Deswegen war die Kindergartengruppe in Goltern zuletzt eine ganze Woche geschlossen. Sie habe „größtes Verständnis für die Sorgen der Elternschaft“, sagt Schwark. Im Sommer, als die dritte Kita-Gruppe in Goltern bis auf Weiteres aufgelöst wurde, sei den Eltern angeboten worden, in eine andere Einrichtung zu wechseln. Zwölf Eltern hätten dies angenommen.
Die Stadt versuche alles, um die angespannte Situation zu ändern, betonte Schwark vor wenigen Tagen im Sozialausschuss, wo etwa 25 Eltern im Publikum saßen. Auch Bürgermeister Henning Schünhof (SPD) versicherte im Ausschuss: „Wir nehmen Probleme der Eltern nicht auf die leichte Schulter.“ Inzwischen sei es sogar so, dass pädagogische Fachkräfte, die sonst eigentlich in der Verwaltung ihren Arbeitsplatz haben, in den Einrichtungen aushelfen, wenn es kurzfristige Ausfälle gebe, auch bereits in Goltern.
Die Zahlen zeigen: 2023 hat die Stadt Barsinghausen 29 Krankheitstage pro Mitarbeiter gehabt. Und sollten das 2024 möglicherweise noch mal 25 Prozent mehr werden, wie die AOK in ihrem aktuellen Quartalsbericht feststellt, ergebe das rein rechnerisch 40 Fehltage pro Mitarbeiter. Das entspreche 16 Vollzeitkräften, rechnete Schwark vor. Alles in allem hätte Barsinghausen dann rein rechnerisch nicht nur 16, sondern sogar 32 unbesetzte Stellen in den Kitas.
Aufgrund der engen Personaldecke bleibt der Verwaltung momentan nichts anderes übrig, als von Tag zu Tag zu schauen.
Bei den freien Kita-Trägern sieht die Lage nicht besser aus. So sei der „Wirbelwind“ des Diakoniewerks Kirchröder Turm eine Woche geschlossen gewesen und auch „Baschelino“ vom ASB bestätigte Schwark im Sozialausschuss. Denn, und das gilt nicht nur für Barsinghausen: „Es ist unglaublich schwer, neue qualifizierte Leute zu finden“, sagt Schwark. Erst recht für Leitungspositionen, wie sie in Goltern neu besetzt werden müssen. Dort sind sowohl die Kita-Leitung als auch die Stellvertretung vakant.
Zehn Bewerbungen für Kitas sind seit September bei der Stadt eingegangen. Von diesen Bewerbern seien zwei eingestellt worden, mit vier weiteren würden derzeit Gespräche über die Vertragsabstimmung geführt, sagte Schwark im Sozialausschuss. Der Kindertagesstätten-Stadtelternrat (Kitaster) hatte der Verwaltung vor Kurzem erneut einen ganzen Fragenkatalog zukommen lassen, den man nun im Ausschuss beantwortet bekam.
Um nach Erziehern zu suchen, setzt die Stadt Barsinghausen neben der klassischen Stellenausschreibung, die auch an die Agentur für Arbeit gemeldet wird, inzwischen zunehmend auf Social Media. So werden offene Stellen auf Facebook veröffentlicht. Demnächst soll das auch auf Instagram passieren. Videoclips zur Persongewinnung seien ebenfalls geplant.
Geschaltet wurden zudem Stellenanzeigen bei Indeed, Stepstone und meinestadt.de. Einen Headhunter, der möglicherweise Zugang zu einem größeren Pool qualifizierter Kandidaten hat, hat die Verwaltung noch nicht beauftragt. Bei Personaldienstleistern wurde zwar angefragt, es habe aber kein Personal angeboten werden können, das dem Bedarf der Einrichtungen entsprach, so Schwark.
Der Kitaster fordert schon seit Langem mehr Verlässlichkeit für die Kinder und Eltern von Kita-Kindern. Die aktuelle Situation sei für sie kaum noch zumutbar und auch für die Einrichtungen eine ständige Belastung, sagt Kitaster-Vorsitzender Claas Heemann. „Bei 29 Schließtagen ist für die Eltern keine Luft mehr drin. Und wie soll man dann, wie in Goltern letzte Woche, fünf Tage zusätzlich abdecken?“ Dann bekäme man Sonntagabend oder Montagfrüh eine Mail, dass der Kindergarten zu ist. „Das betrifft nicht nur Goltern, sondern viele Einrichtungen in Barsinghausen“, sagt Heemann.
Was auch sein Stellvertreter Mathias Wilharm der Stadtverwaltung ankreidet: „Alles passiert nur auf Druck!“ Angesichts der prekären Situation in den Kitas reichen dem Kitaster die Anstrengungen der Stadt nicht. Die Eltern fragen sich, warum zum Beispiel nicht gezielter deutschlandweit nach Personal gesucht werde, etwa in Rostock, wo Kindergärten jetzt mitunter schließen, weil es zu viele Betreuungsplätze gibt. Man könnte auch im europäischen Ausland suchen. Heemann nennt Beispiele aus anderen Regionskommunen. So verstärken in Langenhagen, Garbsen und Seelze jetzt junge Fachkräfte aus Spanien die Kinderbetreuung.