„Zum Wohle der Kinder“
Erzieherin Irmgard Hogrefe hat im Ruhestand weiter in der Empelder Kita In der Beschen gearbeitet: Ein Beispiel für andere Ruheständler?

Blumen zum Abschied: Im Kreis der Kita-Kinder verabschiedet sich Irmgard Hogrefe in den Ruhestand.Foto: Uwe Kranz
Empelde. „Ich habe das alles schon mal erlebt“, sagt Irmgard Hogrefe am Tag ihres erneuten Abschieds aus der Kita In der Beschen in Empelde mit einem Lächeln. Bereits im September 2018 war die Erzieherin in den Ruhestand verabschiedet worden. Jetzt gab es erneut Blumen, Geschenke und Tränen zu ihrem Ausstand. Zum ersten Mal verabschiede er eine Mitarbeiterin aus der Rente in den Ruhestand, sagte der städtische Fachbereichsleiter Kay Roegglen in einer kleinen Rede vor den Kindern, dem Kollegium und Gästen.

Die Einstellung Hogrefes zu ihrem Beruf ist besonders. Schon 2018 hatte sie die Motivation weiterzumachen. Damals hatte die Stadt Ronnenberg aber zunächst keine Verwendung für die Rentnerin. Dann kam die Pandemie. Sie sei Zeuge gewesen, wie die Mädchen und Jungen allein ihre Zeit verbrachten. „Wer soll den Kindern Sozialverhalten beibringen, wenn nun auch noch ständig die Kita ausfällt?“, habe sie sich gedacht. Nach einer Anfrage der Stadt, ob sie das Personal unterstützen könne, sagte die 71-Jährige spontan zu und kam über eine Einzelfallbetreuung für einen Jungen schließlich als Teilzeitkraft in die Kita Am Ententeich an.

„Ich will nicht zu Hause sitzen“, sagt Hogrefe – auch in Zukunft nicht. Sie habe zwar zwei erwachsene Söhne und einen Enkel. Die wohnten aber zu weit weg, um die Hilfe der Oma in Anspruch nehmen zu können. Die regelmäßige Arbeit in der Krippe an drei Tagen mit insgesamt 15 Stunden sei ihr zuletzt aber doch etwas anstrengend geworden. Nun liebäugelt sie mit einem ehrenamtlichen Engagement bei der Fluxx-Notfallbetreuung. Dort könne sie neben ihrer Erfahrung auch ihre Flexibilität einbringen. „Im Sinne der Kinder“, hofft sie.

Es sind nicht nur diese beiden Eigenschaften Hogrefes, die Kita-Leiterin Jessica Breucker vermissen wird. „Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, wie bedeutend dieser Verlust für uns ist“, sagt sie. Hogrefe habe noch ganz andere Zeiten des Berufs kennengelernt, stellt die Leiterin anerkennend fest. Deshalb habe sie auch eine andere Auffassung von der Arbeit und dem Umgang untereinander. Deshalb schätze Breucker den Rat der erfahrenen Kollegin, die vor ihrer Rente in Kitas in Weetzen, Ronnenberg und an der Hirtenstraße in Empelde gearbeitet hatte. Wichtig sei ihr Einsatz auch gewesen, als die Einrichtung im Sommer vom Ententeich ins neue Gebäude am Rathaus umgezogen ist.

Viele Leute, die heute in leitenden Positionen in der Verwaltung arbeiten, habe sie im Kindergarten gehabt, sagt Hogrefe mit einem Fingerzeig auf das nur wenige Meter entfernte Rathaus und lächelt – „auch unseren Bürgermeister“. Auch Breucker war vor mehr als 20 Jahren als Kind in einer Gruppe Hogrefes. „Ich kannte sie damals nur als Irmgard“, erzählt die heutige Leiterin. Als die Verwaltung ihr eine Frau Hogrefe als Unterstützung empfahl, wusste sie deshalb zunächst gar nicht, um wen es sich handelt. Die Freude beim Wiedersehen war dann umso größer. „Ich fand die Zusammenarbeit auch nie komisch“, sagt Breucker.

Auch im Rathaus weiß man um den Wert jeder Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiters in den Kitas. Vier weitere Ruheständler sind weiterhin in den Ronnenberger Einrichtungen aktiv. Thomas Marhenke, Leiter des Teams Kinderbetreuung, wünscht sich derweil, dass weitere Personen, die aus dem Berufsleben ausscheiden, von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

Als Lohn für ihren zusätzlichen Einsatz gab es nach insgesamt fast 40 Jahren für Hogrefe dann ein zweites Mal einen tränenreichen Abschied. Und für den Fall, dass sie einmal nicht wisse, was sie tun solle, hatte ein Mädchen einen guten Tipp für die 71-Jährige: „Du kannst uns ja mal besuchen kommen“, sagte sie.

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