Schäftleins Selbsteinschätzung war zwar etwas bescheidener, aber nicht unrealistisch. Sein Ziel sei es gewesen, unter den drei Besten und damit auf dem Siegertreppchen zu landen, erzählt der 19-Jährige. Er absolviert seine Ausbildung aber auch in einem Restaurant, das im vergangenen Jahr mit dem Michelin Bib Gourmand ausgezeichnet wurde – für eine sehr gute Küche zu moderaten Preisen. Es ist eine Bewertung für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im Restaurantführer Guide Michelin. Gastronom Johannes Lühmann betreibt in dem Komplex am Niedersächsischen Landtag auch noch das Zwei-Sterne-Restaurant „Votum“ und das Casino Royale.
Schäftlein ist bereits im dritten Lehrjahr. „Ich lerne das Handwerkszeug für die gesamte Palette: vom großen Catering über Speisen für das kleine Gasthaus bis hin zur Sterne-Gastronomie“, beschreibt er Umfang und Qualität seiner Ausbildung. Der 19-Jährige kommt aus Gehrden und hat dort an der Oberschule im Jahr 2022 den erweiterten Realschulabschluss gemacht. Beim Wettbewerb für Köche im dritten Lehrjahr landete er zunächst in einem Theorietest unter rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter den fünf Bestplatzierten. Angemeldet hatte sich etwa die Hälfte des Kochjahrganges der BBS II.
Zwei Wochen vor dem praktischen Wettbewerbsteil erhielten die fünf Bestplatzierten eine Warenkorb-Liste für ein Drei-Gänge-Menü. „Für jeden Gang gab es Pflichtkomponenten. Für den Hauptgang war es ein ganzes Kaninchen“, erzählt Schäftlein. Er habe dann im Betrieb die Waren bestellt und die Küchen-Kollegen im Ausbildungsbetrieb nach Anregungen gefragt. Üben durfte der Azubi in der Schorse-Küche. „Wir fördern unsere Talente“, sagt Chef Lühmann. Er sei auch sehr stolz auf den Wettbewerbssieg seines Nachwuchskoches.
Zum Praxisteil erschien Schäftlein in der BBS-Küche gut vorbereitet. Bei dem Wettbewerb hatten die angehenden Köche die Aufgabe, innerhalb von fünf Stunden ein anspruchsvolles Drei-Gänge-Menü für zehn Personen zu kreieren – trotz der Pflichtkomponenten mit genügend Freiraum, um kulinarische Kreativität zu entfalten. Schäftleins Drei-Gänge-Menü am Wettbewerbstag: „Die Vorspeise war ein Pilz-Tartelette: ein Mürbeteig-Muffin mit gehackter Pilzmasse und Ei-Creme“, berichtet der 19-Jährige. Als Hauptspeise bereitete er Kaninchenroulade zu – mit dunkler Bratensoße, Kürbis-Steckrüben-Püree sowie Möhren und Lauch. Zur Nachspeise ließ Schäftlein sein Grießflammerie servieren.
Mittags wurde in der BBS etwa 40 geladenen Gästen und der Jury von Servicekräften aufgetischt. „Zwischen den Gängen gab es 20 Minuten Zeit, um die Speisen anzurichten“, erzählt Schäftlein. Die stellvertretende Regionspräsidentin Petra Rudszuckund BBS-Leiterin Nadine Ziegler erklärten schließlich Schäftlein zum Gewinner des Azubi-Wettbewerbes. Sein Preis: ein Wellness-Wochenende, Kochbesteck und eine Kiste Herrenhäuser-Bier. Der erste Gratulant nach der Siegerehrung: „Mein Vater, der auch als geladener Gast mit dabei war“, sagt Schäftlein.
Im Kollegenkreis hatte sich der Sieg schnell herumgesprochen. Später habe er dann während einer gemeinsamen Frühstückspause zahlreiche Glückwünsche erhalten, berichtet Schäftlein. Er wird nun im März die BBS 2 bei den Niedersächsischen Jugendmeisterschaften vertreten.
„Es stand für mich schon früh fest, dass ich Koch werden möchte, weil ich früher auch schon immer meinen Großeltern beim Kochen geholfen habe“, erzählt Schäftlein. Schon im Jahr 2021 hatte er vor der Bewerbung und dem anschließenden Ausbildungsbeginn bereits in der Leineschloss-Gastronomie ein Schülerpraktikum absolviert. Sein Einstand war turbulent: „Ich hatte beim Praktikum einmal nichts gefrühstückt und musste dann so lange stehen“, erzählt Schäftlein inzwischen amüsiert. Er habe dann einen kleinen Schwächeanfall mit Schwindel gehabt.
In seiner Freizeit bereitet der beste Nachwuchskoch der Region jedoch nur selten Speisen zu: Für seine Freundin Janina koche er nur zu besonderen Anlässen. Von seinen kulinarischen Künsten profitieren aber in jedem Jahr Jungen und Mädchen der Evangelischen Jugend: „Bei den Kinderfreizeiten in Uslar bin ich immer als Koch mit dabei“, berichtet Schäftlein.