Das lange Warten
Das Interesse an freien Parzellen ist in drei Wennigser Kleingartenvereinen ungebrochen hoch.Ohne Wartelisten geht nichts – doch wie werden freie Kleingärten vergeben? Ein Ortsbesuch.

Immer was zu tun: Denny Sprenger (links) und Klaus Smets gehören zu den Freiwilligen, die im Kleingärtnerverein „Schöne Aussicht“ beim alle vier Wochen stattfindenden Arbeitseinsatz mitmachen.Fotos: Maike del Rio
Wennigsen. Eigenes Obst und Gemüse ernten, prächtige Blumenbeete anlegen oder einfach nur die Füße hochlegen und mit einem guten Buch entspannen: Der Wunsch nach einem eigenen Kleingarten sorgt auch in Wennigsen für lange Wartelisten. In drei Kolonien sind freie Parzellen heiß begehrt.

„Gartenfreunde Degersen“ nennt sich Wennigsens größter Kleingartenverein. Die 60 Gärten im Dreieck zwischen Bönnigser Straße und Danquardstraße seien so individuell wie ihre Besitzer, sagt Vorsitzender Peter Hanisch. Die Mitglieder teilt er grob in drei Gruppen ein. Da seien zum einen die „Ökos“, die ihr Biogemüse selbst anbauen. Dann die Fleißigen, deren Gärten immer top gepflegt seien. Und dann gebe es die dritte Gruppe der meist Berufstätigen, die gerade einmal das Nötigste schafften.

Letzteres sei auch eine der Hauptgründe, wenn Gärten frei werden, berichtet Vizevorsitzender Thomas Rokahr. Nach seiner Schätzung geben rund 20 Prozent der Kleingarten-Neulinge auf. „Es wird unterschätzt, dass das auch Arbeit ist“, meint er. Oft führe auch eine Veränderung der beruflichen Situation zur Aufgabe. Eine Parzelle werde demnächst frei – und direkt an einen Interessenten von der langen Warteliste vergeben, sagt Hanisch.

Gegen Ende und kurz nach der Corona-Pandemie erlebte der Verein einen Ansturm. Inzwischen pendeln sich Anfragen und die Zahl der frei werdenden Gärten wieder auf dem Niveau vor Corona ein.

Die „Gartenfreunde Degersen“ sind Mitglied im Bezirksverband der Gartenfreunde Hannover-Land. Pächter unter 70 Jahren müssen jährlich acht Arbeitsstunden leisten. Auf dem Gelände gilt von Montag bis Freitag eine Mittagsruhe. Am Samstag darf der Rasen nachmittags nur zwischen 16 und 18 Uhr gemäht werden.

An diese Regeln hält sich auch Ahmad Tamin, seit vier Jahren glücklicher Kleingartenbesitzer. Den vom Vorpächter verlangten Abstand hat er gern bezahlt. „Sein Garten war top gepflegt, und er hat alles da gelassen – das Gartenhaus, die Arbeitsgeräte, alles war da“, sagt er.

Die Anfrage für eine Parzelle hatte Tamin per Hand geschrieben und in den Vereinsbriefkasten geworfen. „Nach zwei Jahren erhielt ich dann einen Anruf“, erinnert er sich. Lobend hebt er die Beratung durch den Vorsitzenden Peter Hanisch hervor. Er habe ihm zum Beispiel erklärt, welche Bäume erlaubt seien und wie hoch die Hecke sein dürfe. Zuletzt pflanzte Tamin einen Mirabellen- und einen Nektarinenbaum. „Alle hier sind nett. Es ist immer jemand da, und es wird nie langweilig“, betont der Kleingärtner.

Hanisch selbst hegt und pflegt seinen Kleingarten seit 2006. Hier blühen seltene Pfingstrosen. Im Teich quaken Frösche um die Wette. Tierhaltung ist bei den „Gartenfreunden Degersen“ ansonsten verboten.

Lisa Wantier fühlt sich seit vier Jahren im „Kleingärtnerverein Sorsum“ wohl. Er besteht aus zwölf Parzellen. „Ich habe damals meine jetzige Gartennachbarin angesprochen und nach einer freien Parzelle gefragt“, erinnert sie sich. Vorher hatte die Wennigserin schon einen Schrebergarten in Empelde, was aufgrund der Entfernung auf Dauer aber unpraktisch war.

„Die Regeln sind hier nicht so streng“, sagt Wantier. Pflanzen wie ihre Goldrute dürften nicht so stark wuchern, Bäume sollten nicht zu hoch wachsen, und die Wege werden gemeinschaftlich sauber gehalten. Außerdem soll Obst und Gemüse angebaut werden. „Hier gibt es nette Nachbarn, Ruhe und eine schöne Aussicht“, freut sich die Wennigserin, während sie eine von ihrer Schwester geschenkte Heidelbeere in die Erde pflanzt.

Beim Kleingärtnerverein „Schöne Aussicht“ an der Bönnigser Straße in Wennigsen hört man den Lärm schon von Weitem. In einem Garten läuft ein Schredder. Am Ende des Weges graben Denny Sprenger und Klaus Smets mit einer selbst gebauten Winde gemeinsam die Wurzeln von Büschen aus. „Alle vier Wochen gibt es einen Arbeitseinsatz. Dafür finden sich immer genügend Freiwillige“, erzählt Sprenger.

Auch der bunt geschmückte Maibaum, der neben dem Vereinshaus steht, zeugt vom regen Vereinsleben. „Zum Maibaumschlagen waren sehr viele Leute da“, sagt Sprenger. Er hat seinen Garten seit sechs Jahren, Smets ist seit einem Jahr dabei.

Auch hier beschränkt man sich auf wenige Regeln. Während der Gartensaison, ab circa Anfang Mai, gilt eine Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr. Nach 22 Uhr darf man keinen Rasen mehr mähen. Es ist aber auch eine Frage der Absprache: Wenn sich niemand gestört fühlt, darf man Lärm machen. Auch Tierhaltung ist im Kleingärtnerverein „Schöne Aussicht“ gestattet, nur Klauentiere wie Ziegen sind nicht erlaubt.

Ansonsten gilt laut Sprenger auch hier: Die knapp 40 Parzellen sind allesamt belegt, viele Interessenten stehen auf der Warteliste. Den neuen Pächter sucht in der Regel der Vorbesitzer aus – und stellt ihn dann dem Vereinsvorstand vor.



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