Museumsleiter von der Heide weiß, wie man den Verkehr stoppt. Er begibt sich auf die Straße Über den Beeken, hält mit einem Handzeichen die Autos an und winkt mit der anderen Hand die Besucher herüber. Dass von der Heide einen Pullover trägt, der blaue und grüne Farben enthält und damit die Farben früherer Dienstuniformen – das passt dabei einfach herrlich ins Bild.
Es ist eine besondere Gruppe, die zu einer Besichtigung des Museums eintrifft. Die Besucher kommen aus Güstrow. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Gruppe aus Mecklenburg-Vorpommern zu Gast im Ronnenberger Heimatmuseum ist. Die treibende Kraft dabei ist Gertrud Eckhardt. „Das ist hier ein verstecktes Juwel in der Museumslandschaft“, sagt sie.
Ihr genaues Alter möchte sie nicht verraten („Ich bin über 70 – das reicht doch aus“). In ihrem langen beruflichen Leben war Eckhardt als Stadtführerin tätig, bereiste Europa und Vorderasien. 30 Jahre lang hat sie Führungen in der Pariser Kathedrale Notre Dame gemacht. „Und 35-mal habe ich in Athen die Akropolis bestiegen“, sagt die Hannoveranerin und lacht. Die Leidenschaft und das Interesse für Geschichte und die Geschichten dahinter sind ihr anzumerken – immer noch. Daher ist sie weiterhin als Freiberuflerin tätig und natürlich gut vernetzt. Eckhardt kennt man in der Szene. Sie wird über Tourismusanbieter gebucht. Die Unternehmen und die Busfahrer sind Eckhardt ohnehin ein Begriff.
Somit bringt die Seniorin immer wieder Besucher nach Ronnenberg, die eine weitere Anreise haben. Denn von Eckhardt organisierte Touren haben den Schwerpunkt „Geschichts- und Umweltfahrten“. Aus Güstrow waren allein in diesem Jahr schon vier Gruppen im Heimatmuseum. Im Juni und Oktober folgen weitere Besuche, sodass dann insgesamt mehr als 200 Menschen aus Güstrow und Umgebung das Heimatmuseum Ronnenberg besucht haben werden. „Die von der Heides machen das einfach so toll“, lobt Eckhardt. Und als Frau vom Fach weiß sie, was gut ist.
Bei dem Ehepaar von der Heide ist die Freude natürlich groß – nicht nur wegen der lobenden Worte. „Wir freuen uns total, dass unser Museum so beliebt ist und die Gäste von so weit weg kommen. Frau Eckhardt sorgt für das überregionale Interesse und einen hohen Bekanntheitsgrad für uns“, sagt Monika von der Heide. Ohnehin sei ein solcher Ansturm für das Heimatmuseum ein tolles Gefühl und ein echter Segen. Denn in den vergangenen Jahren kannte man das dort nicht – ehe zu Pfingsten 2024 die Wiedereröffnung erfolgte. „Vier Jahre lang hatten wir keine Besucher. Erst kam Corona, und wir mussten schließen. Und danach gab es den Umbau“, sagt Lothar von der Heide. Mittlerweile seien alle Räume fertig und hergerichtet, „nur im Keller sind wir noch dabei, alles auf Vordermann zu bringen“.
Für die 50 Gäste aus Güstrow, die am Vormittag noch in Hannover waren und nach einem Abstecher zum Niedersächsischen Museum für Kali- und Salzbergbau in Empelde in Ronnenberg eintreffen, gibt es also ein nagelneues Heimatmuseum mit zig schönen Fundstücken zu besichtigen. Und sie bekommen sogar prominente Begleiter. Denn: „So viele Leute schaffen wir gar nicht“, sagt Monika von der Heide. Die 50 Personen werden in vier Gruppen eingeteilt. Außer dem Ehepaar von der Heide führen auch Siegfried Werk vom Museumsverein und Matthias Biester die Gruppen an.
Biester ist der Ronnenberg-Experte schlechthin. Er leitet hauptamtlich das Stadtarchiv Ronnenberg. Er konzentriert sich bei seinen Erzählungen auf den Kalibergbau, während von der Heide beispielsweise seinen Fokus auf die Landwirtschaft und die Historie der handwerklichen Berufe legt.
Eckhardt ist nicht mit dabei – aber nicht deswegen, weil sie sich nicht für die Ausstellungen interessiert. Ganz im Gegenteil: Sie ist nicht zum ersten Mal im Heimatmuseum Ronnenberg. Eckhardt sitzt in der Stube des Museums und trinkt einen Kaffee. Und kommt noch einmal auf das Haus zu sprechen. „Ich ziehe meinen Hut davor, wie schön die Stadt Ronnenberg dieses Museum aufgebaut und gestaltet hat. Davon könnten sich einige Kommunen ein paar Scheiben abschneiden.“ Viele Museen gesehen hat sie schließlich.