Worum es diesmal geht: „Alle Figuren werden vom Alltagsbetrieb überrollt und geraten in banale Situationen, in denen ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt“, sagt die Regisseurin. Alle Situationen seien menschliche Dramen, absurde Bagatellen, die von außen nicht nachvollziehbar scheinen, aber die Charaktere aus der Fassung bringen. „Im Ofen brennt Essen an, die S-Bahn fährt vor der Nase weg“, nennt Wessel Beispiele. Die Inszenierung soll erlebbar machen, warum diese Geschehnisse sich zu Krisen entfalten. Wessel verrät zwei konkrete Bagatellen: „Eine Interviewerin will viel wissen, aber keine Fragen beantworten. Jemand zeigt ein Foto, auf dem für sein Gegenüber nichts zu sehen ist.“ So weit – so absurd.
Lampenfieber spielt bei den Proben allenfalls eine Nebenrolle. Die 70-jährige Rosemarie von Strohe ist seit zwölf Jahren Ensemblemitglied. „Es ist einfach ein geiles Gefühl, auf der Bühne zu stehen“, begründet sie ihre Gelassenheit. Vorlieben für Charaktere habe sie nicht. „Ich spiele im neuen Stück zwei Figuren, die den gleichen Hintergrund haben – unter anderem eine Taschenkäuferin“, berichtet die ausgebildete Sparkassenfachwirtin. Sie stehe sehr gerne auf der Bühne, „egal, welche Rolle“.
„Vielleicht ist es ein Hang zur Selbstdarstellung“, räumt von Strohe zögerlich ein. Vor vielen Jahren sei schon in einem Rhetorikkurs einmal gefragt worden, ob sie schauspielere, erzählt sie schmunzelnd. Ob es ihr schwerfalle, die Texte auswendig zu lernen. „Das muss einfach gemacht werden, aber wenn ich den Text draufhabe, fällt es auch immer leichter, die Anweisungen der Regie umzusetzen“, sagt die 70-Jährige.
Die 24-jährige Alicia Relja aus Empelde ist seit drei Jahren bei der Klosterbühne, aber keinesfalls ein Neuling. „Es ist schon meine dritte Inszenierung“, berichtet die gelernte Ergotherapeutin. Sie habe schon als Kind beim Krippenspiel der Kirche mitgemacht und sei in der Schulzeit in einer Musical-AG gewesen. Im neuen Stück der Klosterbühne spiele auch sie mehrere unterschiedliche Charaktere mit einem gleichen Hintergrund. Ihr sei es gleich, ob sie einen Bösewicht oder Helden verkörpere.
„Ich mag es besonders, flexibel zu sein und mich immer in andere Rollen hineinzuversetzen“, sagt die 24-Jährige. Ihre Grundhaltung als Amateurschauspielerin: „Mit zunehmender Erfahrung verbessert man sich und wächst an der Rolle.“
Zum Amateurensemble gehört mit der 18-jährigen Kyelo Wessel auch die Tochter der Regisseurin. Die junge Frau aus dem aktuellen Abiturjahrgang der KGS Wennigsen ist schon seit fünf Jahren bei der Klosterbühne. „Es ist jetzt mein sechstes Stück“, sagt die 18-Jährige. Natürlich sei ihr die Schauspielerei durch die Eltern mit in die Wiege gelegt worden. In der Schule sei das Fach Darstellendes Spiel auch ein Prüfungsfach. „Schauspielerei soll bei mir aber ein Hobby und Freizeitspaß bleiben“, so Wessel. Als berufliche Laufbahn peile sie eher eine kreative Aufgabe im Bereich Design an. Dessen ungeachtet bereiten die Proben der 18-Jährigen wieder viel Spaß. „Ich mag die Probenphase als Entwicklungsprozess und stehe gerne auf der Bühne.“ Auch sie habe bereits sehr verschiedene Rollen gespielt. Für sie ist dies eine Herausforderung: „Ich mag es gerne, Figuren ins Extreme zu treiben und auszuprobieren, was ich selber in die Rolle mitbringen kann.“