„Macht Spaß und ist besser als normaler Unterricht“
Siebter Jahrgang der IGS und Oberschule Gehrden unterstützt den Betrieb der Zentralmensa.Die Tätigkeiten in der Großküche und im Kiosk sind ein Vorzeigeprojekt für Berufsorientierung.

In den kompletten Betriebsablauf eingebunden: Selena (links) und Sarah (beide 12) helfen Mitarbeiterin Nazakat Mammadova beim Einräumen des benutzten Besteckes in den Geschirrspüler.foto: Ingo Rodriguez
Gehrden. Die zwölfjährige Merle und die 13-jährige Jasmin erledigen in der neuen Zentralmensa kurz vor der Essensausgabe noch ein paar Handgriffe: Mit vereinten Kräften füllen sie frisch zubereitetes Kartoffelpüree aus einem großen Topf in einen Behälter für die Portionierung. „Die Arbeit in der Essensausgabe macht mir am meisten Spaß“, sagt Merle. Dann nascht sie aus einer Schale einen Kekskrümel. „Die Streusel sind heute unser Topping für die Nachspeise“, sagt die Betriebsstättenleiterin Stephanie Kruska und schmunzelt.

Seit Anfang des Schuljahres unterstützen Kinder aus dem siebten Jahrgang der IGS/Oberschule Gehrden den Betrieb in der neuen Mensa. Die Tätigkeiten in der Großküche und im Mensa-Kiosk sind fester Bestandteil im Lehrplan und ein Vorzeigeprojekt im Bereich der Berufsorientierung. „Jedes Kind aus dem Jahrgang ist zweimal pro Schuljahr für jeweils zwei Wochen in der Mensa im Einsatz“, sagt die 56-jährige Mensa-Chefin.

Insgesamt sind im Zweiwochenrhythmus jeweils zwölf Kinder für die Unterstützung des Betriebes eingeplant. „Sechs in der Küche, sechs im Kiosk – nach einer Woche wird getauscht“, beschreibt Kruska den wiederkehrenden Einsatzplan für alle zwölfköpfigen Gruppen. Vom gewöhnlichen Unterricht sind die Kinder in dieser Zeit befreit.

Zur Schülerfirma – so lautet der Titel des Berufsorientierungsprojektes – zählen alle Jungen und Mädchen aus den fünf siebten Klassen. „Sie sollen einen Einblick in das Berufsleben und den Ablauf in einer Großküche bekommen“, sagt die Köchin und hauswirtschaftliche Betriebsleitung Kruska. Sie nennt weitere Ziele: „Die Kinder lernen auch, wie eine selbstgemachte Frikadelle entsteht. Sie sollen auch wissen, wie eine Tomate aussieht und was man damit alles machen kann.“ Das Lernen von Produktionsschritten sei wichtig, um zu erkennen: „Speisen gibt es nicht nur als Fertigprodukte aus der Packung.“

„Ich habe heute Salat gewaschen, Brötchen für den Kioskverkauf geschmiert und Brezeln aufgebacken“, sagt die zwölfjährige Sarah. Einige Arbeiten seien anstrengend. „Weil man viel putzen muss“, so die Zwölfjährige. Ihr Fazit ist aber: „Es macht Spaß und ist besser als normaler Unterricht.“ Mensa-Mitarbeiterin Nazakat Mammadova hebt den Mehrwert der Schülerfirma hervor: „Die Kinder machen sich als Hilfe sehr gut: Sie sind interessiert, wir haben viel Spaß zusammen“, sagt die 50-Jährige.

Die Schülerfirma ist in den kompletten Betriebsablauf integriert. Hauptverantwortlich ist in der Zentralmensa der Stadt Gehrden zwar das Personal des gemeinnützigen Caterers Pro Beruf Service. „Aber jeder aus dem Team kümmert sich um eine Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die je nach ihren Fähigkeiten in alle Abläufe eingebunden werden“, sagt Stephanie Kruska.

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Zum Team von Pro Beruf Service zählen außer ihr und Küchenchef Sven Phillipp noch ein Koch und vier weitere Kräfte. „Dazu kommen zwei Teilzeitkräfte der Schule, ein Praktikant und eine Auszubildende sowie zwei Lehrkräfte, die die Schülerfirma begleiten“, sagt Kruska. In der Mensa werden täglich drei unterschiedliche Menüs angeboten und zurzeit rund 180 Essen pro Tag ausgegeben. „Im ersten Mensa-Jahr soll das auf 300 Essen gesteigert werden“, berichtet die Betriebsstättenleiterin.

Das Grundprinzip für die Arbeit der Schülerfirma: „Die Kinder gucken zu und machen die Tätigkeiten unter Anleitung dann selbst“, erzählt Kruska. Für die Arbeit im Küchenbereich bedeute dies: „Zutaten anbraten, Desserts und Salate portionieren, aber auch selbständig einen Pizzateig zubereiten.“ Anschließend helfen die Kinder – je nach Einteilung – bei der Essensausgabe. Gleichzeitig sind weitere Siebtklässler dafür zuständig, das benutzte Geschirr und Besteck vom Rückgabeband in einen großen Geschirrspüler zu räumen. Auch bei der Reinigung der Küche helfen Kinder nach der Mittagszeit mit.

„Ich habe heute Brezeln und Bionade ausgegeben“, sagt der 13-jährige Hivand am Kiosktresen. Im Produktionsbereich des Mensa-Kiosks ist der Arbeitsablauf für die Schülerfirma auch genau getaktet. Dort werden morgens zunächst Brötchen geschmiert, Brezeln und Waffeln aufgebacken. Je nach Bedarf wird nachproduziert – vor allem nach dem ersten Ansturm der Schülerschaft in der ersten großen Pause.

Zu den Aufgaben zählt es neben dem Verkauf im Kiosk auch, den Getränkeschrank aufzufüllen. „Später wird Waffelteig und Kompott für den nächsten Tag vorbereitet. Die Kinder helfen auch dabei, den Kiosk zu reinigen und in der Mensa die Stühle für den Reinigungsdienst auf die Tische zu stellen“, sagt Kruska.

Im Gegensatz zu den Caterer-Profis beginnt der Arbeitstag der Schüler morgens nicht schon um 6 Uhr, sondern um 8 Uhr. Sie haben jeweils 30 Minuten Frühstücks- und Mittagspause. Zwischen 14.30 und 15 Uhr ist Feierabend. „Manchmal tun die Füße weh, aber es macht Spaß“, sagt der 13-jährige Dean.

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