Dahinter steckte ein Antrag des Jugendparlaments (Jupa). Diesem ging es darum, dass zu einer ordentlichen Ausstattung von öffentlich zugänglichen Toiletten inklusive WCs in Schulen nicht nur Seifen, Toilettenpapier und Papierhandtücher gehören, sondern auch Menstruationsartikeln wie Binden und Tampons. Tritt die Menstruation plötzlich und unerwartet ein, würden kostenlose Hygieneprodukte helfen, sich mit einem größeren Sicherheitsgefühl in der Schule oder auf der Arbeit zu bewegen, begründete das Jugendparlament seinen Antrag.
Hinzu kommt das Problem der Periodenarmut, wenn Mädchen und Frauen sich Menstruationsartikel wie Binden und Tampons kaum oder gar nicht leisten können. In der Begründung ihres Antrags sehen die Jugendvertreter in der Bereitstellung kostenloser Menstruationshygieneprodukte deswegen auch einen Schritt zu mehr sozialer Teilhabe und zur Enttabuisierung des Themas Menstruation. Das Jupa verweist auf Statistiken, demnach menstruierende Menschen im Laufe ihres Lebens etwa 20.000 Euro für die Periode ausgeben. In Deutschland seien Schätzungen zufolge etwa 100.000 Menschen von der Periodenarmut betroffen. Dass dies kaum bekannt sei, hänge wohl mit der starken Tabuisierung des Themas zusammen.
Vor diesem Hintergrund hält auch Wennigsens Sozialfachbereichsleiterin Ilse Baxmann niedrigschwellige Angebote kostenloser Menstruationsartikel direkt im Alltag von Frauen und Mädchen und in öffentlichen Einrichtungen für besonders wichtig. Aus ihrer Sicht sollte es selbstverständlich sein, Binden und Tampons öffentlich und kostenlos anzubieten – quasi als Erste Hilfe in einer unangenehmen Situation, sagt sie.
Allerdings gibt es jetzt die ersten Probleme mit Vandalismus. Auf den Toiletten in der KGS-Sporthalle seien mit den kostenlosen Tampons vorsätzlich WCs verstopft und damit funktionsunfähig gemacht worden, bedauert Baxmann und reagiert mit Unverständnis. Schulleitung, Schülervertretung und Jupa seien im Gespräch, um eine für alle Seiten tragbare Lösung zu finden, sagt sie.
Jugendbürgermeister Jonas Müller (18) bestätigt dies. In der KGS-Sporthalle habe irgendwer die Sachen aus den Spendern herausgenommen, durch die Gegend geworfen und teilweise im Klo heruntergespült. Wer das gewesen sei, wisse man nicht, sagt Müller. Auch Vereine trainieren nach Schulschluss in der Sporthalle. „Das kann im Prinzip jeder gewesen sein“, sagt Müller.
Die Konsequenz: Die Hausmeister haben die Boxen mit den Menstruationsprodukten dort vorerst abgebaut. Gemeinsam mit der Schulleitung werde nun geschaut, was für Möglichkeiten es sonst noch gibt, sagt Müller. Das Projekt wegen dieses Vandalismusvorfalls gleich gänzlich einzustampfen, kommt für das Jupa nicht infrage. „Wir wollen hier als Kommune mit gutem Beispiel vorangehen“, betont der Jugendbürgermeister.
Als es die Spender auf den Toiletten noch nicht gab, bekam man in der KGS die Menstruationsprodukte auf Nachfrage im Sekretariat.