Die Leiter mit dem besonderen Knick
Eine Million Euro hat die neue Drehleiter der Feuerwehr Barsinghausen gekostet.
Dank eines Gelenkarms ist sie sehr flexibel einsetzbar.

Mehr als 16 Tonnen schwer: Die Feuerwehr Barsinghausen hat eine neue Drehleiter. Offiziell in den Dienst genommen wird sie im Mai.Foto: Cecelia Spohn
Barsinghausen. Mehr als zehn Meter lang, gut 16 Tonnen schwer und Kosten von mehr als einer Million Euro: Die neue Drehleiter der Feuerwehr Barsinghausen steht nach langer Wartezeit endlich auf dem Hof. Mike-Oliver Selbach und seine Kollegen haben das Fahrzeug direkt vom Hersteller Rosenbauer in Karlsruhe abgeholt. „Es war sehr spannend und eine tolle Erfahrung, so etwas mal mitzumachen“, berichtet er.

Vor Ort wurden Selbach und die anderen Feuerwehrleute an mehreren Tagen eingewiesen und geschult. In sieben Modulen geben sie als Drehleitermaschinisten ihr Wissen nun an alle Kameradinnen und Kameraden in Barsinghausen weiter. „Dafür haben wir einen speziellen Ausbildungsplan erstellt“, sagt Selbach. Und bis den alle durchlaufen haben, dauert es einige Zeit. Offiziell in den Dienst gestellt wird die Drehleiter daher erst im Mai – gemeinsam mit einem neuen Löschfahrzeug.

Die alte Drehleiter hat in wenigen Wochen ausgedient. „Das Fahrzeug ist 20 Jahre alt, es hätte eine große und mit rund 300.000 Euro sehr kostenintensive Inspektion angestanden. Da wäre die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben gewesen“, erklärt der stellvertretende Ortsbrandmeister der Feuerwehr Barsinghausen, Björn-Sören Geestmann.

Das Besondere an der neuen Drehleiter ist vor allem der Korb, der direkt vor dem Führerhaus abgesetzt werden kann. „Die alte Drehleiter musste immer erst zur Seite schwenken, um den Korb abzulegen“, sagt Geestmann. Das braucht nicht nur Platz, sondern kostet auch Zeit. Eine Ersparnis von wenigen Minuten – die manchmal jedoch entscheidend sein können. „Außerdem hat die Drehleiter im vorderen Bereich einen Gelenkarm, der sind abwinkeln lässt“, erklärt Geestmann. Das erweitere den Einsatzbereich enorm, vor allem, wenn es vor Ort etwas enger sein sollte. Die Drehleiter kann nun auch von einer Seite über ein Hausdach ausgefahren und dann abgewinkelt werden – beispielsweise, um ein Dachfenster zu erreichen.

Ebenfalls eine deutliche Verbesserung ist die Größe des Korbs, der mit fünf Personen (500 Kilogramm) zwei Menschen mehr aufnehmen kann als bisher. „Das beschleunigt zum Beispiel die Menschenrettung, wenn es in einem Haus brennt“, erläutert Geestmann.

Schneller einsatzbereit sind die freiwilligen Feuerwehrleute jetzt auch dank zweier sogenannter Atemschutzsitze. Die Ehrenamtlichen können dort schon während der Fahrt ihre Schutzausrüstung anlegen und dann direkt nach der Ankunft am Einsatzort mit der Rettung beginnen. „Das können in zeitkritischen Einsätzen sehr entscheidenden Minuten sein“, betont Geestmann. Für mehr Sicherheit sorgt auch die verbesserte Beleuchtung an der Drehleiter. Dazu gehören unter anderem LED-Streifen, die rot leuchten, sobald die Leiter in Betrieb ist und ein bestimmter Bereich nicht mehr betreten werden darf. Bodenlichter geben Hinweise darauf, welcher Bereich beim Einsatz der Drehleiter tabu ist. Kamerafunktionen und mehrere Displays machen die Bedienung des tonnenschweren Geräts einfacher.

Für die Feuerwehrleute beginnt in dieser Woche die Ausbildung an dem neuen Fahrzeug. Das Interesse sei immens. „Viele sind dann auch mal am Sonntagvormittag da und schauen sich das noch mal ganz genau an“, sagt Geestmann.

Die alte Drehleiter soll am Ende ihrer offiziellen Dienstzeit versteigert werden. Vor allem Dachdecker- und Malerbetriebe hätten Interesse an solchen Fahrzeugen, meint Geestmann.

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