Mit einer Machbarkeitsstudie und einer öffentlichen Beteiligung hat die Region Hannover den Prozess für die Planung einer RSV zwischen dem City-Radring in Hannover und der Innenstadt von Gehrden angestoßen. Dazu wurden drei Routen vorgeschlagen: eine von Wettbergen aus über den Bauernwiesenweg in Ronnenberg und dann vom S-Bahn-Haltepunkt durch die Feldmark nach Gehrden. Die zweite führt in Empelde über die Berliner, die Hirten- und die Barbarastraße entlang der Bahn nach Ronnenberg und dann auf gleichem Weg nach Gehrden. Die dritte zweigt in Empelde am Ende der Barbarastraße in Richtung B65 ab und führt letztlich entlang dem Gehrdener Damm in die Nachbarkommune.
Die Ronenberger Verwaltung setzte sich für die zweite Variante ein, um die Stadtteile Empelde und Ronnenberg gleichsam an ein schnelles Radwegenetz anbinden zu können. Vom Ortsteil Ronnenberg aus seien die anderen südlichen Ortsteile dann ebenfalls einfach und schnell zu erreichen, meint Bürgermeister Marlo Kratzke (SPD). Für eine Realisierung der Route in der Ronnenberger Feldmark braucht die Region allerdings die Zustimmung des Realverbandes, der die Eigentümer der Ackerflächen und Feldwege vertritt. Und die wird es nicht geben.
Laut Region gibt es aktuell „noch keine spruchreifen Ergebnisse“, wie Sprecher Christoph Borschel informiert. „Es geht immer darum, eine Lösung mit der breitestmöglichen Akzeptanz zu finden“, betont er.
Haller begründet die Ablehnung des Ronnenberger Realverbands mit schlechten Erfahrungen und drohenden Konflikten zwischen Landwirten und Pedaleuren. Grundsätzlich habe man Verständnis dafür, dass sich Radfahrer gern auf Feldwegen bewegen, stellt er fest. Schließlich habe der Realverband auch Wege für den Grünen Ring zur Verfügung gestellt.
Die Bauern sehen aber in der Ausweisung einer Radschnellverbindung weitere Komplikationen. Haller erwartet aus Erfahrung, dass sich Radfahrer auf Feldwegen, die für den Radverkehr ausgewiesen sind, rücksichtslos gegenüber den dort arbeitenden Landwirten verhalten. Zudem befürchtet er, dass der Realverband nicht garantieren könne, eine RSV immer so sauber halten zu können, wie es die Radfahrer von einem solchen Weg erwarten.
Auch spielen bei der Ablehnung Sicherheitsfragen eine Rolle. So sei es für die Landmaschinen auf den schmalen Feldwegen nicht möglich, beim Überholen den Mindestabstand von 1,50 Meter einzuhalten – von Begegnungen der beiden Interessengruppen im laufenden Arbeitsbetrieb ganz zu schweigen.
Der Vorsitzende habe diese Punkte auch bereits mit der Stadt Ronnenberg besprochen, sagt er und skizziert eine alternative Streckenführung: von Gehrden aus entlang der Gehrdener Straße bis zur Bahnbrücke, dann entlang der Bahn auf dem seiner Meinung nach ohnehin sanierungsbedürftigen Fuß- und Radweg bis zum Bahnhof und weiter auf dem Verlauf der ehemaligen Bahntrasse der Hansa nach Empelde. Auf diese Weise müsse man keine Feldwege nutzen, stellt er fest.
Haller räumt aber auch ein, dass es bei diesem Vorschlag mindestens einen Engpass an der Gehrdener Straße gibt. Aber ohnehin ist die vorgesehene Breite einer RSV ein weiterer Teil des Problems. Drei Meter sind gefordert, wenn der Weg in einer Richtung befahren werden soll, vier Meter sind es bei Gegenverkehr. Ein solcher Ausbau sei aber auch auf einigen Feldwegen aufgrund der wegbegleitenden Entwässerungsgräben kaum zu machen, meint der Vorsitzende.
Die breiten Radschnellverbindungen in der bestehenden Infrastruktur unterzubringen, ist deshalb auch für die Region bei der Planung eine besondere Aufgabe. „Aktuell sind wir noch auf der Suche danach, wie sich eine solche Mindestbreite umsetzen lassen könnte“, bestätigt Borschel.
Die Region plant neben der Verbindung nach Gehrden auch weitere RSV nach Pattensen und Burgdorf. Auch auf ihnen sollen Radfahrer möglichst direkt und kreuzungsfrei, aber vor allem sicher und komfortabel ans Ziel kommen. Diese Sicherheit soll durch die Breite der Wege, eine klare Kennzeichnung und eine gute Beleuchtung gewährleistet werden. Das schnellere Erreichen des Ziels soll dabei überwiegend durch die direkte und umwegfreie Trassierung sowie die möglichst durchgängige Bevorrechtigung der Radfahrenden an Querungen und Kreuzungen erreicht werden, verspricht die Region.
Die zweite Beteiligungsrunde der Öffentlichkeit war eigentlich für Januar 2025 angekündigt, verzögert sich jetzt aber offenbar noch.