Abschied und Neubeginn im Quartierstreff
Empeldes Quartiersmanagerin Anna-Marie Eichhorn nimmt Abschied.Als Nachfolgerin wird die 53-jährige Sozialpädagogin Bianca Pitschke die Aufgaben im Nachbarschaftsverein übernehmen.

Wollen im Quartierstreff an der Löwenberger Straße einen reibungslosen Übergang vollziehen: Empeldes bisherige Quartiersmanagerin Anna-Marie Eichhorn (rechts) bereitet gemeinsam mit Nachfolgerin Bianca Pitschke den Wechsel im Nachbarschaftsverein vor.Foto: Ingo Rodriguez
Empelde. Es soll ein reibungsloser Übergang werden. Ziel des Vereins Wohnen in Nachbarschaften (Win) ist es, auch künftig die Interessen und Sorgen der Menschen im Stadtteil mit Projekten und Aktionen zu begleiten. Denn: Im Empelder Quartierstreff an der Löwenberger Straße nimmt die bisherige Leiterin Anna-Marie Eichhorn nur eineinhalb Jahre nach ihrem Dienstbeginn schon wieder Abschied. Neue Quartiersmanagerin wird Anfang Mai die Sozialpädagogin Bianca Pitschke. Gemeinsam stellen beide zurzeit die Weichen für die weitere Nachbarschaftsarbeit.

Für Eichhorn ist es aber kein Abschied von der Arbeit des Vereins Win – ein Projekt des Wohnungsunternehmens KSG. Die Sozialpädagogin berichtet vielmehr von einem Standortwechsel: Sie beginnt im Mai im Quartier Kronsberg-Süd in Hannover. Für ihre Zeit in Empelde zieht Eichhorn aber eine positive Bilanz: Unter anderem habe sie als Angebot für die rund 12.500 Menschen im Quartier einen Kreativtreff für Kinder und Familien eingeführt. Neu sei auch eine Nachbarschaftsgruppe, die sich montags zum Joggen treffe. Unter dem Motto „Runter vom Sofa“ leitet eine Gruppe Ehrenamtlicher auf einem Freizeitgelände nahe dem Ententeich ein „aufsuchendes Spielplatzangebot“.

Eichhorn betont vor ihrem Abschied aus Empelde: Als Quartiersmanagerin stehe es im Mittelpunkt, Dinge zu koordinieren, um den Menschen dabei zu helfen, ihre eigenen Interessen umzusetzen. „Aber ohne Ehrenamtliche klappt das nicht“, sagt die Sozialpädagogin. Sie habe dafür ein bereits bestehendes Netzwerk gepflegt. Die Zusammenarbeit funktioniere nur im engen Austausch mit sozialen Trägern im Quartier: „Sozialberatungszentrum, Jugendzentrum, Diakonie, Pflegestützpunkt, Familienzentrum, Hausaufgabenhilfe“, zählt Eichhorn auf. Angesichts der Programmvielfalt verweist sie auf eine Übersicht, die auf der Internetseite www.win-e-v.de zu finden ist.

Anlässlich der Einarbeitung ihrer Nachfolgerin beschreibt Eichhorn das Anforderungsprofil für ein Quartiersmanagement genauer: Es gehe nicht nur darum, „Kaffee, Kuchen und Klönen“ zu organisieren. „Man muss Orte für den Austausch der Menschen untereinander schaffen. Man muss begleiten und steuern, damit Gruppen selbstständig werden“, sagt Eichhorn. Genauso sei es erforderlich, in „Tür-und-Angel-Gesprächen“ die Wünsche, Interessen und Sorgen auszuloten. Dann zähle auch zu den Aufgaben, Anlaufstellen und Kontakte zu vermitteln. Eichhorns bisherige Erfahrung: „Wenn es erst mal läuft, rocken Ehrenamtliche ihre Angebote auch alleine.“

Nachfolgerin Pitschke bringt als staatlich anerkannte Sozialpädagogin jede Menge berufliche Erfahrung mit: „Ich habe viele Jahre lang in der Jugendverbandsarbeit in Hannover Projekte für junge Menschen initiiert und auch Vernetzungsformate etabliert“, berichtet die 53-Jährige. Sie hatte kürzlich eine neue berufliche Herausforderung gesucht und sich auf die ausgeschriebene Stelle in Empelde beworben.

Laut Win-Geschäftsführerin Claudia Koch setzte sich Pitschke unter mehreren Kandidaten durch. Koch hebt die notwendige Kompetenz für das Quartiersmanagement hervor: „Wir sind kein Vergnügungsausschuss, sondern wir begleiten und vernetzen die Menschen, die mit ihren Themen zu uns kommen.“ Derzeit nehme etwa das Thema „Armut“ einen großen Raum ein. „Es kommt natürlich niemand zum Quartierstreff, um zu sagen, dass das Geld knapp ist“, so Koch. Es sei aber für den Nachbarschaftsverein wichtig, für Ansprechpersonen zu sorgen, die „solche Sorgen und Probleme wahrnehmen“.

Die künftige Quartiersmanagerin Pitschke setzt einerseits auf Netzwerkarbeit, um Menschen aller Altersgruppen zu helfen. Sie sei aber gleichzeitig immer darum bemüht, Menschen Erfolgserlebnisse zu verschaffen. „Sie müssen merken, was sie alles mit Selbstorganisation bewirken können“, sagt Pitschke. Das betreffe vor allem Ehrenamtliche. Ziel sei es, Interessierte dabei zu begleiten, sich zu engagieren. „Es ist besser, sich auszutauschen und einzubringen, als nur in der Wohnung zu hocken“, betont Pitschke. Mitbestimmung sei eine Form politischer Bildung und auch förderlich für den Erhalt demokratischer Strukturen.

Pitschke soll auch bereits bekannte Interessen umsetzen. Dazu zählt die Begleitung einer Arbeitsgruppe, die sich mit schwierigen Verkehrssituationen in Empelde beschäftigt – und klären will, wie sich mögliche Lösungen umsetzen lassen. Anlässlich des fünfjährigen Quartiersbestehens wurde im vergangenen November im Rahmen einer Zukunftswerkstatt auch die mögliche Einrichtung einer Online-Wohnraumbörse ins Spiel gebracht.

Die neue Quartiersmanagerin will auch gezielt junge Menschen nach ihren Wünschen für das Quartier befragen. Selbst bei jungen Leuten spiele das Thema „Einsamkeit“ oft eine große Rolle – verbunden mit dem Wusch nach Treffpunkten, so Pitschke. Ihre grundsätzliche Haltung sei jedoch: „Es sind nicht meine eigenen Ideen gefragt, sondern die Bedarfe der Menschen.“

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