Sichere Zufluchten für Mädchen und Jungen in Not
In Ronnenberg ist die erste Kinderschutzinsel in der Kita Hirtenstraße geöffnet /
Die Verwaltung will die Anzahl auf deutlich mehr als 20 erhöhen

Buntes Zeichen am Briefkasten: Gemeinsam mit Michaela Schneider (Mitte) markiert Marlo Kratzke (Dritter von links) die Kita Hirtenstraße als Kinderschutzinsel. Mit dabei sind Silvia Brandt (von links) Thomas Marhenke, Kathrin Hofmann, Viktoria Wenthe und Stefanie Hoffmann.Foto: Uwe Kranz
Ronnenberg. Es sind bunte Aufkleber, etwa in der Größe einer Langspielplatte, mit einer klaren Botschaft: Kinderschutzinsel. Mit diesem Prädikat schmückt sich seit Dienstag die Kita Hirtenstraße in Empelde. Der Aufkleber ist in erster Linie ein Signal an Kinder. In der Kinderschutzinsel finden sie Zuflucht, wenn sie der Meinung sind, dass sie Hilfe brauchen. Die erste Kinderschutzinsel in der Stadt Ronnenberg soll aber nur ein Anfang sein. In den kommenden Wochen und Monaten will die Verwaltung ein dichtes Netz weiterer Anlaufstellen über das Stadtgebiet spannen.

Fest geplant ist, dass die mehr als 20 Kitas in der Stadt zu Kinderschutzinseln werden. Darüber hinaus gibt es Kontakt zu rund 50 Gewerbetreibenden, die ebenfalls als solche Zufluchtsorte infrage kommen. Für die Kinder soll der Kontakt möglichst niederschwellig und unkompliziert sein, erklärt Stefanie Hoffmann, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen, bei der Stadt Ronnenberg.

Voraussetzungen für Gewerbetreibende sind ein öffentlicher Zugang, der barrierefrei ist und zu einer öffentlichen Straße gerichtet ist.

Die Räume müssen von zwei Beschäftigten gleichzeitig besetzt sein, die Öffnungszeiten sich an den gesetzlichen Öffnungszeiten orientieren.

Die Kinderschutzinseln sind Teil der städtischen Präventionsstrategie. Sie sollen nicht nur in tatsächlichen Notsituationen helfen. „Wir wollen auch den Eltern die Angst nehmen“, sagt die Kontaktbeamtin der Ronnenberger Polizei, Kathrin Hofmann. Auch sie gehört der Kinderschutzallianz an, die mit vielen Partnern versucht, das Kinderschutzinsel-Projekt im gesamten Bundesgebiet und im Ausland bekannt zu machen und umzusetzen. Als Nebeneffekt erhoffen sich die Beteiligten, dass Eltern weniger Angst um ihre Kinder haben, sie auch häufiger allein zur Schule gehen lassen und die Anzahl der Elterntaxis abnimmt. Auch die erste Schutzinsel liegt an einem Schulweg für viele Kinder aus Empelde.

Geschäfte und Gewerbetreibende, die mithelfen wollen, Kindern ein sicheres Umfeld zu verschaffen, brauchen keine zusätzlichen Kosten zu fürchten. Die Teilnahme ist kostenlos. Allerdings fordert die Allianz vielfach ein polizeiliches Führungszeugnis an, um ein potenziell falsches Interesse der Teilnehmer auszuschließen, wie Hoffmann berichtet.

„Die Kinderschutzinseln können nur funktionieren, wenn alle Kinder und Eltern Bescheid wissen“, stellte Ronnenbergs Bürgermeister Marlo Kratzke (SPD) fest. Deshalb sei es jetzt Aufgabe der Stadtverwaltung, das Projekt auf allen Kanälen bekannt zu machen. Während der Einrichtung der ersten Insel in der Kita Hirtenstraße unterzeichnete er gemeinsam mit Michaela Schneider, Geschäftsstellenleiterin der Kinderschutzallianz in Anwesenheit von Thomas Marhenke und Viktoria Wenthe vom Team Kinderbetreuung und der stellvertretenden Kita-Leiterin Silvia Brandt einen Partnerschaftsvertrag.

Schneider, die ihren Standort im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport hat, hat das Projekt nach eigenem Bekunden im Jahr 2019 ins Rollen gebracht. Insgesamt 400 Kinderschutzinseln gibt es inzwischen in ganz Deutschland, mit Schwerpunkten in Hannover und Gelsenkirchen. Sie freue sich über einen „positiven Schneeballeffekt“, der sich inzwischen eingestellt habe. Mit der großen geplanten Anzahl neuer Inseln könnte Ronnenberg zu einem neuen Hotspot des Projektes werden.

Dabei steht es weiterhin Gewerbetreibenden in Ronnenberg und Umgebung offen, sich als Kinderschutzinsel unter der E-Mail-Adresse inseln@kinderschutzallianz.org zu bewerben.

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