„Jeder Baum ist wieeine Klimaanlage“
Gehrdener Landwirt Henning Rehren bekommt zunehmende Trockenheitauf seinen Feldern besonders zu spüren

Agroforst in Lemmie: Landwirt Henning Rehren pflanzt auf seinen Feldern gegen die Trockenheit.Foto: Hannah Grützner
Lemmie. Die große Trockenheit im Jahr 2020 schwebt Henning Rehren aus Gehrden-Lemmie noch immer im Gedächtnis. Der 50-Jährige betreibt in dem kleinen Ort einen Pferdehof. Um die Tiere versorgen zu können, produziert er sein eigenes Heu, baut Getreide und Zuckerrüben zum Verkauf an.

„Viele meiner Früchte sind vertrocknet“, erinnert sich Rehren, der auch für die CDU im Ortsrat sitzt und der stellvertretende Ortsbürgermeister in Lemmie ist, zurück. Nach der großen Dürre sei ihm die Idee zur sogenannten Agroforstwirtschaft gekommen, erzählt er weiter. „Mein Bruder war verreist und hat gesehen, dass dort auf den Feldern Bäume stehen. Davon hat er mir ein Bild geschickt und auch gleich ein Erklärvideo, was es damit auf sich hat.“ Zwei Lehrgänge und zwei Jahre später habe er dann die ersten Bäume auf seinen eigenen Feldern gepflanzt.

Das Konzept Agroforst soll vor allem die Austrocknung des Bodens verhindern. Und das haben die Felder von Henning Rehren bitter nötig. So liegen zwei seiner Acker auf dem Gehrdener Berg direkt am Wald. „Meine Böden sind leider sehr schlecht“, sagt Rehren. Das führe schon dazu, dass alles etwas schlechter wachse, die Trockenheit verschlimmere das zusätzlich.

„Jeder Baum ist wie eine Klimaanlage“, erklärt der Landwirt. Denn diese würden den Wind bremsen. „Der Wind ist das Allerschlimmste.“ Da er dem Boden die Feuchtigkeit entziehe, sagt Rehren weiter. Doch dagegen braucht es nicht irgendwelche Bäume. Nach der Entnahme von Bodenproben habe ein Experte ihm geraten, dass es am besten Walnussbäume sein sollten, da diese auf seinem Boden am besten wachsen würden.

Auf einem anderen Feld entschied sich Rehren für Pappeln, aus denen er Pellets für seine Heizung herstellen kann. Sowohl die Walnussbäume als auch die Pappeln stehen streifenförmig und in Reihen auf seinen Feldern. „Es ist wichtig, dass ich noch mit meinen Maschinen vorbeikomme“, sagt Rehren. Die Streifen könne er zwar nicht mehr bewirtschaften, doch der Vorteil sei größer. „Zwischen den Streifen bleibt die Feuchtigkeit länger – der Tau bleibt morgens beispielsweise länger liegen. Es entsteht so ein Klein-Klima zwischen den Bäumen.“

Und Rehren denkt noch größer: „Wenn das viele machen würden, könnten sich durch die Feuchtigkeitsabgabe über die Blätter sogar Wolken bilden, die über unseren Feldern abregnen.“ Doch dafür sei seine Fläche viel zu klein.

Er ist der einzige Landwirt in Gehrden, der eine Agroforstwirtschaft betreibt. „Die anderen haben mich dafür belächelt“, sagt er. Doch er könne verstehen, dass diese noch nicht mitziehen. „Die haben viel bessere Böden.“ Außerdem sei es viel einfacher, große Flächen zu bewirtschaften.

Wie sich die Bäume konkret auf den Ertrag auswirken, kann der Pferdehofbetreiber noch nicht sagen. Doch er gehe davon aus, dass er am Ende den gleichen Ertrag hat, wie mit keinen Bäumen auf einem guten Feld. So würde direkt an dem Streifen mit Bäumen zwar nichts wachsen, darüber hinaus dann aber 120 Prozent mehr.

Doch nicht nur das gibt Rehren Hoffnung, auch die Biodiversität wolle er so steigern und davon profitieren. „In den Grünstreifen um die Bäume leben viele Tiere, die sich von da aus auf den Feldern verteilen können.“ Besonders die Insekten und Spinnen seien schließlich die besten Gegenspieler zu Schädlingen auf seinen Pflanzen.

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