Ein Rettungsschirm für die Open-Air-Party
Um das Stadtfest auszurichten, braucht der Verein „Gehrden feiert Feste“dringend weitere Sponsoren und startet einen Spendenaufruf

Spendenaufruf für das nächste Stadtfest auf dem Marktplatz: Nicola Horndasch vom Verein Gehrden feiert Feste (GfF) hofft auf Unterstützung aus der Bevölkerung.Foto: Ingo Rodriguez
Gehrden. Es ist eine beeindruckende Bilanz für einen Verein, der ausschließlich mit Ehrenamtlichen und zur Freude der Menschen immer wieder Großveranstaltungen auf die Beine stellt: Um das kulturelle Angebot zu bereichern, hat der Verein „Gehrden feiert Feste“ (GfF) seit dem Jahr 2009 schon 15 Stadtfeste, neun Weihnachtsmärkte, eine Fête de la Musique, drei Tänze in den Mai und eine Winter-Punsch-Party organisiert. Doch jetzt ziehen die Partymacher die Reißleine: Für die Ausrichtung des Stadtfestes sind immer höhere Ausgaben erforderlich. Um die beliebte Open-Air-Party zu retten, startet der Verein einen Spendenaufruf.

„Ich sponsere mein Stadtfest“ – unter diesem Motto wirbt GfF schon seit gut zwei Wochen auf Plakaten und auf einem GfF-Account im sozialen Netzwerk Facebook um finanzielle Unterstützung. Über einen Internetlink oder einen QR-Code lassen sich dort bequem per Smartphone oder Computer auf ein Paypal-Konto selbst gewählte Spendenbeträge einzahlen. Die digitale Akquise privater Sponsoren ist auf ein feststehendes Ziel ausgerichtet: Die nächste Stadtparty soll am Sonnabend und Sonntag, 6. und 7. September, steigen.

„In diesem Jahr gehen wir neue Wege“, sagt der GfF-Vorsitzende Julius Wolf. Der Hintergrund: Große Sponsoren zu finden, werde immer schwieriger. In der Szene ehrenamtlicher Organisationsvereine werde deshalb bereits zunehmend darüber nachgedacht, Eintrittsgelder zu verlangen. „Das wollen wir aber nicht“, betont Wolf. Ziel des Vereins und seiner rund 20 ehrenamtlichen Mitglieder sei es, allen Menschen in Gehrden ein offenes und inklusives kulturelles Angebot zu machen, das ohne Eintrittsgeld für alle zugänglich sei.

Warum das immer mehr zu einer Herausforderung wird, beschreibt die stellvertretende GfF-Vorsitzende Nicola Horndasch: Im Jahr 2022 sei für das Stadtfest in Gehrden noch ein Budget in Höhe von rund 22.000 Euro erforderlich gewesen. „Im vergangenen Jahr waren es schon 35.000 – und für die Auflage im nächsten September rechnen wir mit einem notwendigen Etat von etwa 40.000 Euro“, berichtet Horndasch.

Grund für den rasanten Kostenanstieg seien aber nicht nur die Gagen für anspruchsvolle Bands und Künstler mit hohem regionalen Bekanntheitsgrad sowie die Kosten für Bühnen und Technik: Auch die Gema-Gebühren seien erheblich, weil dieser Posten inzwischen nicht mehr nach Zuschauerzahlen, sondern nach der Quadratmetergröße der mit Musik bespielten Fläche berechnet werde. „Wir müssen dann eine Titelliste einreichen und sind mit rund 2000 Euro Gema-Gebühren pro Stadtfest dabei“, nennt Horndasch einen markanten Kostenfaktor.

Steigende finanzielle Aufwendungen sind demnach auch für die Sicherheitskonzepte und die Buchung der Securitydienste erforderlich. Wegen der „DIN-Normen“ und zunehmender Sicherheitsrisiken seien immer ausgereiftere Vorkehrungen notwendig und zu beachten, berichtet Horndasch.

Horndasch nennt einen weiteren Kostenfaktor mit zunehmendem Stellenwert: Der Verein gebe auch immer mehr Geld für Kreativ- und Kinderaktionen sowie andere Publikumsangebote aus. „Viele lokale Vereine und Organisationen haben für Stadtfest-Aktionen nicht mehr genügend ehrenamtliches Personal, deshalb müssen wir verstärkt auf gewerbliche Anbieter zurückgreifen“, sagt die stellvertretende GfF-Vorsitzende. Zuletzt sei es beispielsweise auch nur durch die Unterstützung von Sponsoren möglich gewesen, Material für eine Bastelaktion anzuschaffen. „Damit Kinder kostenlos mitmachen können“, sagt Horndasch.

Der Vorsitzende Wolf fasst die Entwicklung zusammen: „Eine Hauptaufgabe der Organisationsarbeit ist es inzwischen, fast das gesamte Jahr über nach Sponsoren zu suchen.“ Er ergänzt vielsagend: „Was wir nicht über Sponsoren einnehmen, müssen wir über Standgebühren kompensieren.“

Ohnehin ist es für GfF auch keine sinnvolle Option, zusätzlich Eintrittsgelder zu erheben – ironischerweise aus Kostengründen. „Für die Überwachung und Einlasskontrollen bräuchten wir zusätzliches Personal“, sagt der Vorsitzende. Wegen der speziellen Lage der Fußgängerzone – sie ist von vielen Standorten aus leicht zu erreichen – wäre es außerdem notwendig, mögliche Zugänge abseits der Einlasspunkte mit Absperrungen zu verschließen. „Das kostet auch wieder Geld“, beschreibt Wolf die spezielle Lage.

Statt Eintrittsgelder zu erheben und wegen seiner Grundhaltung hofft der Verein GfF stattdessen auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Was zuversichtlich stimmt: Seit dem Auftakt der Spendenaktion seien innerhalb der vergangenen zwei Wochen schon rund 350 Euro auf dem GfF-Paypal-Konto eingegangen, berichtet Vereinsvize Horndasch. Der Vorstand verweist auch auf weitere vier verschiedene Sponsorenmodelle, die für Unterstützungsbeträge ab einer Höhe von 250 Euro auf der Internetseite www.gehrden-feiert-feste.de zur Auswahl stehen.

Druckansicht