Leader? Was ist das eigentlich? Vereine, Institutionen oder auch Einzelpersonen, die eine gute Idee für ein Projekt in ihrem Ort haben, denen aber das notwendige Geld fehlt, können sich bislang um Zuschüsse aus dem gleichnamigen Programm bewerben.
In der aktuellen Förderperiode sind aus dem EU-Topf bereits mehr als 3 Millionen Euro allein in die Region Calenberger Land geflossen. Dazu zählen neben Wennigsen noch Barsinghausen, Ronnenberg, Gehrden, Springe und Pattensen. Insgesamt stehen bis 2027 jährlich etwa 500.000 Euro für Projekte innerhalb dieser sechs Kommunen zur Verfügung. Doch genau diese Finanzierung steht nach 2027 auf der Kippe. „Aktuell wird in Brüssel der mehrjährige Finanzrahmen der EU diskutiert – und die ländliche Entwicklung ist dabei nicht sicher verankert“, heißt es in einer Erklärung der Aktionsgruppe Calenberger Land. Leader drohe „in Vergessenheit zu geraten“.
Bislang kommt das Geld aus einem Fördertopf, der in der EU an das Landwirtschaftsressort angedockt ist. Dort drohe es nach 2027 herauszufallen – „ohne eine klare Alternative. Dies würde massive Unsicherheiten für Regionen wie das Calenberger Land bedeuten“, so die Einschätzung der Aktionsgruppe.
Allein in Wennigsen konnten mit der Leader-Förderung schon einige Projekte angeschoben oder mitfinanziert werden. Prominente Beispiele sind der Umbau des Bredenbecker Dorfgemeinschaftshaus (Bredenbecker Scheune), der Wasserpark, die Wasserräder oder das Mehrgenerationenhaus des Vereins WIR.
Entsprechend groß ist in der Gemeindeverwaltung das Interesse an einer über 2027 hinaus gesicherten Finanzierung. „Mit dem Förderprogramm können Projekte gefördert werden, die sonst nicht umsetzbar wären. So hilft Leader, die Lebensqualität im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern“, betont Erste Gemeinderätin Jacqueline Gebauer. Daher schließe man sich „dem dringenden Appell an die EU“ an, das Programm fortzusetzen.
Auch Henning Schünhof (SPD) ist als Bürgermeister der Stadt Barsinghausen und Vize-Vorsitzender der Aktionsgruppe Calenberger Land besorgt. Insbesondere in Zeiten angespannter Kommunalhaushalte seien Förderinstrumente sehr wichtig, um überhaupt nachhaltige Investitionen tätigen zu können, sagt er.
„Wenn die Förderkulisse der EU zu Lasten des ländlichen Raumes verändert wird, drohen weitere Belastungen für die Kommunen, da diese den Wegfall kompensieren müssen“, erklärt Schünhof. Der Barsinghäuser warnt vor den Folgen: „Im schlimmsten Fall bleiben dadurch Projekte wie die Sanierung der Alten Schule in Holtensen, die Sanierung des Waldbades in Altenhagen oder die Erstellung eines Wohnmobilstellplatzkonzeptes auf der Strecke – und damit auch die Menschen in der Region.“
Die Akteure in der Region sind sich einig: Ohne gezielte Unterstützung werde „die Entwicklung des ländlichen Raums massiv ausgebremst“. Geht es nach ihnen, soll Leader daher auch nach 2027 fester Bestandteil der EU-Politik bleiben.
Unter dem Motto „1.000.000 Stimmen für den ländlichen Raum“ hat die europäische Vernetzungsstelle für Leader bereits eine Petition gestartet. Unterstützerinnen und Unterstützer können sie online unter www.elard.eu/a-stronger-future-for-rural-europe unterzeichnen.