Im Waldgebiet der Forstgenossenschaft Barsinghausen-Altenhof und in der Barsinghäuser Feldmark haben sie jetzt die ersten Wildruhezonen eingerichtet. Konkret bedeutet das, dass einige wenige, bisher öffentlich zugängliche Wege gesperrt wurden, um den Tieren ungestörte Rückzugsorte zu schaffen.
„Unsere Wälder sind nicht nur Erholungsraum für uns Menschen, sondern auch der natürliche Lebensraum einer Vielzahl von Tierarten“, erklärt Hegeringleiter Wolfram Klöber. „Durch die Einrichtung von Wildruhezonen schaffen wir wichtige Areale, in denen die Tiere ungestört Nahrung suchen, ihren Nachwuchs aufziehen und sich von Störungen erholen können.“ Gerade in der sensiblen Setz- und Aufzuchtzeit im Frühjahr und Sommer sei es entscheidend, den Wildtieren diese ungestörten Bereiche zu bieten.
Die neuen Wildruhezonen im Deister befinden sich oberhalb von Barsinghausen, der gesperrte Bereich in der Feldmark liegt zwischen Barsinghausen und Hohenbostel. Die Auswahl der gesperrten Wege erfolgte nach sorgfältiger Prüfung. Dabei seien Gebiete berücksichtigt worden, die eine hohe Bedeutung für die Tierwelt hätten und in denen bisher eine hohe Frequentierung durch Erholungssuchende festzustellen gewesen sei.
Das Problem: In der Corona-Zeit zog es die Menschen nach draußen. „Seitdem scheint es mehr und mehr Trend zu sein, dass die Leute kreuz und quer durch die Felder und den Wald laufen“, sagt Klöber. So sei beispielsweise der Weg, der jetzt in der Barsinghäuser Feldmark zur Wildruhezone gemacht wurde, eigentlich eine tote Ecke, wo man nicht weiterkommt. Trotzdem liefen die Leute dort mit ihrem Hund rein und wieder raus.
„Es ist eines der letzten Flecken in der Feldmark, wo auch Rehwild liegt und steht. Und wenn Spaziergänger dort mit ihren Hunden hineingehen, vor allem wenn sie nicht angeleint sind, dann springen die Tiere auch schon mal auf die Landstraße und es passiert ein Wildunfall”, sagt Klöber. „Da holen wir jedes Jahr minimum ein Stück Rehwild von der Straße.“
Die Wildruhezonen im Deister dienen jedoch nicht nur dem Wildtierschutz, sondern auch dem Wald. Eine der neuen Wildruhezonen im Deister befindet sich an der Sängereiche am Ende der Bullerbachstraße. „Dort gibt es eine Neuanpflanzung, durch die vier Wege gehen. Einen davon haben wir jetzt zugemacht, damit das Rehwild dort ein bisschen vertrauter sein kann und nicht so schreckhaft ist“, sagt der Revierleiter. Denn dann ziehen sich die Tiere in diese Neuanpflanzung zurück und knabbern an den Bäumen.
„Dann kommen die Waldbesitzer, die fordern, es müssen mehr Rehe und Rotwild geschossen werden, denn die würden ja alles kaputtmachen und Schäden anrichten“, sagt Klöber. Vor Corona, sagt er, habe man Rehe tagsüber auf den Wiesen gesehen, wo sie in Ruhe äsen konnten. „Mittlerweile kommen sie nicht mehr raus, sondern bleiben in den Neuanpflanzungen und fressen sich dort durch. Weil sie überall anders gestört werden.“
Um das Wild aus den Bereichen herauszukriegen, wo es bereits Schäden angerichtet hat und dort nicht weiter an den Bäumen knabbert, wurden unter anderem Wiesen mit hochwertigem Klee gesät. Rehe bevorzugen leichte, verdauliche Kost, zu der auch Kräuter und Klee gehören. „Damit die Tiere dort auch fressen, brauchen sie aber Ruhe“, sagt Klöber.
Ganz wichtig deshalb: Damit die Wildruhezone funktioniert, gilt „Betreten verboten“. Der Revierleiter appelliert dabei an die Vernunft der Waldbesucher, Waldwege nicht zu verlassen und die ausgewiesenen Wildruhezonen zu respektieren. „Nicht alle halten sich leider daran, wenn etwas gesperrt ist“, bedauert Klöber. So habe irgendjemand einen Waldweg am Nachtflügel kurzerhand wieder freigeräumt, als er dort nicht mehr durchkam.
Die Wildruhezonen sind durch gut sichtbare Schilder gekennzeichnet. „Wir sind uns bewusst, dass die Sperrung einzelner Wege für einige Bürgerinnen und Bürger eine Einschränkung bedeuten kann“, betont Klöber. „Wir bitten jedoch um Verständnis für diese Maßnahme, die letztendlich dem Schutz unserer heimischen Tierwelt dient und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet.“
Auch abseits der gesperrten Bereiche sei es wichtig, sich rücksichtsvoll zu verhalten, Hunde anzuleinen und unnötigen Lärm zu vermeiden. „Jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass sich die Wildtiere in unseren Wäldern wohlfühlen und einen geschützten Lebensraum finden“, so Klöber.