Die Ortsfeuerwehr Everloh wurde im Jahr 1935 gegründet. „Im Vergleich zu anderen Feuerwehrstellen ist unsere Ortsfeuerwehr noch relativ jung“, sagt der ehemalige Pressesprecher der Regionsfeuerwehr, Armin Jeschonnek. Seit seinem 14 Lebensjahr ist der Everloher Mitglied und mit seiner Ortsfeuerwehr vertraut. Zu deren Jubiläum hat der Feuerwehrexperte jetzt eine Chronik geschrieben, die die Geschichte der Ortsfeuerwehr zusammenfasst.
„Rückblickend lässt sich die technische Ausstattung der Ortsfeuerwehr als einfach beschreiben“, sagt Jeschonnek. Doch die Ausrüstung einer jeden Epoche verrate seiner Meinung nach viel über die Standardeinsätze, die es zu bewältigen galt. So gehörte in den Dreißigerjahren ein sogenannter Tragkraftspritzenanhänger (TSA) zum neusten Stand der Technik. Zu dieser Zeit nutzte man den Anhänger mit Pumpe, Wasserbehältern und Schläuchen. „Damals gab es noch kein Feuerwehrauto. Um trotzdem mobil zu sein, war ein TSA wichtig. Everlohs erster TSA war mit einem VW-Motor ausgestattet – inklusive der dazugehörigen lauten Taktgeräusche“, erläutert Jeschonnek. Bis 1962 war der Anhänger im Einsatz.
Abgelöst wurde dieser schließlich durch das erste Feuerwehrauto, den Löschwagen „LF 8 Opel-Blitz“ – Kostenpunkt: 25.000 DM. Der neue Wagen bot Platz für eine Löschgruppe mit neun Einsatzkräften und weitere Ausrüstung. Mit an Bord: eine vierteilige Steckleiter. Für die Ortsfeuerwehr war sie ein wichtiger Zusatz, denn mit der ihr kamen die Feuerwehrleute bei Einsätzen nun bis ins zweite Obergeschoss. „Erst gegen Ende der Siebzigerjahre kamen Nachrüstungen wie Sprechfunk, Sirene und Atemschutzmasken für die Besatzung hinzu“, so Jeschonnek.
Heute gehören mehrere Fahrzeuge zur Flotte. Diese bieten zwar weniger Platz für die Einsatzkräfte, dafür aber für mehr Ausrüstung, wie beispielsweise einen 1220 Liter fassenden Wassertank, ein Stromaggregat, ausfahrbare Beleuchtung, Schläuche, Pumpen und Spezialgeräte. Bei nötiger Verstärkung könne die Feuerwehr „je nach Situation weitere Einsatzkräfte mit dem Sprinter anfahren“, so Jeschonnek.
„Früher waren es fast ausschließlich Brände, zu denen die Ortsfeuerwehr alarmiert wurde. Im Vergleich waren Löscharbeiten damals: Wasser drauf und los”, erzählt der 64-Jährige. Heute sei das Einsatzgeschehen deutlich umfangreicher: Neben technischen Hilfeleistungen bei Ölspuren und Verkehrsunfällen seien die Einsatzkräfte auch durch zunehmende Wetterextreme gefordert, etwa bei Starkregen, Sturmschäden und Vegetationsbränden.
„Insgesamt überwiegen heute die technischen Hilfeleistungen gegenüber den weiterhin relevanten Brandeinsätzen“, meint Jeschonnek. Laut dem Feuerwehrmann ist die Ortsfeuerwehr seit den 2000er-Jahren deutlich mehr im Einsatz als zu früheren Zeiten. Das liege daran, dass die Everloher auch von benachbarten Ortsfeuerwehren zur Unterstützung angefordert werden. So komme man auf etwa zwölf bis 24 Einsätze im Jahr.
Neben der Technik und den Einsatzgebieten hat sich auch die Schutzkleidung der Feuerwehr im Laufe der Zeit gewandelt. Die einfachen „Kombis“, damals noch gewöhnliche, blaue Arbeitsanzüge, wurden später durch Uniformen mit größerer Schutzwirkung ersetzt. Die verbesserte Nachfolgeruniform mit roter Einsatzjacke beispielsweise war widerstandsfähiger und schwer entflammbar. Das bot besseren Schutz gegen Funkenflug.
Früher rot, jetzt dunkelblau: Heute trägt die Feuerwehr sogenannte Nomexjacken. Nomex ist ein robustes Material, das die Hitze abwehrt und das Durchdringen der Flammen durch die Kleidung verhindert. Die Besonderheit dabei: Sie schützt vor einem sogenannten Flash-over. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Durchzündung von Rauchgasen in einem Raum, bei der in einer plötzlichen Flammenexplosion nahezu alles gleichzeitig anfängt zu brennen. „Das kann für Menschen in einem Brandraum lebensgefährlich sein“, erklärt Feuerwehrexperte Jeschonnek.
Glücklicherweise sind die meisten Einsätze aber nicht lebensgefährlich, es ereignet sich auch manch Kurioses. Der Everloher erinnert sich an einen Bussard, der verwickelt in einer Buche hing. Das Problem: „Die Leiter war zu kurz, und wir kamen nicht an ihn heran.“ Die einzige Lösung: Ein geschickter Helfer musste hinauf. „Der Kamerad ist den Baum hinaufgeklettert und konnte so den Vogel schließlich befreien.“ Es seien Momente wie diese, die die Kameradschaft der Truppe stärkten, meint Jeschonnek. Der Zusammenhalt im Dorf und in der Feuerwehr wurde seiner Ansicht nach schon immer gelebt.
Der einzige Unterschied: „Früher wurde mehr Korn getrunken“, erzählt der Everloher augenzwinkernd. „Wasserförderung auf kurzer Strecke“ habe man das genannt. Gefeiert wird bei der Ortsfeuerwehr aber auch heute noch. Dabei tritt sie oftmals als Organisator auf, etwa beim Osterfeuer oder bei Feuerwehrwettkämpfen.
In den Siebzigerjahren nahm die Ortsfeuerwehr die erste Frau in ihre Reihen auf. Ein besonderer Moment, denn: Offiziell war dies damals noch gar nicht erlaubt. Die Everloher bewiesen ihre Weltoffenheit. „Ursel gehörte genauso dazu wie alle anderen auch“, so Jeschonnek. Ursel Riechelmann (geb. Knust) war damals noch unverheiratet. „Sie ist Enkelin des Mitbegründers Georg Gentsch, Tochter des langjährigen Gruppenführers und späteren Ortsbrandmeisters Oswald Knust. Noch heute wohnt sie in Everloh.“
Für Jeschonnek steht fest: Das Dorf und die Freiwillige Feuerwehr sind eng miteinander verwoben. „Die Chronik unserer Ortsfeuerwehr ist gelebte Dorfgeschichte. Denn die Enkelgeneration der Gründungsmitglieder lebt hier im Ort und war selbst auch aktiver Teil der Feuerwehr. Sie alle sind Teil der Geschichte.“
Für das 90-jährige Bestehen will das Dorf natürlich zusammenkommen, um die ehrenamtlichen Retter zu feiern. Dafür richtet die Freiwillige Feuerwehr Everloh am 14. Juni ein Fest aus – mit Kinderprogramm, Blasorchester, diversen Ehrungen und anschließender Blaulichtparty. Los geht es um 14.30 Uhr, Am Gut Erichshof 2.