Die Pläne, den Bereich Empelde-Mitte zu bebauen, sind mehr als 40 Jahre alt. Schon 1985 wurde für den Bereich zwischen Brandenburger Straße, der Berliner Straße und der Breiten Straße ein städtebaulicher Ideenwettbewerb initiiert. Im Jahr 2000 hat der Rat der Stadt beschlossen, einen Bebauungsplan aufzustellen. Nach der Entwicklung verschiedener Varianten und der Einbindung der Öffentlichkeit stimmte das Gremium 2006 dem Bebauungsplan 100 als Satzung zu.
War in Empelde-Mitte schon immer der Bau von Wohnungen geplant?Ja und nein. Es gab zwischenzeitlich Ideen seitens der KSG Hannover, in Empelde Gebäude für altersgerechtes Wohnen zu errichten. Aber auch Wohnungsbau und der Bau eines neuen Rathauses im Zentrum des größten Stadtteils wurden in der Vergangenheit schon diskutiert – und wieder verworfen.
War das Gelände zuvor schon mal bebaut?Ja. Beim Bereich Empelde-Mitte handelt es sich sogar um die sogenannte Keimzelle der Siedlung. Im Sommer 2013 haben Grabungstechniker des Landesamtes für Denkmalpflege am Verbindungsweg zwischen der Straße Am Rathaus und der Berliner Straße Siedlungsreste aus dem 2. bis 4. Jahrhundert freigelegt – damals eine kleine Sensation. Bis zu dieser Zeit waren Historiker davon ausgegangen, dass Empelde im 9. Jahrhundert, zwischen 826 und 876, erstmals urkundlich als Amplithi erwähnt wurde. Die neuen Funde gingen mehr als 1500 Jahre zurück. Erst seit dem Abriss einer früheren Hofstelle in Jahr 2009 ist Empelde-Mitte aber eine reine Grünfläche.
Hat diese Vergangenheit Auswirkungen auf Planungen und Bauarbeiten in Empelde-Mitte?Das ist so. Sämtliche in den Boden eingreifenden Erdarbeiten, wie Erschließungsarbeiten, Oberbodenabtrag und alle in den Unterboden reichenden Bodeneingriffe, bedürfen laut Niedersächsischem Landesamt für Denkmalpflege einer denkmalrechtlichen Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde. Diese wird nur unter entsprechenden Auflagen und Bedingungen erteilt werden. Etwaige Funde, die nicht unerwartet wären, müssen unverzüglich gemeldet werden.
Wie groß ist die Planungsfläche? Und wo genau erstreckt sich das Planungsgebiet Empelde-Mitte?Der Bebauungsplan 100 umfasst die gesamte Fläche zwischen Berliner und Breite Straße. Im Norden und Süden begrenzen zwei markante Gebäude das Areal, die aufgrund ihrer Farbgestaltung als Grünes Hochhaus und Mondrian-Hochhaus bekannt sind. Die überplante Fläche hat eine Größe von fast 44.000 Quadratmetern, von denen rund 30.000 Quadratmeter bebaut werden sollen.
Geht damit die gesamte Grünfläche verloren?Nein, der Bebauungsplan sieht neben einer öffentlichen Parkfläche mit einem Spielplatz auch private Grünflächen und eine Streuobstwiese vor.
Sind an der Planung ausschließlich private Investoren beteiligt?Nein, die Stadt Ronnenberg plant selbst im Bereich des Fußgängerüberwegs gegenüber dem Rewe-Markt an der Berliner Straße den Bau eines Stadthauses. Das ist vergleichbar mit einem Dorfgemeinschaftshaus. Das Gebäude soll neben einer Außenterrasse auch eine Gastronomie erhalten. Die Verwaltung hat das dafür benötigte Grundstück bereits erworben. Da sich auch der Bereich der heutigen Polizeistation innerhalb der Planungsfläche befindet, soll auch diese an der Straße Am Rathaus einem kleinen Neubau weichen.
Was planen die anderen Investoren?Es soll ein komplett neues Wohnquartier entstehen. Laut Bebauungsplan soll es insgesamt etwa 200 Wohneinheiten umfassen, die auf fünf sogenannte Wohncluster mit Hofcharakter aufgeteilt sind. Je nach genauer Ausführung könnten darin etwa 300 Menschen ein neues Zuhause finden. Hinzu kommen bis zu 50 Einheiten für Seniorenwohnen.
Soll Empelde Mitte ein architektonischer Einheitsbrei werden?Das ist Geschmackssache. Geplant ist allerdings, dass die Cluster nicht alle gleich groß werden sollen. Vielmehr bieten sie in Bezug auf Wohneinheiten, Gebäudeanzahl und Zahl der Geschosse eine gewisse Bandbreite an und sollen jeweils individuell gestaltet werden. Das kleinste Cluster umfasst nur knapp 2200 Quadratmeter Bruttogrundfläche beziehungsweise 21 Wohneinheiten. Mit 7000 Quadratmetern und 72 Wohneinheiten ist das Cluster nördlich der Straße Am Rathaus das größte der fünf und soll optisch zwischen dem neuen Quartier und den Hochhäusern an der Brandenburger Straße vermitteln.
Gibt es noch weitere Besonderheiten bei der Planung?Ja, die Wohngebäude sollen mit Tiefgaragen versehen werden, damit Stellplätze für die Bewohnerinnen und Bewohner garantiert werden können. Alle Gebäude sollen über vorhandene Straßen erreichbar sein. Ein Teil der Fläche soll zudem als Mischgebiet ausgewiesen werden. Der Grund: In einem Neubau, direkt angrenzend an das grüne Hochhaus an der Berliner Straße, plant unter anderem eine Bank die Einrichtung einer neuen Filiale.
Wie wirken sich die zusätzlich versiegelten Flächen im Zentrum Empeldes auf die Menge des Oberflächenwassers aus, und wohin soll dieses abgeleitet werden?Oberflächenwasser ist in einigen Bereichen Empeldes ein Problem, wenn Starkregenereignisse eintreten. Im Sommer 2024 war die nahe gelegene Unterführung zum Sportpark in kürzester Zeit vollgelaufen, nachdem die Kanalisation der umliegenden Straßen die Wassermenge nicht mehr aufnehmen konnte. Der Bebauungsplan legt aber fest, dass das auf den privaten Grundstücksflächen in Empelde-Mitte anfallende Niederschlagswasser auch auf diesen versickern oder zurückgehalten werden muss. Im Bereich der öffentlichen Grünflächen anfallendes Niederschlagswasser soll im Bereich einer neuen Versickerungsmulde und auf der Grünfläche selbst versickern.
In Empelde befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg eine Munitionsfabrik. Sind im Planungsgebiet deshalb noch Blindgänger als Überbleibsel von Luftangriffen zu erwarten?Das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen hat im Januar 2025 bereits eine Luftbildauswertung vorgenommen und drei kleine Flächen identifiziert, die noch genauer untersucht werden müssen. Dafür sollen weitere Sondierungen erfolgen.