Insgesamt sind es derzeit 40 Mentorinnen und Mentoren in Gehrden, wobei die weit überwiegende Zahl Frauen sind. „20 Personen sind davon aktiv. Das liegt darin, dass wir viele ältere Leute haben, die wegen Krankheiten und körperlichen Gebrechen auch mal länger pausieren“, sagt Stegemann. Insgesamt 30 Kinder werden beim Vorlesen betreut – Grundschüler und Fünftklässler, in Ausnahmefällen auch Jugendliche bis zum achten Schuljahr. „Die Defizite beim Lesen sind groß und stammen noch aus der Corona-Zeit. Es fehlt teilweise die Basis aus einer sehr wichtigen Phase“, sagt Büttner und berichtet davon, dass sich seine Frau in der fünften Klasse der IGS Gehrden um vier Kinder hintereinander kümmert – im 20-Minuten-Takt. Das ist allerdings die Ausnahme. Normalerweise verläuft der Mentoren-Termin im Eins-zu-Eins-Verhältnis und für 60 Minuten. Es fehlen jedoch Mentorinnen und Mentoren. Stegemann berichtet von der Anfrage einer Lehrerin der Gesamtschule. „Da musste ich leider antworten, dass ich niemanden mehr habe. Insgesamt übersteigt die Nachfrage das Angebot.“ Immerhin: Noch im April wird eine weitere Person nach erfolgter Ausbildung als Mentorin einsteigen.
Eine Ausbildung kann man machen, muss man aber nicht. Der Trägerverein bietet an einem Tag in der Woche einen Kurs an, außerdem Weiterbildungen zu Themen wie Digitalisierung. Der Grundkurs ist kostenfrei. „Voraussetzung ist, dass ein Mentor selbst gern liest. Nach dem Grundkurs sind die Teilnehmer aber selbstsicher und haben das nötige Rüstzeug an der Hand“, sagt Büttner. Er hat bemerkt, dass vorher oft noch eine Hemmschwelle vorhanden ist. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit als Mentor hat, kann sich bei Sylvia Stegemann, Telefon (0157) 76343133, oder per E-Mail an bssm.stegemann@t-online.de melden.
In der Vorlesestunde wird aus einem Buch gelesen, das sich das Kind aussuchen darf. „Daher gibt es keine Vorgabe, das ist in der Schule anders. Es geht nicht ums Pauken – sondern darum, wofür sich das Kind interessiert“, sagt Büttner. Und es gibt noch einen weiteren Unterschied zum Unterricht. „Wichtig ist auch, dass zu Beginn ein Gespräch mit dem Kind stattfindet, wie es ihm so geht und wie der Tag war.“ Manchmal fänden auch zunächst kleine Spiele zur Auflockerung statt, so Stegemann.
Etwa drei Viertel der 30 Kinder aus den Grundschulen und weiterführenden Schulen in Gehrden, die einen Lesepaten haben, haben einen Migrationshintergrund. „Daher ist der Bedarf auch so hoch. Denn zu Hause wird in diesen Familien oft nicht Deutsch gesprochen“, erläutert Stegemann. Vor der ersten Flüchtlingswelle im Jahr 2015 sei der Anteil von deutschstämmigen und ausländischen Kindern gleich groß gewesen, erinnert sich Büttner. In den ersten Jahren ab 2003 ging es erst für Kinder ab Klasse zwei los, mittlerweile aber schon in der Phase der Alphabetisierung im ersten Jahrgang. Auch hier gilt: Der Bedarf ist hoch.