Schikane, Schlägereiund ein trauriges Schicksal
In Barsinghausen wurde über einiges heftig diskutiert /Hier kommen die fünf größten Aufreger 2024 – und was daraus wurde

Spielabbruch: Nach einem Foulspiel stürmten Eltern beim C-Jugendspiel Basche United gegen HSC Hannover in Barsinghausen auf den Platz. Ein Spieler (13) und ein Vater (54) mussten ins Krankenhaus gebracht werden.Foto: privat
Barsinghausen. Das Jahr 2024 ist zu Ende – und in Erinnerung bleiben werden auch viele Ereignisse in Barsinghausen, die Schlagzeilen gemacht haben. Dies sind die Geschichten, die uns in diesem Jahr am meisten aufgeregt haben.

Ein Fußballspiel der C-Junioren-Bezirksliga endete mit Schlägen, Verletzten und vier Strafverfahren. Ein 13-jähriger HSC-Spieler war in den letzten Spielminuten von einem 14-jährigen Spieler von Basche United gefoult worden. Dabei zog sich der Junge schwere Verletzungen zu. Der Vater des Gefoulten lief auf das Spielfeld und schubste sowohl den 14-Jährigen als auch zwei weitere Gegenspieler seines Sohnes. Als dann auch der Vater des 14-Jährigen auf den Fußballplatz kam, soll der Vater des Verletzten diesem mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der Schiedsrichter pfiff das Spiel vorzeitig ab.

Der 13-Jährige kam mit einem gebrochenen Oberschenkel ins Krankenhaus, der Vater des 14-Jährigen mit einer blutigen Gesichtsverletzung. Die Polizei leitete vier Strafverfahren wegen Körperverletzung und Bedrohung gegen drei Beteiligte ein – darunter der Vater des 13-Jährigen sowie der 14-jährige Spieler von Basche United. Wegen groben Foulspiels war er vier Monate gesperrt.

Die Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hannover sind derweil noch nicht abgeschlossen. Das teilte Sprecherin Kathrin Söfker jetzt auf Nachfrage mit. Der 13-Jährige ist nach wie vor beim HSC.

Wochenlang versperrten ein Gerüst und eine große Bauplane den Blick aus Leni Pranges Fenstern. Nach einer abgewiesenen Räumungsklage gegen sie fühlte sich die Mieterin des Ritterguts Großgoltern schikaniert. Fast acht Wochen lang waren ihre Fenster in Küche, Wohnzimmer und Esszimmer mit einer blickdichten grünen Bauplane zugehängt. Das Gerüst vor der Fensterfront im ersten Stock hatte die Vermieterin laut eigener Aussage aufgrund von notwendigen Arbeiten am Dach aufstellen lassen.

Seit mehr als 45 Jahren wohnt Prange auf dem Rittergut. Einst haben sie und ihr Mann auf dem Hof auch mitgeholfen. Die Probleme begannen mit dem Tod von Pranges Ehemann vor zwei Jahren. Gut zwei Monate später bekam die Mieterin für ihre rund 100 Quadratmeter große Fünfzimmerwohnung die Kündigung.

Kurz nach der Berichterstattung wurden die Planen vor den Fenstern heruntergenommen. „Seitdem gab es keine Probleme mehr“, sagt Tochter Dorothee Prange. „Meine Mutter ist inzwischen 89 Jahre alt, und wir hoffen, dass sie weiterhin stressfrei in ihrer Wohnung bleiben kann.“ Das Dach wurde bis heute nicht saniert.

Mitte Februar wird Faltohrenkatze Ruby gefunden. Als eine Frau an der Straße Am Reitbach unterwegs war, beobachtete sie eine ungewöhnliche Szene. Sie sah, wie ein Paar etwas auf dem Rasen abstellte. Als die beiden die Zeugin bemerkten, rannten sie regelrecht zurück zu ihrem Auto und fuhren mit quietschenden Reifen davon. Der Grund für die hastige Flucht: Auf dem Rasen saß eine kleine Scottish-Fold-Katze mit weißem Fell und den charakteristischen Faltohren. Die Frau verständigte den Tierschutz. Seitdem war Ruby im Tierheim untergebracht.

Inzwischen musste die Katze eingeschläfert werden, weil die Schmerzen und Lebenseinschränkungen einfach zu groß wurden. „Faltohrkatzen sind eine Qualzucht, diese Tiere sind krank“, sagt Andrea Wildhagen vom Tierschutzverein. Scottish-Fold-Katzen besitzen einen Gendefekt. Dieser ist verantwortlich für die Faltohren der Tiere und kann erhebliche Knochen- und Knorpelschäden auslösen. Auch bei Ruby war das so. Sie trug Windeln, weil sie Kot und Urin verlor. Glücklicherweise hatte das Tierheim eine Pflegestelle gefunden, die sich bis zuletzt rührend um Ruby kümmerte. Ihre Besitzer, die sie ausgesetzt haben, wurden bis heute nicht ermittelt.

Eigentlich hätten die Gleisbauarbeiten zwischen Barsinghausen und Egestorf nach nur zweieinhalb Wochen erledigt sein sollen. Dann wäre auch der Bahnübergang in Egestorf schnell wieder offen gewesen und auch die S-Bahnen hätten auf dem Abschnitt wieder fahren können. Am Ende wurden es viereinhalb Monate, weil es massive Probleme mit Wasser auf der Baustelle gab. Schon kurz nach Baustart hatte Dauerregen den Boden derart aufgeweicht, dass die schweren Baumaschinen auf dem matschigen Lehm kaum vorwärtskamen. Dann sackte auch noch der Bahnsteig ab.

Besonders Autofahrerinnen und Autofahrer, Berufspendler und Schüler, aber auch Izabela Seiler mit ihrem Backhaus in der Wennigser Mark traf die Situation hart. Die Bäckerei mit dem kleinen polnischen Supermarkt, die erst im September 2023 eröffnet hatte, kämpfte ums Überleben, weil der Bahnübergang in Egestorf zu war und der Durchgangsverkehr und damit auch Einnahmen fehlten.

„Von der langen Schließung hat sich mein kleines Geschäft nie wieder erholt“, sagt Seiler. Ihr Gewerbe hat die Geschäftsfrau zum Jahresende abgemeldet. Im Januar fängt sie bei Laverana in Bantorf an. Aus den Geschäftsräumen in der Wennigser Mark werden wohl Wohnungen werden.

Alle Befürchtungen hatten sich bestätigt: Nachdem die Deutsche Bahn im August überraschend zwölf Varianten für den Ausbau der ICE-Strecke Hannover–Bielefeld vorstellte, scheinen alle bisherigen Bemühungen der Bürgerinitiative (BI) für den ländlichen Raum Munzel für die Katz. Stand ist: Alle zwölf Varianten führen im Falle ihrer Verwirklichung durch Barsinghausen. Das heißt: Egal, welche Variante es wird, betroffen ist Barsinghausen in jedem Fall.

Die Info-Märkte der Deutschen Bahn sind inzwischen durch. Wie es nun weitergeht bei der BI: „Aktuell fokussieren wir uns darauf, Einwendungen zu mobilisieren, die Öffentlichkeit weiter aufzuklären und im Dialog mit politischen Entscheidern sowie der Deutschen Bahn sachliche Alternativen einzubringen“, sagt Vorsitzender Gerald Schroth. Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 sieht er hier als gute Gelegenheit, mit „unseren politischen Vertretern“ ins Gespräch zu kommen. „Wir erwarten von ihnen eine konkrete Stellungnahme“, sagt Schroth.

Die Botschaft der BI: Eine zukunftsorientierte Infrastruktur sei wichtig, aber sie müsse in Einklang mit Mensch und Natur stehen. „Entscheidend ist jetzt, fundierte Alternativen aufzuzeigen, wie zum Beispiel eine Trasse mit geringerer Geschwindigkeit, und sicherzustellen, dass die Interessen der betroffenen Bürger nicht ignoriert werden.“

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