„Privatmenschen zusammenzubringen, ist der Kern unserer Bemühungen“, sagt Paul Krause. Der frühere SPD-Ratsherr war vor 21 Jahren an der Gründung des Vereins Städtepartnerschaften Ronnenberg maßgeblich beteiligt und seither auch dessen Vorsitzender. Ende November 2024 reichte er nun dieses Zepter weiter an Torsten Jung. Krause hatte sich 2022 bereits aus allen politischen Ämtern zurückgezogen und will sich jetzt – neben der Bespaßung seiner Enkel – auf die Pressearbeit des Vereins konzentrieren.
Nachfolger Jung hatte als Verwaltungsmitarbeiter zehn Jahre lang die Städtepartnerschaften für die Stadt Ronnenberg betreut. Er hat beste Kontakte in die drei Partnerstädte Duclair (Frankreich), Swarzedz (Polen) und Ronneburg (Thüringen). „Ich weiß überall, wo ich anrufen muss und wen ich anschreiben kann“, sagt er. Besonders gut vernetzt ist er mit Swarzedz, wohin er inzwischen auch familiäre Verbindungen geknüpft hat.
„Ich freue mich, dass der restliche Vorstand so geblieben ist“, betont der neue Vorsitzende. Neben Krause, Christiane Simon-Schur, Dieter Herbst, Lothar Steiner, Rudi Heim, Gisela Nitsch ist lediglich Petra Krull als Beisitzerin für Helga Benne-Serbent neu dabei. So könne der Verein weiterhin von den Erfahrungen und den persönlichen Kontakten der Vorstandsmitglieder profitieren.
Der große ehrenamtliche Einsatz dieser Personen für die Verbindungen mit anderen Städten reiche aber nicht aus, betont Krause. „Diese Akteure brauchen einen Fundus an Menschen, die die Partnerschaften mittragen.“ Er sieht den Vorstand vielmehr in der Rolle einer Spinne, die die Fäden in alle Richtungen spinnt.
Um die gemeinsamen Aktivitäten der Städte besser beleben zu können, wünschen sich Jung und Krause nicht zuletzt zusätzliche Mitstreiter im Verein. Der Vorsitzende liebäugelt unter anderem mit Ronnenbergerinnen und Ronnenbergern, die gebürtig aus Polen oder Frankreich stammen. Sie könnten mithelfen, die Freundschaften zu ihren Heimatländern zu verfestigen. „Ihre Sprachkenntnisse könnten dabei hilfreich sein“, sagt er.
Fehlende Fähigkeiten in der französischen oder polnischen Sprache nennt Krause auch als eine Hürde für Menschen, sich in dem Verein zu engagieren. Dazu komme die fälschliche Annahme, dass bei Besuchen aus den anderen Städten zwingend Gäste in den eigenen vier Wänden aufzunehmen seien. Auch mangelnde sprachlichen Fähigkeiten seien zu vernachlässigen, betonen beide. „Wenn die Menschen sich verstehen wollen, verstehen sie sich auch“, ist sich Jung sicher.
Der Vorsitzende sieht in seiner Nachfolgerin Anna Ritgen im Rathaus eine gute Wahl. Gemeinsam mit ihr und Bürgermeister Marlo Kratzke plant Jung in der kommenden Woche einen Besuch in Swarzedz. Im Rahmen des dortigen Neujahrsempfangs will man mit den polnischen Freunden neue Ideen des gemeinsamen Wirkens besprechen. Vor allem von den Vorschlägen von Swarzedzs Bürgermeister Marian Szkudlarek erhofft sich Jung viel. Dieser brenne für die Städtepartnerschaft. Die Stadt im Speckgürtel der Großstadt Posen durchlaufe derzeit eine Wachstumsphase und habe inzwischen mehr als 50.000 Einwohner.
Bislang bildeten sportliche und kulturelle sowie kirchliche Verbindungen die Partnerschaften. Die Stadt betreibt parallel einen Jugendaustausch mit Duclair. Einige traditionelle Besuche, wie die der Fußballer der SG 05, sind während der Corona-Pandemie eingeschlafen. Die heute aktiven Kicker könnten mit der Städtepartnerschaft nichts mehr anfangen, erzählt Krause. Die Verbindungen zwischen den Städten sei aber wie eine Ehe, meint Jung: Man muss fortlaufend für neuen Schwung sorgen.
Auf der sportlichen Ebene sollen die Kontakte jetzt aufgefrischt werden, plant Jung. Außerdem will er neue Verbindungen zu dem kulturellen Zentrum in Swarzedz und dem Ronnenberger Heimatmuseum knüpfen. Der Erfahrungsaustausch und Jugendaustausch unter den Feuerwehren soll intensiviert werden. Zudem sind wechselseitige Kunstausstellungen angedacht. Um das alles einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen zu können, entwickelt Jung derzeit einen neuen Internetauftritt des Vereins, der sich aus Mitgliedsbeiträgen und einem jährlichen 5000-Euro-Zuschuss der Stadt sowie Spenden finanziert.