einen einfachen Grund: Die Zahl der Geburten geht zurück, daher gibt es auch weniger Kinder im Alter von unter drei Jahren (sogenannte U3-Kinder). Jacqueline Gebauer, Erste Gemeinderätin der Gemeinde Wennigsen, berichtet auf Nachfrage davon, dass die Zahl der Null- bis Zweijährigen von 312 im Jahr 2024 auf 217 im Jahr 2025 bereits recht stark gesunken ist. „2027 werden es laut Prognose noch 207 sein“, sagt Gebauer. Bei dieser Prognose handelt es sich um einen statistischen Wert der Region Hannover zur Entwicklung der Krippen- und Kindergartenkinder in den einzelnen Kommunen.
Innerhalb des Gemeindegebiets gibt es aktuell 136 Plätze für U3-Kinder in Kindergarteneinrichtungen, hinzu kommen 55 Kinder, die in Einrichtungen für Kindertagespflege betreut werden. Es gibt 16 Kindertagespflegepersonen in zwölf verschiedenen Einrichtungen, allesamt im privaten Umfeld. „Viel spricht sich von Mund zu Mund herum. Aber wer sich für sein Kind für das Modell entscheidet, macht das bewusst – weil es in einem privaten Umfeld stattfindet und mit maximal fünf Kindern pro Pflegestelle auch eine ganz andere Betreuungsform bietet als in einer Krippe“, sagt Bartels-Sonntag.
Ute Wohlmann ist seit 2000 Kindertagespflegeperson. „Es steckt viel Herzblut drin“, sagt die gelernte Erzieherin. Damals sei Kindertagespflege noch recht exotisch gewesen, erinnert sich Wohlmann und erhält von Zustimmung von Bettina Boller, die seit 2001 eine Kindertagespflege anbietet. „Mittlerweile ist sie den Krippen gleichgestellt – auch wegen der Förderungen aus öffentlicher Hand“, sagt Boller. Für das kommende Kindergartenjahr ab August sind beide Frauen in ihren Tagespflegen ausgebucht – aber für 2026 sind noch Plätze frei, was korrespondiert mit rückläufigen Zahlen an U3-Kindern.
Die Anbieter von Kindertagespflegen haben die nötigen Qualifizierungen. Die Region Hannover nimmt eine genaue Prüfung vor. Wer keine pädagogische Grundausbildung hat, muss einen Qualifizierungskurs belegen. Den gibt es beispielsweise bei der VHS Barsinghausen, wo laut Bartels-Sonntag sogar derzeit zwei Personen aus Wennigsen an einer solchen Maßnahme teilnehmen. Die Betriebserlaubnis für die Pflegestätte muss alle fünf Jahre erneuert werden. Einmal pro Jahr steht eine Fortbildung, alle zwei Jahre ein Erste-Hilfe-Kurs auf dem Programm.
Aber wie ist der Trend, wenn die Eltern eine Wahlmöglichkeit zwischen klassischer Krippe und Tagespflege haben? „Im U3-Bereich deutet alles auf eine bewusste Entscheidung der Eltern für die Betreuung durch eine bestimmte Kindertagespflegeperson hin“, sagt Gebauer. Die Eltern entschieden sich oft für eine ihnen bekannte oder empfohlene Kindertagespflegeperson, so die Erste Gemeinderätin.
Dem kann Boller nur zustimmen. „Es kommt oft vor, dass man ein Kind betreut hat, und dann melden die Eltern das zwei Jahre später geborene Geschwisterkind bei mir an, weil sie mich schon kennen.“