Mit Horoskopen ist das offensichtlich so eine Sache. Was Bürgermeister Ingo Klokemann (SPD) in seiner Rede zu Baxmanns Sternzeichen Fische aus dem Internet zitierte, wollte jedenfalls so gar nicht zu ihr passen. Da war von „planlos“ und „chaotisch“ die Rede, von „entscheidungsschwachen Menschen“, die „Auseinandersetzungen meiden“. Also das krasse Gegenteil von dem, was er mit der Ronnenbergerin dienstlich erlebt hat, betonte Klokemann. „Sie sind entscheidungsstark, sehr gut strukturiert und haben immer pragmatische Lösungen gesucht“, sagte er. Das alles in einem Fachbereich, der nicht einfach zu leiten sei.
Baxmann hat ihr gesamtes Berufsleben im öffentlichen Dienst gedient. Bei der Stadt Garbsen begann sie die Inspektorenlaufbahn, wechselte von dort nach Hemmingen und hängte dann nochmal ein Studium dran – zehn Semester Arbeitswissenschaften mit Abschluss. Danach orientierte sie sich neu, war viele Jahre in der Gemeinde Isernhagen tätig, erst im Bereich der Kinderbetreuung, später im Personalwesen.
Dass sie 2021 nochmal die Kommune wechselte, lag am leidigen Thema Verkehr. Mit der Dauerbaustelle auf der B3 wurde das Pendeln aus Ronnenberg zum Zeitfresser. „Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, täglich bis zu zwei Stunden auf der Straße verbringen“, sagt Baxmann im Rückblick. Nach Wennigsen ging es fortan deutlich schneller. Im Fachbereich Bildung und Soziales bekam es die neue Leiterin dafür mit anderen Baustellen zu tun. Etwa dem Engpass bei den Kita-Plätzen.
Mit dem Bau der Kita Marie-Juchacz-Straße in Wennigsen, dem Waldorfkindergarten im Eschenhaus und zwei Großtagespflegen in Degersen hat sich die Situation seither entspannt. Die Kita Nimmerland wird in Holtensen gerade gebaut. „Mittlerweile sind wir einigermaßen auskömmlich ausgestattet“, sagt Baxmann. Angesichts neue entstehender Baugebiete sei das aber nur eine Momentaufnahme.
Als Russland 2022 die Ukraine überfällt, treffen die Auswirkungen auch Wennigsen – und Baxmanns Fachbereich auf gleich mehreren Ebenen. Mehr als 150 Geflüchtete aus den Kriegsgebieten suchen in der Deistergemeinde Schutz. Für sie müssen Unterkünfte hergerichtet, Kita-Plätze organisiert und Sozialleistungen ausgezahlt werden.
Die vergleichsweise kleine Wennigser Verwaltung bewältigte die Aufgaben mit vereinten Kräften, betonte Baxmann. „Großes Kompliment an die Teams Kinderbetreuung, Soziales, Bildung und die Jugendpflege. Alle haben sich reingehängt, über den eigenen Tellerrand geschaut und Hand in Hand gearbeitet.“
Die Folgen des Krieges hatten aber noch weitere Auswirkungen. Weil das Ausmaß von Lieferengpässen und Preissteigerungen im Bausektor nicht mehr absehbar waren, stoppte die Gemeinde die bereits beschlossene Sanierung der Grundschule Bredenbeck.
Drei Jahre später ist es für Baxmann immer noch die richtige Entscheidung. Bei ihrem Einstieg in Wennigsen habe sie bereits Bauchschmerzen mit den weit fortgeschrittenen Plänen gehabt. Im Raumkonzept sah sie den Ganztag nicht ausreichend abgedeckt. „Unter anderem gab es gar keine richtige Mensa. Wir haben dann nochmal an allen Ecken und Enden geschoben. Es wäre irgendwie gegangen, aber wäre keine gute Lösung gewesen“, so die 61-Jährige rückblickend. Stattdessen wird die Schule nun zwischen Bredenbeck und Holtensen neu gebaut, was allerdings einige Jahre länger dauert.
Kaum weniger aufwendig wird die Sanierung der Grundschule Wennigsen. Beide Mammutprojekte wird Baxmanns Nachfolgerin weiterbegleiten. Gemeinderätin Jacqueline Gebauer übernimmt den Fachbereich Bildung und Soziales.
Auch im Tagesgeschäft waren Baxmanns Führungsqualitäten gefragt. Während der Sprechstunden im Sozialamt saß die Leiterin persönlich mit auf dem Flur. „Mir war es immer wichtig, den Kontakt zur Basis nicht zu verlieren und zu schauen, wie es den Leuten geht. Wenn man motivierte Mitarbeiter haben möchte, muss man sich für sie interessieren und auch ansprechbar sein“, sagt sie.
Zumal in der Sozialverwaltung der Kundenkontakt nicht immer einfach sei. Ging es ums Geld, würden Leistungsempfänger mitunter schonmal ungeduldig reagieren. Baxmann erinnert sich an einen Kunden, der die Mitarbeitenden anbrüllte. Die Chefin schritt ein und verwies den Mann kurzerhand aus dem Rathaus. In der Regel ließen sich Probleme im Guten klären. Dank Baxmanns versierter Sprachkenntnisse wahlweise auch auf Französisch oder Englisch, was in Gesprächen mit Asylsuchenden eine wertvolle Hilfe war.
Jetzt muss es ohne die Ronnenbergerin gehen. Doch niemals geht man so ganz. Auch von Ilse Baxmann bleibt etwas in der Wennigser Verwaltung hängen. Mehrere Bilder der Hobbymalerin schmücken die Wände im Rathaus – unter anderem das Vorzimmer des Bürgermeisters. „Ein echter Baxmann“, sagt Klokemann über das Acrylwerk auf Leinwand.
Was die frisch pensionierte 61-Jährige sonst noch mit der Zeit nach dem Arbeitsleben anfängt? „Eine ganze Menge“, versichert sie. Im Juni wird die zweifache Mutter zum ersten Mal Oma, beide Töchter heiraten in diesem Jahr. Zu Hause warten neben dem 1200 Quadratmeter großen Garten weitere Hobbys. Malen, Gitarre spielen und die nächste – diesmal besonders herausfordernde – Fremdsprache. Seit drei Semestern lernt sie Chinesisch.
Außerdem will sich Baxmann für ihre Stadt engagieren. „Ich überlege, in die Kommunalpolitik zu gehen“, verrät sie. Als Einstieg nimmt sie aktuell an dem Mentorenprogramm „Frau.Macht.Politik“ teil. Es bleibt also dabei: Was auch immer der Bürgermeister da über das Sternzeichen Fische gefunden hat, hat mit Ilse Baxmann rein gar nichts zu tun. Im chinesischen Horoskop sei sie übrigens Drache, sagte die Verabschiedete und gab selbst einen guten Hinweis. Wer dazu im Internet forscht, findet: Drachen sprühen vor Energie und scheuen sich nicht davor, ihre Meinung offen und selbstbewusst zu vertreten. Mit ihrer Intelligenz, Hartnäckigkeit und einer Prise Mut meistern sie jede Herausforderung und gehen zielstrebig ihren Weg. Na, bitte. Das passt doch gleich viel besser.