Altbürgermeister plant Rückkehr in die Politik
Gehrdens ehemaliger Bürgermeister Cord Mittendorf (SPD) will noch einmal für den Rat der Stadt kandidieren

Plant eine Rückkehr in die Kommunalpolitik: Gehrdens Altbürgermeister Cord Mittendorf will im nächsten Jahr für den Rat der Stadt kandidieren.Foto: Ingo Rodriguez
Gehrden. Ins Gehrdener Rathaus kehrt der ehemalige Bürgermeister Cord Mittendorf (SPD) auch heute noch regelmäßig zurück. Seit seiner Wahlniederlage gegen den parteilosen Nachfolger Malte Losert vor zweieinhalb Jahren arbeitet der Altbürgermeister zwar im nahe gelegenen Bestattungsinstitut seiner Tochter Katjana-Marlen Mittendorf: „Ich hole aber im Rathaus oft Sterbeurkunden für sie ab“, sagt der 58-Jährige.

Mittendorf plant auch eine Rückkehr in anderer Funktion. Er will im nächsten Jahr noch einmal für den Rat der Stadt kandidieren. „Ich möchte mich wieder zur Wahl stellen“, kündigt er an. Bei den Kommunalwahlen 2026 wird zwar kein neuer hauptamtlicher Bürgermeister gewählt – die Amtszeit von Losert läuft noch bis zum Jahr 2031. Vorgänger Mittendorf – von 2014 bis Oktober 2022 Stadtoberhaupt – bewirbt sich jedoch um ein ehrenamtliches Ratsmandat.

Im Fall eines Wahlerfolges wäre es auch ein kommunalpolitisches Comeback: Mittendorf hatte schon vor seiner Amtszeit als Bürgermeister einen Sitz als Ehrenamtlicher im Rat der Stadt Gehrden inne. Er war von 2011 bis 2014 SPD-Ratsherr und legte dann das Mandat wegen seiner Wahl zum Verwaltungschef nieder. Nun will er sich erneut als ehrenamtlicher SPD-Kandidat aufstellen lassen.

Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Gehrden, Sylvie Müller, habe keine Einwände gehabt, als er sie darüber informiert habe, berichtet Mittendorf. Einen Altbürgermeister-Bonus habe er bei Gehrdens Sozialdemokraten aber nicht. „Ich stelle mich zur Verfügung und bewerbe mich dann während einer Aufstellungsversammlung ganz normal um einen Listenplatz“, sagt der 58-Jährige. Er habe sich schon immer gern ehrenamtlich engagiert und für das Wohl der Stadt und der Bürgerschaft eingesetzt, begründet er seine Pläne für ein Comeback in der Kommunalpolitik. „Ich werde oft in Gehrden angesprochen und gebeten, mich wieder kommunalpolitisch zu engagieren“, berichtet Mittendorf. Das habe seinen Entschluss für eine erneute Kandidatur bekräftigt. Er war auch schon einmal Vorsitzender der SPD-Abteilung Gehrden. Vor gut 15 Jahren sei er während der bundespolitischen Mindestlohndebatte in die Partei eingetreten, erzählt Mittendorf – und das, obwohl sein Vater FDP-Mitglied ist. Der 88-jährige Ernst Mittendorf ist heute der einzige noch lebende Ehrenbürger der Stadt Gehrden.

Für den Sohn und Altbürgermeister wäre es kein Problem, im Fall eines Wahlerfolges im Rat der Stadt auf seinen hauptamtlichen Nachfolger Losert zu treffen. „Unser Verhältnis ist von hoher Wertschätzung geprägt“, betont Mittendorf. Um die Gunst der Wählerinnen und Wähler müsse er selbst trotzdem erst einmal werben. „Ich weiß, wie Wahlen ablaufen: Man muss immer wieder und weiter versuchen, das Vertrauen der Bürgerschaft zu gewinnen“, so Mittendorf.

Der Altbürgermeister rechnet sich gute Chancen für die Kommunalwahl aus. Er ist in Gehrden aufgewachsen und gut vernetzt. In den Neunzigerjahren war er unter anderem Fußballspartenleiter und Betreuer beim SV Gehrden. Auch beruflich hatte Mittendorf viele Stationen. Er ist gelernter Landwirt und ausgebildeter Fleischer, hat vor seiner Bürgermeisterzeit als amtlicher Fachassistent beim Fleischhygieneamt der Region Hannover gearbeitet.

Die Zeit nach seinem Abschied als Verwaltungschef im Rathaus habe ihm trotz der Wahlniederlage gutgetan, sagt Mittendorf. „Ich genieße es, mehr Zeit für die Familie zu haben“, erzählt er. Es sei auch ein großer Unterschied, als Bürgermeister oder als Altbürgermeister durch Gehrden zu laufen. „Ich habe mein normales Leben zurück“, so der 58-Jährige. Er schätze es sehr, mit seiner Frau Ute schöne Abende zu verbringen und sich oft mit seiner Tochter, dem Schwiegersohn und Enkel Maximilian zu treffen.

Seine Pläne für eine Rückkehr in die Kommunalpolitik begründet Mittendorf auch mit politischen Zielen. „Wir benötigen in Gehrden mehr bezahlbaren Wohnraum.“ Dieses Thema habe ihn schon als Bürgermeister sehr beschäftigt. Zu Beginn seiner Amtszeit seien für Menschen mit geringerem Einkommen noch rund 250 Wohnungen verfügbar gewesen, die mit öffentlichen Geldern gefördert worden seien. „Am Ende waren es nur noch 50“, so Mittendorf.

Er gestikuliert und spricht energisch, wenn es um die Themen Altersarmut, bezahlbaren Wohnraum und gestiegene Kosten geht. „Es kann nicht sein, dass es älteren Menschen nach dem Tod eines Partners schwerfällt, mit nur einer Rente allein die Miete für ihre Wohnung zu bezahlen“, meint Mittendorf.

Einer seiner Lösungsvorschläge: „Wir müssen in Gehrden viel mehr Gewerbe ansiedeln, um höhere Gewerbesteuereinnahmen zu erzielen, anstatt die Grundsteuer zu erhöhen.“ Grundsteuererhöhungen würden von Eigentümern wieder auf die Mietkosten umgelegt. Die bislang geplanten neuen Gewerbegebiete in Gehrden-Ost sowie zwischen Feuerwehrhaus und Friedhof seien nicht groß genug.

Dann fasst Mittendorf seine Motive für eine Rückkehr in den Rat noch einmal zusammen: „Die Stadt und die Menschen in Gehrden liegen mir sehr am Herzen.“

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