Wo aus Mais und Mist Stromund Warmwasser werden
Investition soll den Fortbestand der Biogasanlage Landringhausen sichern –
indem die Stromproduktion flexibler wird

Luftbild: Das ist das Gelände inklusive der Biogasanlage aus der Vogelperspektive.Foto: privat
Barsinghausen. Hohe Türme, riesige, kugelförmige Silos und alles zumeist in grüner Farbe: Wer aufmerksam unterwegs ist, sieht viele Biogasanlagen. Diese befinden sich auf Feldern und an landwirtschaftlichen Wegen – auch in Landringhausen. Wir haben uns erklären lassen, wie die Biogasanlage eigentlich funktioniert.

Die Landwirte Jan von Perbandt-Warneke, Arndt Haller (beide aus Landringhausen) und Cord Blume aus Nordgoltern sind die Betreiber der Anlage, die unter LA BioEnergie GmbH & Co. KG firmiert. 2010 ging die Anlage in Betrieb.

Die Anlage arbeitet auf Hochtouren – und produziert Strom. Die Vorgänge in einer solchen Anlage sind hochkomplex und klingen im Detail wie wissenschaftliche Ausarbeitungen in Biologie und Chemie. Einfach erklärt: Die Anlage erhält als Betankung einen Mix aus Schweinegülle, Mais und Mist, die Landwirte sprechen in diesem Fall von „Input-Stoffen“.

„Unser Vorteil ist, dass wir alles selbst anbauen“, sagt Haller. So würden Transportwege entfallen. „Das ist ein System, das funktioniert.“ Mit der Tierhaltung auf dem eigenen Hof sowie dem Ackerbau in Landringhausen und Umgebung ist man gut aufgestellt. Denn für die Anlage werden 70 Hektar benötigt, der gesamte Ackerbaubetrieb ist deutlich größer.

Die Anlage produziert aus den Input-Stoffen zunächst Gas. Große Motoren sorgen dafür, dass eine Umwandlung in Strom erfolgt. Dieser wird von der LA BioEnergie ins Netz eingespeist und verkauft.

Die Anlage benötigt 20 Tonnen Kraftstoff-Mix – pro Tag. Nur dann entsteht genug Gas, um daraus den Strom erzeugen können. Der Motor als Herzstück dieses Prozesses hat eine Leistung von 1200 Kilowatt.

In Deutschland gab es zwischen 1993 und 2022 einen kontinuierlichen Anstieg der Anzahl der Biogasanlagen – inklusive eines Booms ab dem Beginn des neuen Jahrtausends. „Zwischen 2004 und 2010 sind 80 Prozent der heutigen Anlagen entstanden“, berichtet von Perbandt-Warneke. Nach offiziellen Statistiken gab es bis 2022 bundesweit 9876 Anlagen, in den vergangenen Jahren kamen aber immer weniger hinzu. Die Gründe machen auch der LA BioEnergie zu schaffen.

Ab 2012 sei es durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG), das die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen regelt, immer schwieriger geworden. „Die große Zeit ist vorbei. Politisch hat man alles abgewürgt. Alle zwei Jahre wird das EEG neu aufgelegt, ständig ändern sich Förderrichtlinien“, sagt von Perbandt-Warneke. So sei etwa der sogenannte Güllebonus weggefallen, der Maisanteil, der zur Energieerzeugung genutzt werden darf, soll kontinuierlich weiter sinken.

Nicht nur Firmen, die sich auf den Biogasanlagenbau spezialisiert haben, geben laut Haller auf. Auch auf die Betreiber der Anlagen hat das Auswirkungen. Die Förderungen sind für 20 Jahre festgelegt. Wer also zu Beginn des Booms 2004 oder danach an den Start ging, muss sich das weitere Vorgehen nun genau überlegen. Denn natürlich sind Biogasanlagen-Betreiber auch Wirtschaftsbetriebe.

In Landringhausen tritt das Ende der Förderung erst 2030 ein. Doch auch dort haben sie sich früh Gedanken und ihre Anlage fit für die Zukunft gemacht. „Irgendwann ein Schloss davor machen und aufhören, das kam für uns nicht in Betracht. Dazu passt die Anlage viel zu gut in unseren landwirtschaftlichen Betrieb rein“, sagt von Perbandt-Warneke. Vor einem Jahr begann man mit einer Umrüstung und Erweiterung, die in großen Teilen schon fertig und spätestens im Sommer 2025 abgeschlossen ist.

Ein neuer Motor, der Wärme abgibt und sie speichert, zählt zum Beispiel dazu. Damit versorgt die LA BioEnergie mehr als 100 Wohneinheiten und städtische Gebäude wie den Kindergarten und das Feuerwehrhaus mit Energie in Landringhausen, die jeweils für das Warmwasser genutzt wird. „In unseren Thermoskannen ist es drin“, sagt Haller und zeigt auf die zwei hohen Silos, in der die Wärme gespeichert wird.

Ein anderer wichtiger Speicher entsteht innerhalb der Umrüstung für das Biogas selbst. Dort kann es 50 Stunden verbleiben, ehe es in den Prozess der Stromumwandlung geführt wird. „Dadurch läuft die Anlage nur dann, wenn es sinnvoll ist und Strom benötigt wird“, erklärt von Perbandt-Warneke und zeigt auf eine Grafik, die das Überangebot auf dem Markt zeigt, wenn von mittags bis nachmittags die Sonne hochsteht und durch Photovoltaikanlagen schon genug Strom produziert wird. „Somit können wir die Anlage effizienter laufen lassen.“

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