Für mehr Bürgernähe:
Stadt baut Rathäuser um
Die Verwaltung will ihre Gebäude nach modernen Kriterien umgestalten:
Den Anfang macht das Bürgerbüro

Das Rathaus I an der Bergamtstraße.Foto: Jennifer Krebs
Barsinghausen. Das Bürgerbüro der Stadt wird seine Gäste künftig in einem zeitgemäßen und bürgernahen Ambiente empfangen. Die Räume sollen im Zuge des groß angelegten Projekts „Rathaus 2030″ umgestaltet werden. Geplant ist dabei, die Rathäuser I und II umfassend zu sanieren. Erster Schritt ist der Umbau des Bürgerbüros am Deisterplatz, der 2026 laufen soll.

Für die Zeit des Umbaus zieht das Büro in die alten Räume der Arbeitsagentur, die seit Jahresanfang nebenan im Jobcenter-Gebäude untergebracht ist. Der befristete Umzug in die ehemalige Arbeitsagentur werde im zweiten Teil der ersten Jahreshälfte stattfinden, kündigt der Erste Stadtrat, Stefan Zeidler, an. Die Umgestaltung der Rathäuser werde insgesamt ein Projekt über mehrere Jahre hinweg. Der Arbeitstitel sei zwar „Rathaus 2030“, doch bis alles fertig ist, werde es wohl länger dauern.

Die Rathäuser I und II sollen deutlich moderner gestaltet werden – mit offenen Raumkonzepten, die sich an sogenannten Open Space Büros und Räumen fürs Coworking orientieren, also der gemeinschaftlichen Erledigung von Büroarbeiten. Für die Bürgerinnen und Bürger hat das den Vorteil, dass es keine verstaubten Amtsflure mehr gibt und dass die Wegeführung transparenter ist. Räumlichkeiten mit Bürgerkontakt wie Trauzimmer und Bürgerbüro sind klimatisiert. Außerdem wird über eine Wiedereinführung einer Art Pförtnerloge in den Rathäusern nachgedacht, diese Möglichkeit werde aber noch geprüft. „Zusätzliches Personal wollen wir nicht aufbauen“, sagt Zeidler.

Die Kosten für das Großprojekt stehen noch nicht fest. „Wir gehen im Rundumpaket für beide Standorte zusammen von Kosten im Korridor oberer einstelliger bis Anfang zweistelliger Millionenbereich aus“, sagt Zeidler. Die Zahlen könnten aufgrund des derzeitigen Planungsstands nicht genauer ermittelt werden. Auch für den Umbau des Bürgerbüros gebe es noch keine belastbaren Daten. Konkretisierungen ergäben sich erst im Laufe der Planungen. Es werde aber auf jeden Fall günstiger, als neu zu bauen. Die Kosten für Neubauvarianten liegen nach Schätzungen und den Erfahrungen anderer Kommunen laut Zeidler zwischen 40 und 80 Millionen Euro.

Die Verwaltung leidet unter Raumproblemen. Derzeit hat jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen eigenen Schreibtisch – auch wenn etwa 30 Prozent der Belegschaft tageweise im Homeoffice sind oder in Teilzeit arbeiten. Die Folge: Die Räume reichen nicht aus. Mit dem Umbau ihrer Rathäuser will die Stadt die Kapazitäten künftig besser nutzen, Kosten und Räume sparen, die Arbeitsplätze flexibel gestalten und die Kommunikation zwischen Team, Abteilung und Führungskräften verbessern. Zudem könnten angemietete Büros an der Poststraße und an der Breiten Straße aufgegeben werden.

Die Stadt erhoffe sich durch den Umbau und das neue Arbeitsumfeld mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden, was positive Effekte im Umgang mit den Bürgern bringen solle, sagt Zeidler. „Außerdem erwarten wir durch mehr Zufriedenheit eine stärkere Identifikation mit der Stadt und damit weniger Fluktuation unter dem Verwaltungspersonal, was sich auch wieder positiv auf die Bürgerinnen und Bürger auswirken sollte.“

Das Problem war bisher, dass der Stadt das Rathaus II nicht gehörte, es ist derzeit nur von der Stadtentwicklungsgesellschaft Barsinghausen (SGB) gemietet. Deshalb habe die Stadt dort nicht ohne Weiteres größere Baumaßnahmen durchführen können, erklärt Zeidler. Nun kauft die Stadt das Gebäude am Deisterplatz. Der Verkehrswert für das bebaute Grundstück liegt bei 3,7 Millionen Euro. Hinzu kommen Nebenkosten wie Notargebühr und Grunderwerbssteuer.

Die SGB wird aufgelöst, den entsprechenden Beschluss haben die Gesellschafter Stadt und Stadtsparkasse bereits gefasst. Gegründet wurde sie 1993 für die Vermarktung städtischer Grundstücke. Die SGB habe damals sämtliche größeren Flächen wie das Wohngebiet am Bericoweg oder das Gewerbegebiet in Bantorf entwickelt, verfahrenstechnisch begleitet und vermarktet, sagt Baudezernatsleiter Tobias Fischer. Seit gut zehn Jahren würden solche Flächenentwicklungen aber wieder von der Stadtplanung übernommen.

Geplant ist, die Räume im Rathaus II, in denen sich das Bürgerbüro aktuell befindet und in die es wieder zurückkehren wird, nach dem Umzug des Büros in die ehemalige Arbeitsagentur und vor dem Umbaubeginn als eine Art Testfläche zu nutzen. Hier ließe sich sogenanntes Desk-Sharing ohne festen Arbeitsplatz ausprobieren, sagt Zeidler. „Damit unsere Mitarbeiter sich vorstellen können, wie das ist, in einem Großraumbüro zu arbeiten.“ Im Bürgerbüro kennt man das bereits, aber der Rest der Belegschaft hat Einzel- oder höchstens Doppelbüros.

Druckansicht