Fast jedes zehnte Fahrzeug wird geblitzt
Verkehrsdaten für die Wennigser Straße in Bredenbeck bestätigen die Sorgen vieler Anwohner. SPD will häufigere Kontrollen.Kann die Gemeinde ein eigenes Messgerät anschaffen?

Sie wollen die Raser in Bredenbeck einbremsen: Joachim Klang (v. l.), Katrin Deitermann, Thomas Behr, Brian Baatzsch, Marianne Kügler, Jonas Farwig und Bernd Haletzki.Foto: André Pichiri
Bredenbeck. Über Raser auf den Durchfahrtsstraßen wird in vielen Ortschaften geklagt. Ist Bredenbeck in besonderem Maß von Geschwindigkeitsverstößen betroffen? Die Verkehrsdaten von 2024 sprechen jedenfalls dafür, dass die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger nicht unbegründet sind. Bei insgesamt fünf Radarkontrollen in der Tempo 30-Zone wurde fast jedes zehnte Auto geblitzt.

Auch nach einer Reihe von Unfällen binnen weniger Monate hat die Debatte um eine Beruhigung des Durchgangsverkehrs in Bredenbeck wieder Fahrt aufgenommen. In einem offenen Brief hat sich der Vater eines Kita-Kindes jetzt mit emotionalen Worten an die Politik gewandt. Sein Appell: „Kinder schützen, Raser stoppen.“

Jonas Farwig, SPD-Fraktionsvorsitzender und Mitglied der Regionsversammlung, wollte von der Polizei aus diesem Anlass genau wissen, wie Verkehrsaufkommen, Geschwindigkeiten und Unfälle zusammenhängen. „Es geht darum, die Lage sachlich zu erörtern, und um die Frage, welche Optionen tatsächlich realistisch sind“, sagt er.

Die von Farwig angefragten Verkehrsdaten für die Wennigser Straße lassen aufhorchen. Laut Polizei kam es dort von 2022 bis 2024 zu 19 Verkehrsunfällen mit fünf schwer und vier leicht verletzten Personen. Aber: „Keiner der aufgezeichneten Unfälle ist aus polizeilicher Sicht durch zu hohe Geschwindigkeit entstanden“, betont Farwig. Die Beamten hätten Unachtsamkeit und Verstöße gegen die Vorfahrtsregeln als Ursachen ausgemacht. Die jüngsten Unfälle, auf die sich der Brief des Vaters bezog, seien allerdings noch nicht im polizeilichen Unfallsystem erfasst.

Unabhängig davon fahren viele Autos, Lkw und Motorräder teils deutlich zu schnell durch den Ort. Auch das belegen Zahlen. 2024 wurde bei fünf Radarkontrollen nahe der Kita die Geschwindigkeit von etwa 9500 Fahrzeugen gemessen. Ergebnis: Rund 880 Tempoverstöße wurden registriert, das sind 9,25 Prozent. Teilweise floss zum Zeitpunkt der Messungen allerdings noch der Umleitungsverkehr der gesperrten B217 durch Bredenbeck. Deshalb sei die Gesamtzahl der Fahrzeuge mit Vorsicht zu genießen, meint Farwig. „Aber fast 10 Prozent, sind fast 10 Prozent.“

Nicht geblitzt, aber trotzdem mit Messegeräten erfasst wurde das Tempo auch an den Ortseingängen aus Richtung Steinkrug und Argestorf. Demnach fuhren rund 95 Prozent aller Fahrzeuge zu schnell in das Dorf beziehungsweise aus dem Ort hinaus. „Das ist hinter einem Ortseingang nicht überraschend“, sagt Farwig. „Bemerkenswert ist allerdings, dass 10 Prozent mehr als 90 Kilometer pro Stunde fuhren.“

Der Ortsrat fühlt sich jedenfalls bestätigt. „Dass viele Leute regelrecht durch den Ort rasen, ist nicht akzeptabel. Die Wennigser Straße ist schließlich auch ein Schulweg“, betont Ortsbürgermeisterin Marianne Kügler (CDU).

Die Einrichtung einer Tempo-30-Zone auf Höhe der Kita hatte das Gremium 2024 bereits erreicht. Mehr gibt der rechtliche Rahmen auf einer Landesstraße bislang nicht her. Nach der jüngst beschlossene Novelle der Straßenverkehrsordnung kann Tempo 30 auf der gesamten Ortsdurchfahrt zwar geprüft werden. Eine entsprechende Umsetzung ist laut Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr aber nahezu ausgeschlossen.

Auch das Modellprojekt der Region Hannover, in dessen Zuge auf 22 Durchfahrtsstraßen testweise Tempo 30 eingerichtet wurde, kommt in Bredenbeck nicht infrage. Denn es handelt sich dabei ausschließlich um Kreisstraßen.

Welche Optionen bleiben also noch? Regionspolitiker Farwig und der SPD-Landtagsabgeordneter Brian Baatzsch wollen sich bei der Region für mehr Radarkontrollen einsetzen. Fünf Blitzertage wie 2024 seien zu wenig, meinen sie. Als Alternative ist für die SPD auch der Kauf eines gemeindeeigenen Blitzers denkbar.

Zum Hintergrund: Bis 2021 blitzte die Gemeinde noch selbst, bevor das eigene Gerät wegen Messerfehlern vor Gericht nicht mehr anerkannt wurde. Um das Geld für eine Neuanschaffung zu sparen, gab die Gemeindeverwaltung die Verkehrsüberwachung an die Region ab. Und die streicht seitdem auch die Bußgelder ein – 2024 waren das immerhin knapp 100.000 Euro. Lohnt sich bei solchen Summen möglicherweise doch ein eigenes Gerät? „Das ist zumindest eine Möglichkeit, die die Verwaltung prüfen sollte“, findet Farwig. Einen Ratsantrag dazu, bereiten die Sozialdemokraten aktuell vor.

Schneller lässt sich eine Messtafel für die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge aufstellen. Fahrerinnen und Fahrer bekommen darauf ihr Tempo angezeigt. Wer zu schnell fährt, wird mit einem unfreundlichen Smiley freundlich darauf hingewiesen.

Eine bei der Gemeinde gelagerte Messtafel wird dafür reaktiviert und demnächst voraussichtlich hinter dem Ortseingang aus Richtung Steinkrug installiert. Die SPD möchte noch weitere solcher Geräte (Stückpreis etwa 3000 Euro) anschaffen und auf die übrigen Ortsteile verteilen. Auch dazu werde demnächst ein Antrag eingebracht, kündigt Farwig an.

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