Ortsrat schiebt „Todesurteil“ für Benther Eiche auf
Neuer Gutachter gibt dem ortsbildprägenden Baum noch eine Chance.Ulrich Schmersow (Grüne) will Spendenaktion für letzte Untersuchung organisieren.

Kein schönes Bild: Die Benther Eiche treibt nur noch an wenigen Ästen aus.Foto: Uwe Kranz
Benthe. Die Benther Eiche ist in ihrer Existenz bedroht. Doch wie stark Bauarbeiten am Kanalsystem des Ortes die Wurzeln des rund 200 Jahre alten Baumes tatsächlich geschädigt haben, ist strittig. Mit Michael Below und Ulrich Schmersow haben sogar zwei Mitglieder der Grünen im Benther Ortsrat gegenteilige Vorstellungen, wie es mit dem Baum weitergehen soll. Die Entscheidung über eine Fällung wurde jetzt aber noch einmal verschoben. Ein letztes Mal, wie Ortsbürgermeister Henning Bitter (CDU) betonte.

Auf Grundlage eines Gutachtens des Baumexperten Carsten Venzke aus Springe hatte der Ortsrat die Verwaltung aufgefordert, für die Sitzung die Kosten für zwei Varianten zu berechnen. Dabei geht es zum einen um eine Fällung mit anschließender Neupflanzung eines Baumes und zum anderen um eine Pflege des absterbenden Baumes über mehrere Jahre.

Überraschend erschien zum Ortstermin am Baum auf Initiative Schmersows hin mit Clemens Heidger ein weiterer Sachverständiger. Sein Fazit: Die Eiche leide vor allem an Wassermangel. Wie es um die Wurzeln bestellt sei und damit um die Zukunft des ganzen Baumes könne nur eine weitere Untersuchung zeigen. Die Kosten dafür: rund 1300 Euro. Die Standsicherheit sei indes gegeben, so Heidger leicht spöttisch, da der Baum quasi einasphaltiert sei.

In der folgenden Sitzung versuchte Below aus eigenem Bekunden, mit „aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen Zahlen, Daten und Fakten“ die Emotionalität aus der zu treffenden Entscheidung herauszunehmen. Er berichtete von bereits elf Sitzungen, in denen über den Baum diskutiert worden sei. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Finanzen der Stadt plädierte er für eine Fällung des Baumes.

Ein weiteres wichtiges Argument ist in seinen Augen die Verkehrssicherungspflicht, die bei der Stadt Ronnenberg liegt. Es müsse befürchtet werden, dass Teile des Baumes auf Autos und Passanten fallen könnten. Dann sei die Stadt schadensersatzpflichtig.

Schmersow ist anderer Meinung. Nachdem er den Baum in der Vergangenheit bereits „auf der Intensivstation“ gesehen habe, hätten die neuen Erkenntnisse Heidgers seine Meinung geändert. Und obwohl der Grünen-Politiker einräumen muss, dass der „Baum nicht mehr schön aussieht“, plädierte er dafür, das „Todesurteil“ für die Eiche aufzuschieben und eine neue Untersuchung der Wurzeln zu veranlassen.Keine große Hoffnung für den Baum, der auf der Kreuzung auf der Straße Am Steinweg oberhalb des Cafés benthe.mitte steht, hat offenbar Bürgermeister Henning Bitter. „Mir reicht es irgendwann mal“, gab er angesichts der elf Beratungen zu. Trotzdem räumte er dem Baum eine letzte Chance ein. Auslöser war das Angebot Schmersows, die Kosten für die Freilegung und Untersuchung der Wurzeln mithilfe eines Saugbaggers aus Spendengeld zu finanzieren. Er selbst wolle sich als Ansprechpartner für diese Initiative zur Verfügung stellen.

Der Ortsrat einigte sich deshalb einstimmig darauf, dass diese Initiative ihre Sammlung und die Untersuchung bis zur nächsten Ortsratssitzung im August 2025 abgeschlossen haben muss. Dann soll – ob neue Erkenntnisse vorliegen oder nicht – abschließend entschieden werden, was mit der Eiche geschehen soll.

In der Zwischenzeit soll der Baum künstlich bewässert werden, mit rund 500 Litern pro Tag, wie Heidger vorgab. Auch eine Bearbeitung der kaum noch vorhandenen Krone sei erforderlich. Die trockenen Äste sollen von der Rinde befreit werden, damit von dieser keine Gefahr ausgehen kann. Dünne, trockene Äste sollen zurückgeschnitten werden. Dass die Eiche damit ihre alte Pracht zurückgewinnen wird, ist allerdings kaum zu erwarten.

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