Seit etwa 13 Jahren gehört die Hohenbostelerin jetzt zum Team der Gästeführer im Calenberger Land. Dabei war es anfangs jedoch weniger der Wunsch, anderen Menschen die Gegend zu erklären. Viel mehr ging es ihr darum, selbst möglichst viel über die Geschichte und Besonderheiten ihres eigenen Wohnortes zu erfahren. Geschichte und Geologie interessierten sie schon immer. Henjes ist auch Grubenführerin im Barsinghäuser Besucherbergwerk Klosterstollen. „Ich glaube, man muss die Begeisterung auch selbst leben, um andere damit anzustecken“, sagt sie.
Mal kann man einen Blick hinter die hohen Klostermauern werfen, mal den Gutspark eines der schönen Rittergüter in der Gegend besuchen: Der aktuelle Calenberger Landsommer bietet 42 unterschiedliche Touren an, um die eigenen Heimat ein Stück besser kennenzulernen. Gästeführer wissen enorm viel über alte Häuser und Bräuche, gewähren oft genug einen Einblick hinter die Kulissen und kennen große und kleine Geschichten von früher und heute.
Seit etwa 25 Jahren gibt es den Arbeitskreis „Gästeführung im Calenberger Land“. Die Ländliche Erwachsenenbildung in Hannover unterstützt den Arbeitskreis und fördert die Ausbildung der Gästeführer. Aktuell sind es 15 – „noch“, sagt Gästeführer Manfred Hobein. Aus Altersgründen haben zuletzt bereits einige aufgehört oder wollen in Zukunft kürzertreten. Auch die Corona-Zeit sei schwierig gewesen. Hobein hat 2019, als er Rentner wurde, die Weiterbildung zum Gästeführer gemacht.
Weil der Gästeführer-Kreis zunehmend kleiner wird, sucht das Team jetzt neue, gerne auch jüngere Leute, die Lust haben, ihre Heimat zu präsentieren. Gesucht werden Menschen, die gerne im Calenberger Land leben, Spaß am Umgang mit Menschen haben und die Perlen der Region glänzen lassen wollen. „Dabei kann jeder auch seine eigenen Interessen verwirklichen“, sagt Henjes.
Viel Wissen, das die Gästeführerinnen und -führer erzählen, haben sie sich angelesen. „Man besucht auch selbst Stadtführungen und schaut sich viel an“, sagt Ellen Hölscher, die mit am längsten und nahezu von Anfang an beim Calenberger Landsommer dabei ist. Das Schöne sei: „Jeder Ort hat irgendein Highlight.”
Bei den Touren gehen die Gästeführer gerne auf Wünsche der Gäste ein. Statt trockener Vorträge gibt es Anekdoten, Tipps und persönliche Geschichten. Manfred Hobein ist auf dem Rittergut Wichtringhausen geboren und aufgewachsen. Als Junge habe er sich aus der Schlossbibliothek immer Bücher geklaut, erzählt er. Schöpfen kann er bei seinen Führungen auch aus einem ganzen Füllhorn an Geschichten seines Vaters. „Als Gästeführer muss man immer neugierig bleiben“, sagt Hobein.
Ein neuer Ausbildungskurs für Gästeführerinnen und Gästeführer soll im November starten und dann bis März 2026 dauern. In diesen fünf Monaten dürfen sich die angehenden Guides mit Brauchtum, Baustilen und Geschichte beschäftigen, aber auch mit Sagen, Märchen und altem Handwerk. Außerdem lernen sie in Seminaren, wie sie ihr Wissen unterhaltsam und kurzweilig mit ihren Gästen teilen. Und es gibt Exkursionen zu Bergbaurelikten und Kirchen in der Region. Danach warten die ersten Einsätze auf sie.
Wer Interesse an der Qualifizierung hat, kann sich beim „Arbeitskreis Gästeführung im Calenberger Land” per E-Mail an info@calenberger-landsommer.de melden. Fragen beantwortet zudem Manfred Hobein telefonisch unter (05105) 84535.