„Ich bin eigentlich gar nicht mehr aufgeregt, wenn ein neues Buch erscheint“, sagt Ocker bei einem Treffen in ihrem Zuhause in Redderse und lächelt dabei. „Es liegt dann ja schon die erste Auflage herum und man hat keinen Einfluss mehr darauf.“ Eine Routine, die sich auch bei „Shattered Palace“ eingestellt hat.
Es ist der zweite Teil ihrer Trilogie „Kingsbay Secrets“. Der erste Teil „Tainted Dreams“ wurde bereits im September veröffentlicht. Darin geht es um eine junge Frau, die nach Miami zieht, um als Personenschützerin bei einer reichen Familie zu arbeiten – diese ist jedoch „in einige Machenschaften verstrickt“, erzählt die Autorin.
Ockers Bücher zählen fast alle zu dem recht neuen Genre New Adult. „Im Grunde beschreibt New Adult die Zielgruppe“, so die Gehrdenerin über das Genre. „Es gab immer die normalen Romane für die Erwachsenen und die Jugendbücher ab 14. Aber es gab diese Lücke von Anfang 20.“
Diese füllt sie gemeinsam mit vielen Kolleginnen erfolgreich. „Wir hören immer wieder, dass das keine echte Literatur sei, die wir machen, aber an den Verkaufszahlen merken wir, dass das gut ist.“ Das Genre sei vor allem von Frauen dominiert, die über Neuanfänge, so zum Beispiel der Besuch des Colleges oder einen neuen Job schreiben. Diese Neuanfänge bringen immer auch eine Liebesgeschichte mit.
Zu viele Klischees und antifeministisch?
Dafür gab es in der Vergangenheit viel Kritik. So hieß es immer wieder, die New-Adult-Romane seien voller Klischees. „Sind sie auch“, lacht Ocker. „Das sind Bücher, die einen unterhalten. Aber es werden oft schwere Themen Pink verpackt.“ Es gehe zum Beispiel auch um mentale Gesundheit oder Beziehungen, die schwierig seien. „Natürlich haben wir unsere Liebesgeschichte, aber es geht immer um die freiheitliche Perspektive der Frauen.“Kim Nina Ockers Bücher sind ab 16 Jahren – darauf weist sie auch bei dem Treffen mit ihr immer wieder hin. „Mein Verlag achtet sehr darauf, dass es nicht zu antifeministisch ist. Aber eine unrealistische Vorstellung von der Liebe vermitteln doch ehrlich gesagt alle Liebesgeschichten.“ Dennoch sei es wichtig, schon ein gewisses Selbstbewusstsein beim Lesen zu haben: „Das ist die Idealvorstellung eines Mannes und man sollte alt genug sein, um zu verstehen, dass man das nicht erwarten kann, sondern dass die Realität anders aussieht.“
Ocker selbst ist verheiratet und hat zwei Kinder. „Ich führe eine sehr glückliche Ehe. Aber das macht mein Leben auch einfach zu langweilig“, witzelt sie darüber, ob auch ihr Privatleben manchmal in die Geschichten einfließen würde. „Ich schreibe hier zu Hause in Jogginghose und nachmittags bin ich mit meinen Kindern unterwegs. Das aufregendste an meinem Leben ist mein Beruf.“
Und den sieht Ocker als sehr privilegiert an. „Ich habe das große Glück, dass ich davon leben kann. Alle Autorinnen, die das können, hatten irgendwann in ihrem Leben einfach riesengroßes Glück.“
Einen möglichen Anteil daran hat auch die Plattform TikTok. Dort ist ein regelrechter Hype rund um die Bücher der New-Adult-Autorinnen ausgebrochen. Zahlreiche junge Frauen sprechen ihre Rezensionen dort in die Kamera. „Ich finde schön, dass wir diese jungen Menschen erreichen“, sagt Ocker. Doch die Gründe dafür, dass die Verkaufszahlen von gedruckten Büchern so hoch sind, wie lange nicht mehr, sieht sie nicht nur in ihrem Genre. „Die Zielgruppe ist einfach laut. Mein Mann liest gerne Sebastian Fitzek. Der würde sich aber niemals vor die Kamera setzen und darüber erzählen.“Sie selbst habe sich ein TikTok-Verbot auferlegt. Zu groß sei die Gefahr, zu sehr auf die aktuellen Trends zu schauen und seine Bücher daran anzupassen, erzählt die 32-jährige Autorin.Kim Nina Ocker veröffentlicht ihre neuen Bücher Schlag auf Schlag. „Ich schreibe einfach schnell“, sagt sie. Rund sechs Monate brauche sie ungefähr zum Schreiben eines Buches. So erscheint im Juli auch bereits der dritte Teil der Trilogie – „Shining Fragments“.
Doch das Genre New Adult ist längst nicht alles, dass Ocker gerne schreibt. „Ich habe schon immer auch gerne Fantasy gemacht.“ Deswegen könne sie sich auch in Zukunft wieder vorstellen, etwas in diese Richtung zu schreiben. „Ich möchte nicht, dass das abwertend klingt, aber für mich persönlich ist das Schreiben einer reinen Liebesgeschichte zu langweilig.“
Ob bei Fantasy oder ihrer neusten Reihe sei ihr deshalb stets wichtig: „Du hast die Lovestory und die ist toll und dann hast du noch irgendwas, das drumherum passiert, was das einfach ein bisschen Spannung hereinbringt und die Geschichte in Fahrt bringt.“