Wie bezahlbar derbezahlbare Wohnraum ist
Genossenschaft will im Neubaugebiet einen Großteil von Wohnungen mit sozialer Förderung bauen. 88 Quadratmeter sollen mit Berechtigungsschein unter 1000 Euro Miete kosten.

So sollen die Mehrfamilienhäuser aussehen: Die Genossenschaft Gemeinwohl Bredenbeck möchte 35 Wohnungen bauen, 30 davon mit sozialer Förderung.Foto: k+a architekten
Bredenbeck. Wohnungen sind im von Einfamilienhäusern geprägten Wennigsen rar. Der Anteil mit sozialer Förderung ist in den vergangenen Jahren zudem kontinuierlich gesunken. Entsprechend interessiert schaut die Gemeinde derzeit auf das Vorhaben der Genossenschaft Gemeingut Bredenbeck. 35 Wohnungen – davon 30 gefördert – will ein Architektenbüro mit den Mitgliedern im Neubaugebiet „Im Bergfelde“ bauen. Wie das Modell funktioniert und was die Wohnungen kosten, haben die Initiatoren jetzt vorgerechnet.

Zwei Bauplätze hat das Büro K+A Architekten aus Hannover in dem Neubaugebiet reserviert. Durch den hohen Anteil der geförderten Wohnungen wollen sie das Projekt zu mehr als 70 Prozent mit zinsgünstigen Krediten der NBank stemmen. 15 Prozent Eigenanteil kommen über die Einlagen der Mitglieder zusammen.

„Gemeinschaftliches Bauen heißt, die Bewohner sind schon früh am Planungsprozess beteiligt. Sie planen mit und sie investieren auch mit, über den Geschäftsanteil, den sie in die Genossenschaft einlegen“, erklärte Architekt Arnd Biernath jetzt im Sozialausschuss. Ein ähnliches Bauprojekt hat das Büro bereits in Hildesheim realisiert.

Die Mieter sind als Mitglieder quasi Gesellschafter ihres eigenen Wohnungsbauunternehmens. Mietsteigerungen seien daher nicht zu erwarten, und die Wohnungen können nicht verkauft werden. „Es kann also nicht mit Wohnraum spekuliert werden“, so Biernath. Wer auszieht und aus der Genossenschaft aussteigt, bekommt seine Anteile zurück.

Doch wie funktioniert das Modell mit den Anteilen konkret? Zunächst entscheiden sich die Interessenten für eine Wohnung. Die Größen reichen vom Einzimmerappartement über 30 Quadratmeter bis zur 103 Quadratmeter großen Fünfzimmerwohnung. Nach der Größe richten sich auch die Höhe der Geschäftsanteile, die in die Genossenschaft einzubringen sind. „Mit diesen Anteilen können wir dann den Eigenkapitalanteil bilden, um die Kredite zu beantragen, das Grundstück zu kaufen und zu bauen“, erläuterte Katharina Krämer das Prinzip.

26 der 30 geförderten Wohnungen sind demnach für Haushalte mit Wohnberechtigungsschein geplant. Den Schein könnten laut Biernath auch Menschen mit „mittleren Einkommen“ beantragen. Als Richtwert nennt er für Singles ein Jahreseinkommen von circa 25.000 und für Paare von 40.000 Euro. Für diese Wohnungen liegt der Geschäftsanteil bei 630 Euro pro Quadratmeter. Für eine 88 Quadratmeter große Wohnung mit vier Zimmern müssten die Mieter demnach ein Eigenkapital von 55.440 Euro aufbringen.

Das ist viel Geld für Menschen mit Anspruch auf eine Sozialwohnung. Daher rechneten die Architekten im Ausschuss auch gleich eine Variante vor, in der die Genossinnen und Genossen das Eigenkapital über einen Kredit der KfW-Bank finanzieren. Bei einer Zinsbindung über zehn Jahre wäre das für die beispielhaften 88 Quadratmeter eine monatliche Rate von 179 Euro. Dazu kommen 980 Euro Miete inklusive Heizung und Pkw-Stellplatz. Macht zusammen 1159 Euro.

„Im Vergleich zu Neubaumieten auf dem freien Markt ist das immer noch sehr günstig“, sagt Biernath. Daraus ergeben sich für die kleinste Wohnung (30 Quadratmeter) monatliche Gesamtkosten von 415 Euro, die größte (103 Quadratmeter) liegt bei 1352 Euro.

Die restlichen vier geförderten Wohnungen sind als sogenannte Belegrechtswohnungen geplant. Dort können Kommunen Menschen unterbringen, die aufgrund sozialer oder körperlicher Probleme selbst keine Wohnung finden. In den fünf frei finanzierten Wohnungen werden die Mieten und auch die Geschäftsanteile hingegen deutlich teurer. Pro Quadratmeter liegt der Geschäftsanteil dann bei 1000 Euro und die Miete bei 12 Euro. Eine Wohnung über 103 Quadratmeter kostet bei sofortiger Zahlung des Eigenanteils 1575 Euro Miete oder mit einer monatlichen Kreditrate knapp 1900 Euro.

Die ersten Genossinnen und Genossen stehen indes schon bereit. Bereits im Herbst will das Architektenteam den Bauantrag einreichen. Der weitere Zeitplan: Baubeginn im Frühjahr 2026, Fertigstellung Ende 2027.

Die Häuser entstehen in Holzbauweise. „Wir wollen einen hohen ökologischen Anspruch umsetzen, die Gebäude, wenn möglich, mit Biothermie beheizen“, kündigt Biernath an. Auf den Dächern werden Photovoltaikanlagen installiert. Alle Wohnungen sind barrierefrei, einige auch rollstuhlgerecht.

Offene Fragen gibt es allerdings bei der Finanzierung der Belegrechtswohnungen. „Wo bei diesem Modell die Geschäftsanteile herkommen, müssen wir noch klären“, so Biernath im Sozialausschuss. Bei dem Referenzprojekt in Hildesheim hätten Mieter sogenannte Solidaritätsanteile eingelegt. Eine andere Möglichkeit: Die Region Hannover oder die Gemeinde Wennigsen beteiligen sich an der Übernahme der Anteile. Ein erstes Gespräch dazu mit der Region gab es laut Biernath bereits.

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