„Die Arbeit war von Beginn an präventiv. Es geht darum, die Leute aufzuklären, dass sie nicht mit ihrem Rad durch den Deister fahren, dass sie ihren Hund anleinen und ihren Müll nicht wegwerfen“, sagt er. „Leider reicht die Aufklärung nicht. Die Menschen reagieren zwar meist verständnisvoll, sind aber oft beratungsresistent.“
Zwei bis vier Stunden verbringt er pro Woche in seinem Zweitjob. Denn seinen normalen Beruf – der 53-Jährige ist im Vertrieb für Landtechnik tätig – behält er weiterhin. Dass er sich jetzt effektiver und nachhaltiger um Forst und Feld kümmern kann, scheint notwendig beim Blick in die Liste seiner „Feststellungen“. So nennt Voll die von ihm dokumentierten Vorkommnisse.
Dazu zählen verbotene Feuerstellen in Wichtringhausen, illegal entsorgter Hausmüll im Zechenpark, vermüllte Parkplätze an der B65 mit Resten von Malerarbeiten, ein im Deister entsorgtes Trampolin, Rennen von Mountainbikern und der Bau von Abfahrtpisten durch Mountainbiker auf illegalen Wegen im Deister. „Ich hatte mir schon vorgestellt, dass es wild wird. Aber es ist immer wieder ohne Worte. Es kann nicht wahr sein, wozu Menschen fähig sind.“
In diesem Zusammenhang berichtet Robin Voll von den unglaublichsten Feststellungen. Zwischen Landringhausen und Barsinghausen fand er mehrere Säcke mit Schlachtabfällen – Reste von Schaf und Ziege, von Köpfen bis Innereien. „Da ist man kurz davor, sich zu übergeben“, sagt Voll und meint damit sowohl den Gestank beim Öffnen der Säcke als auch seine Verärgerung. Der Bauhof der Stadt Barsinghausen kümmerte sich schließlich um die Entsorgung.
Ähnlich unfassbar: ein Fund im Deister nahe des Nienstedter Passes. „Dort hat sich jemand offenbar seines kompletten Badezimmers entledigt.“ Badewanne, Toilette, Duschkabine und sogar ein Durchlauferhitzer lagen dort.
Der Durchlauferhitzer könnte allerdings eine heiße Spur liefern: „Ich konnte die Seriennummer ermitteln. Wir stehen mit der Firma in Kontakt, die damals das Gerät installiert hat. Hoffentlich bekommen wir die Person heraus – die kann dann die Rechnung bezahlen.“ Diese Lösung wäre die absolute Ausnahme: Problem aller Behörden ist, dass sie die Verursacher fast nie zu fassen bekommen.
Apropos Rechnung: Anders als im Ehrenamt hat er nun die Befugnis, Personalien aufzunehmen und Ordnungswidrigkeiten zu ahnden. Den Leinenzwang während der Brut- und Setzzeit vom 1. April bis 15. Juli zu missachten, kostet 80 Euro plus 27,50 Euro Verwaltungsgebühr. 150 Euro plus 27,50 Euro Gebühr kostet das Mountainbike-Fahren auf illegalen Wegen.
Was treibt den gelernten Bürokaufmann an? Bei der Bundeswehr verpflichtete er sich als Zeitsoldat, agierte als Feldjäger. Dort wurde er auch zum Forstwirt ausgebildet. Und er hat einen Jagdschein. Bei all diesen Rahmenbedingungen ist es nicht überraschend, dass es für die Barsinghäuser die Liebe zur Natur ist, die ihn für diese Tätigkeit antreibt – auch wenn er sich immer wieder Beschimpfungen anhören muss. „Als ich im Vorjahr gelesen habe, dass die Stelle ausgeschrieben ist, da musste ich nicht lange überlegen.“ Er habe gewusst, dass es für ihn das Richtige ist.
Aber der Umfang von bis zu vier Stunden in seiner Tätigkeit als Forst- und Feldhüter, die nicht mehr wie im Ehrenamt auf fünf Jahre angelegt, sondern unbefristet ist, reicht eigentlich nicht aus. Zu seinem Revier gehören 10.300 Hektar. „Das mache ich nach Feierabend meines normalen Jobs und am Wochenende“, sagt Voll.
Oftmals beschäftigen ihn Mountainbiker. Im Deister selbst zeigt Robin Voll zusammen mit Ralph Weidner, der als Revierförster von Lauenau zuständig ist, die sogenannten Trails der Mountainbiker – also die von diesen gebauten Abfahrten quer durch den Wald. „Es ist traurig, aber diesen Kampf können wir nicht gewinnen“, sagt Weidner. Voll berichtet, er habe kürzlich ein Rennen mit 30 bis 40 Teilnehmern entdeckt. „Die haben sogar Zeitfahren gemacht.“
Außerdem fällt in Volls Aufgabenbereich das Aufklären und Durchsetzen von Zelt- und Campingverboten sowie das Verhindern von illegaler Holzentnahme. Wilderei ist ein weiteres Thema, ebenso das Durchsetzen der Sammelbeschränkung von Pilzen und Bärlauch – ein Kilogramm pro Person und Tag sind erlaubt.