„Können wir uns das alles noch leisten?“
Hallenbad-Neubau: Ausschuss vertagt Entscheidung /Sozialdemokraten hätten sich grundsätzliche Entscheidung gewünscht

Wieder warm ums Herz: Im Deisterbad kommt der Warmbadetag (mittwochs) zurück – und mit ihm auch das beliebte Babyschwimmen.Foto: Stadtwerke Barsinghausen
Barsinghausen. Das Hallenbad in Barsinghausen neu bauen? Nach längerer Debatte konnte sich der Ausschuss für Schule, Sport und Kultur in dieser Frage am Dienstag zu keiner Entscheidung durchringen und sah den Antrag der SPD am Ende lediglich als behandelt an. Einen deutlichen Dämpfer bekamen die Sozialdemokraten dabei von CDU und FDP.

Die SPD in Barsinghausen hat sich in ihrem Antrag festgelegt: Als Ersatz für das 52 Jahre alte und jetzt seit fast 15 Monaten aufgrund von Reparaturarbeiten geschlossene Deisterbad in Kirchdorf soll mittelfristig ein neues Sport- und Familienbad gebaut werden. Das Freibad Goltern würden die Sozialdemokraten gerne sanieren lassen. In das Lehrschwimmbecken der Adolf-Grimme-Schule soll nach ihren Plänen nur noch so viel Geld gesteckt werden, wie nötig ist, damit es bis zur Inbetriebnahme eines neuen Hallenbads funktionsfähig bleibt.

Maximilian Schneider (SPD) warb im Ausschuss für die Zustimmung der anderen Ratsfraktionen. „Inwieweit wollen wir es akzeptieren, nochmal so lange kein Schwimmbad zur Verfügung zu haben?“, fragte er. Man müsse sich nichts vormachen: „Das Deisterbad hat ein Ablaufdatum, wenn dort nicht substanziell etwas passiert. Wir reparieren gerade Leckagen an Rohren und den Beckenkopf. Substanziell haben wir nichts verbessert. Das ändert nichts daran, dass wir eine über 50 Jahre alte Gebäudehülle haben.“

Ein Schwimmbad gehöre für eine 35.000-Einwohner-Stadt zur Daseinsfürsorge dazu. Man dürfe den zeitlichen Vorlauf, bis ein neues Hallenbad tatsächlich gebaut sei, nicht unterschätzen. „Wir müssen jetzt eine Stufe weiterkommen, damit wir die fünf bis sieben Jahre, die mal geschätzt wurden, tatsächlich auch noch mit den bestehenden Bädern überleben können“, sagte Karl-Heinz Tiemann (SPD).

Vor allem CDU und FDP taten sich im Ausschuss aber schwer damit, eine derartige Grundsatzentscheidung zur Zukunft der Bäderlandschaft in Barsinghausen zu treffen und sich zum jetzigen Zeitpunkt auf einen Hallenbad-Neubau festzulegen. „Wir müssen uns erst einmal im Klaren werden, ob wir uns das alles in dieser Stadt überhaupt noch leisten können und wollen“, betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Gerald Schroth.

Er rechnete vor und zählte eine scheinbar endlose Liste auf an dringenden Investitionen, die auf die Stadt zukommen – angefangen bei der neuen Wilhelm-Stedler-Schule, die gerade im Bau ist (etwa 25 Millionen Euro), über das Schulzentrum Am Spalterhals (etwa 50 Millionen Euro), die Grundschulen (etwa 40 Millionen Euro) und Feuerwehren (etwa 15 Millionen Euro) bis zum Projekt „Rathaus 2030″, bei dem geplant ist, die Rathäuser I und II umfassend zu sanieren.

Zuvor hatten Stadtbaurat Tobias Fischer und Robert Engelmann, der Fachdienstleiter für Schule, Sport und Kultur, im Ausschuss abschließende Zahlen und auch eine Flächendarstellung aus der beauftragten Machbarkeitsstudie für den Neubau eines Kombibads vorgelegt. Was lohnt sich mehr: Deisterbad, Lehrschwimmbecken und Freibad Goltern sanieren oder ein kombiniertes Hallen- und Freibad neu bauen? Laut Berechnungen der Gutachter würde ein kombiniertes Hallen- und Freibad etwa 34,8 Millionen Euro kosten. Eine Sanierung von Deisterbad, Lehrschwimmecken und Freibad Goltern ist in der Machbarkeitsstudie mit etwa 31,6 Millionen Euro kalkuliert.

Die Gutachter sind der Ansicht, die um etwa 10 Prozent höheren Investitionskosten würden sich durch die Vorteile eines optimierten Betriebs und der komplett neuen Substanz auf Dauer ausgleichen. Das Fachbüro sieht dabei in einem Neubau diese Vorteile: reduzierte Betriebskosten und eine verbesserte Energieeffizienz, zentrale Wasserflächen für eine effizientere Nutzung, kein Investitionsbedarf an drei separaten Standorten, eine moderne Ausstattung und Anpassung an zukünftige Anforderungen (Schulsport, Vereine und öffentlicher Betrieb).

Die Grünen hätten wohl im Ausschuss nichts dagegen gehabt, über den SPD-Vorschlag abzustimmen. „Wir dürfen nicht alles auf den Sanktnimmerleinstag schieben, was noch irgendwie gemacht werden muss“, sagte Fraktionsvorsitzende Sabine Freitag. Irgendwann müsse es einen Cut geben und man dürfe nicht immer noch eine Schleife drehen und noch eine.

Kerstin Wölki (FDP) forderte die SPD hingegen auf, den Antrag etwas umzuformulieren und daraus zunächst nur einen Prüfauftrag an die Verwaltung zu machen. „Denn das hier ist keine Basis, auf der wir heute darüber entscheiden können, dass wir einen Neubau machen“, sagte sie. Auch Thomas Struß (Wählergruppe Aktiv für Barsinghausen) hielt es im Ausschuss für verfrüht, abzustimmen. Aber auch er betonte, und darin sind sich im Grund genommen alle Ratsfraktionen einig: „Dass wir ein Bad brauchen in Barsinghausen, gerade auch ein Hallenbad, daran besteht kein Zweifel.“

Die Ratsfraktionen wollen sich nun noch einmal intern mit der Neubau-Frage beschäftigen. Der Rat könnte dann in seiner Sitzung am 3. April entscheiden.

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