12-Jährige organisiert Benefizkonzert für schwer kranken Freund
Der Schüler Joris ist bundesweit eines von 80.000 Kindern,die an der nervenschädigenden Erkrankung ME/CFS leiden

Für den guten Zweck (von links): Musiker Stefan Basler, Schülerin Charlotte und Zechensaal-Pächter Christoffer Hierse wollen über die Krankheit ME/CFS aufklären und Spenden sammeln.Foto: Cecelia Spohn
Barsinghausen. Noch vor einigen Wochen war Joris ein ganz normaler, aufgeweckter und fröhlicher Junge. Das veränderte sich. Er bekam die Diagnose ME/CFS – eine schwere Autoimmun-Erkrankung. Geistige und körperliche Erschöpfung, Empfindlichkeit gegenüber Reizen und eine Überforderung in alltäglichen Dingen gehören zu den Symptomen. An besonders schweren Tagen will selbst das Sprechen und Essen nicht gelingen.

Seine Freundin und Klassenkameradin Charlotte setzt sich seit der Diagnose unermüdlich dafür ein, über die Krankheit aufzuklären und Spenden zu sammeln. „Es ist nicht schön, wenn man seinen Freund so sehr leiden sieht. Deshalb wollte ich unbedingt helfen“, sagt sie. Nun organisiert die Zwölfjährige sogar ein Benefizkonzert.

Angedacht war zuerst ein Wohnzimmerkonzert mit Musiker Stefan Basler, der auch pädagogischer Mitarbeiter an der KGS ist, die Charlotte und Joris besuchen. Dann entwickelte sich die Idee weiter. „Es ist einfach Wahnsinn, was Charlotte schon auf die Beine gestellt hat“, sagt Stefan Basler. Er war sofort dabei. „Es hat mich einfach so betroffen gemacht, weil ich Joris natürlich aus dem Unterricht kenne“, sagt der Musiker.

In seinem Bekanntenkreis kontaktierte Stefan Basler einige andere Musiker. Fest zugesagt haben bereits der Gitarrist Jens Prüßner, der Schlagzeuger Jerry Curtis und Darius Galasi, besser bekannt als „Darre“, und die Schülerband des Hannah-Arendt-Gymnasiums, in der auch Joris Bruder spielt.

Und sicher ist auch: Es wird kein kleines Benefizkonzert. Denn als Location steht mittlerweile der Zechensaal fest. „Für uns war sofort klar, dass wir den Saal kostenfrei zur Verfügung stellen”, sagt Christoffer Hierse als Pächter des Zechensaals. Der Termin ist bereits gesichert: Am Sonnabend, 12. Juli, um 18 Uhr geht es los. Die 400 Karten gibt es für jeweils 10 Euro seit dem 2. Mai im Reisebüro Goltermann, im Bücherhaus am Thie, im Palms Diner sowie bei der Stadtsparkasse zu kaufen. Offizieller Veranstalter ist Calenberger Cultour & Co.

Zuerst stehen am Veranstaltungstag aber nicht die Musiker auf der Bühne, sondern Charlotte selbst. „Ich möchte erst etwas über die Krankheit erzählen”, sagt sie selbstbewusst. In der Waschkaue nebenan wird der Verein NichtGenesenKids einen Stand aufstellen.

Charlotte hat bereits mehrere Aufklärungsstände in der Innenstadt initiiert und eine Tombola organisiert. Für die Preise der Tombola hat die Schülerin bei Unternehmen aus der Stadt angefragt. Mehr als 1000 große und kleine Preise kamen zusammen.

Rund 7000 Euro sind auf der GofundMe-Spendenseite eingegangen. Die ersten 4000 Euro hat Mutter Svenja bereits im Namen von Charlotte an das Klinikum Bethel für die Forschung im Bereich Ernährung mit ME/CFS gespendet.

Charlotte besucht Joris normalerweise wöchentlich. Zuletzt ging es ihm gesundheitlich dafür aber zu schlecht.

„Zwei Wochen haben wir uns jetzt nicht gesehen“, sagt die Zwölfjährige. Inzwischen geht es ihm wieder etwas besser. „Ich hoffe, dass wir uns bald wieder treffen können.“ Aber auch dann sind es immer nur höchstens 20 Minuten. Danach ist Joris zu erschöpft.

Seine Familie ist Charlotte sehr dankbar für all das, was sie tue, sagt Charlottes Mutter. Joris selbst hat letztens per WhatsApp geschrieben: „Ich habe wirklich tolle Freunde.“

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