„Die fallen einfach tot um“
Im Ronnenberger Holz sterben regelmäßig Bäume ab /
Der Naturschutzbund berichtet von einem Eschensterben

Beklagen im Ronnenberger Holz ein fortschreitendes Eschensterben: Die Mitglieder des Nabu treffen sich regelmäßig in dem Waldgebiet zwischen Ronnenberg und Ihme-Roloven, um die umgestürzten Bäume aus dem Waldgebiet zu entfernen und zu Brennholz zu verarbeiten.Foto: Ingo Rodriguez
Ronnenberg. „Das Problem bedrückt uns schon länger“, sagt Rainer Tubbe, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Ronnenberg. Dann zeigt er im Ronnenberger Holz auf eine ganze Reihe umgestürzter Bäume. Die abgestorbenen Stämme sind stellenweise komplett entwurzelt zu Boden gestürzt. Vereinzelt haben sie sich aber auch in Astgabeln noch standfester Gewächse verfangen. Es sei zwar nur die Gemeine Esche, die von einem besonderen Pilzbefall betroffen sei, sagt Tubbe. Für das Waldgebiet nahe der Ihmer Landstraße kommt das aber offenbar auch einem Waldsterben gleich. „Hier ist der Anteil der Eschen besonders groß“, so der Nabu-Vorsitzende.

Im Ronnenberger Holz sterben regelmäßig dutzende Bäume ab. Der Nabu berichtet von einem rasant fortschreitenden Eschensterben. Vorsitzender Tubbe ist auch der für Ronnenberg zuständige Naturschutzbeauftragte der Region Hannover. Mit rund zehn Nabu-Helfern hat er sich im Ronnenberger Holz wieder zur Gehölzpflege verabredet. Die ehrenamtlichen Naturschützer treffen sich regelmäßig zu diesen Aktionen. Unter anderem halten sie ihr Nabu-Biotop auf einem früheren Kleingartengelände in Schuss.

An diesem Tag bringt der Nabu aber auch ein benachbartes Waldgebiet auf Vordermann. „Für das etwa einen halben Hektar große Areal der Stadt Ronnenberg haben wir einen Pflegevertrag“, sagt Vorsitzender Tubbe.

Was für heute auf dem Programm steht: „Wir müssen die umgestürzten Bäume von der Grünfläche entfernen und das Totholz verarbeiten“, berichtet er. Das Eschensterben werde – nicht nur in Ronnenberg – von einem Pilzbefall hervorgerufen.

„Hymenoscyphus fraxineus“ – das sei der Name eines sogenannten Schlauchpilzes aus Asien, der sich vermutlich durch Holztransporte bis nach Deutschland ausgebreitet habe. Kurioserweise seien die asiatischen Eschen durch diesen Pilz nur an den Blättern geschädigt, sagt Tubbe. Auf die Gemeine Esche hierzulande habe der Befall jedoch gravierende Auswirkungen.

„Der Pilz verstopft die Leitungsbahnen der Esche. Nach etwa zwei Jahren stirbt der Baum ab und fällt um“, berichtet Tubbe. Das Problem sei schon seit den Neunzigerjahren bekannt, nehme aber seit einiger Zeit erheblich zu. „Nur etwa 1 bis 5 Prozent der Eschen bleiben stehen“, sagt der Nabu-Vorsitzende.

Auf das Areal im Ronnenberger Holz wirkt sich der Schädlingsbefall besonders aus. Dort seien heimische Eschen durch Samenanflug besonders verbreitet. „An feuchten Standorten mit guter Wasserversorgung fühlen sich Eschen wohl, aber der Pilz auch“, sagt Tubbe. In Richtung Landstraße nehme der Eschenbestand ab: „Dort wird es zu trocken. Eichen und Pappeln sind nicht betroffen“, so Tubbe. Nabu-Helfer Olaf Sander sägt an einem umgestürzten Stamm mit einer Motorsäge Holzblöcke ab und bringt sie zu einem großen Stapel. „Das wird jetzt als Brennholz genutzt“, sagt Sander. Auch er klagt über die absterbenden Bäume: „Hier kommt kein Wind hin, die fallen einfach tot um.“ Baumstämme, die tot in Astgabeln lägen, könnten weitere Bäume niederreißen. „Das ist auch eine Gefahr für spielende Kinder im Wald“, sagt Sander.

Nabu-Vorsitzender Tubbe sieht das weit verbreitete Eschensterben auch als begünstigenden Faktor für die globale Erderwärmung. „Eine Hilfe beim Klimaschutz sind die Eschen nicht. Wenn sie massenhaft absterben, binden sie auch kein CO2 mehr“, begründet er dies. Besser wäre es seiner Meinung nach, künftig Eschen durch andere Baumarten zu ersetzen. Forst- und Waldbesitzern empfehle er deshalb, auch Konzepte zu erarbeiten, wie das Totholz künftig noch genutzt werden könne – außer als Brennholz.
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