Zu dem Ehepaar gehören auch zwei gemeinsame Kinder, eine zweijährige Tochter und ein vier Monate alter Sohn. Doch wie ist es für Henriette Struß als Frau in der Landwirtschaft? Hat sie mit Vorurteilen zu kämpfen? Wird ihre Arbeit wertgeschätzt?
Henriette Struß wusste schon früh, dass sie Landwirtin werden wollte. Gedrängt wurde die junge Frau nie zur Hofübernahme. „Meine Eltern haben immer gesagt, dass ich auch andere Sachen ausprobieren soll“, sagt die 33-Jährige. Doch schon als Kind sei sie lieber auf dem Hof geblieben, anstatt in den Kindergarten zu gehen. Sie entschied sich für ein Studium der Landwirtschaft. Ihre Schwester macht etwas ganz anderes.
Als Landwirtin hat Henriette Struß aber auch schon Erfahrungen mit Kritik an ihrer Arbeit gemacht. „Manchmal wird meine Arbeit nicht in dem Maße wertgeschätzt – oder die Meinung zählt nicht so stark.“ Das ärgere die junge Frau. Sie sagt aber auch: „Es wirkt nach außen immer so, dass Frauen auf den Höfen neu sind“, dabei hätten sie schon immer eine wichtige Rolle gespielt. „Meine Mutter hat eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und arbeitete auf dem Hof.“ Und auch Entscheidungen würden immer gemeinsam getroffen werden. „Das Problem ist für Frauen, die den Betrieb nicht unbedingt führen, dennoch als vollwertiges Mitglied im Team angesehen zu werden.“
Der aktuellen Studie „Frauen.Leben.Landwirtschaft“ zufolge, die anlässlich einer Fotoausstellung im Landwirtschaftsministerium durchgeführt wurde, arbeiten zwar 83 Prozent der befragten Frauen in den landwirtschaftlichen Betrieben mit, aber nur 11 Prozent würden diese auch leiten. Nicht ohne Grund: Als leitende Landwirtin bringt beispielsweise eine Schwangerschaft häufig finanzielle Sorgen mit sich.
Definitiv mehr erwartet Henriette Struß deswegen vom Staat. Denn Mutterschutz in dem Sinne gibt es für selbstständige Frauen nicht. Das betreffe zwar alle Selbstständigen, doch als Landwirtin könnte sie schon früh in der Schwangerschaft vielen körperlichen Tätigkeiten nicht mehr nachgehen. „Ich kann wegen der Erschütterungen nicht mehr auf dem Trecker sitzen oder bei den Kühen arbeiten“, sagt sie. In ihrer Familie habe Struß zwar die Unterstützung von Eltern und Schwiegereltern. Doch das ist eben nicht immer so.
Genau deswegen gebe es noch immer viel Handlungsbedarf, sagt auch Elisabeth Brunkhorst, Präsidentin des Niedersächsischen Landfrauenverbands Hannover. Beispielsweise seien Mutterschutz- und Elterngeldregelungen für selbstständige Frauen unerlässlich, damit Betriebe weiterlaufen könnten. Die Höhe der Zahlungen sollten eine Fortführung des Betriebes ermöglichen.
Ob sich Henriette Struß vorstellen kann, dass ihre Kinder unter solchen Bedingungen den Betrieb übernehmen? Abschließend beantworten kann sie das nicht. Aber: Vor allem Familienbetriebe seien von der Bürokratie überlastet. „Außerdem habe ich seitens der Politik das Gefühl, dass das Interesse daran, Landwirtschaft zu betreiben, nachlässt“, sagt sie. Zum Glück ist eine Hofübergabe an die eigenen Kinder noch in weiter Ferne. Bleibt nur zu hoffen, dass sich bis dahin auch etwas verändert.