Mit 1344 Mitgliedern gehört der TSV zu den größten Vereinen der Region. In fünf Sparten wird Fußball, Handball und Tennis gespielt, geturnt und getanzt. „Die Entwicklung ist positiv, allein in diesem Jahr haben wir rund 150 Mitglieder hinzugewonnen“, sagt Vizevorsitzender Reinhard Narten. Die größten Zuwächse verzeichneten die Fußballsparte mit etwa 80 Neuzugängen und das Turnen mit weiteren 50. Insbesondere das Neubaugebiet Caleidis mit vielen jungen Familien bescherte dem Sportverein einen Schub. „Da steckt noch viel Potenzial drin“, ist Fetköther überzeugt.
Das Interesse am Vereinsleben beschränkt sich für die meisten Mitglieder aber offensichtlich aufs Sporttreiben: Keine 60 TSVer kamen jetzt zur Jahreshauptversammlung – obwohl Stegen nach immerhin 20 Jahren als Vorsitzender verabschiedet werden sollte. Die Wahl eines Nachfolgers war als Tagesordnungspunkt dann auch schnell abgehakt. Auf die Frage, ob sich jemand zur Wahl stellt, blieben die Arme unten. „Das war leider keine Überraschung mehr, sondern hatte sich schon angedeutet“, so Pressewart Fetköther. Bereits bei seiner letzten Wiederwahl 2022 hatte Stegen sein Ausscheiden für 2024 angekündigt und jüngst nochmals öffentlich an die Mitglieder appelliert, eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu stellen – doch das Alles blieb vergeblich.
Jetzt steht der TSV also ohne Vorsitzenden da. Was bedeutet das für die Zukunft des Sportvereins? Und wie lange darf er mit einem vakanten Chefposten weitermachen? „Wir sind weiterhin geschäftsfähig“ stellt Narten klar, der jetzt gemeinsam mit Fetköther, der dritten Vorsitzenden Margret Hoffmann und den fünf Spartenleitungen den geschäftsführenden Vorstand stellt. So sieht es das Vereinsrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) vor. Das heißt: Stegens bisherige Aufgaben werden vorerst auf mehrere Schultern verteilt – eine Notlösung, die den Ehrenamtlichen zusätzliche Arbeit und Verantwortung beschert.
Vom Stellvertreter zum Chef aufzurücken, kam für Narten dagegen nicht infrage. „Reinhard ist unser Mann für die Zahlen“, sagt Fetköther und hebt die Finanzexpertise seines Vorstandskollegen hervor. „Seine Aufgaben hätte jemand anderes übernehmen müssen. Das hätte wieder eine Lücke gerissen.“ Auch das Alter spiele eine Rolle. Narten ist 68 Jahre alt, Fetköther 66 – „das hat keinen Sinn“, berichtet der Pressewart offen.
So viel steht fest: Stegen hinterlässt große Fußstapfen. Sein Netzwerk und seine Erfahrung werden dem TSV Wennigsen künftig fehlen, betont Narten. Dabei gehe es um repräsentative Aufgaben in der Öffentlichkeit, die Koordination der Sparten und der Hallenzeiten, finanzielle Verantwortung, Unterstützung von Projekten sowie die Pflege von Kontakten.
All das auf Anhieb allein meistern müsste der Nachfolger oder die Nachfolgerin nicht. Im Gegenteil: „Jürgen Stegen hat immer wieder seine Unterstützung zugesichert, die Person einzuarbeiten“, betont Fetköther. „Und wir anderen Vorstandsmitglieder sind ja auch noch da. Es muss niemand die Sorge haben, ins kalte Wasser geschmissen zu werden.“
Bleibt es dennoch bei dem vakanten Chefposten, müsste der Verein mit dem Notkonstrukt eines geschäftsführenden Vorstands weitermachen – mindestens bis zur nächsten Jahreshauptversammlung 2026. Das ist eine lange Zeit, in der wichtige Projekte anstehen. So will der Verein unter anderem die Tennisplätze für rund 120.000 Euro modernisieren. Der Ballfangzaun am Kunstrasenplatz müsste dringend ersetzt werden, und der Rasenplatz braucht eine neue Drainage zur Entwässerung. „In diesem Jahr sind wir nach einem Starkregen schon einmal abgesoffen, da stand alles unter Wasser“, sagt Fetköther. Ganze fünf Spiele habe die gesamte Fußballsparte 2024 auf dem Waldsportplatz am Deisterrand austragen können.
Was bleibt, ist die Hoffnung, diese Herausforderungen mit einem kompletten Vorstand in Angriff nehmen zu können. Findet sich ein Bewerber oder eine Bewerberin, könnte die Wahl per außerordentlicher Mitgliederversammlung jederzeit stattfinden. „Wir werden unsere Hände jetzt nicht in den Schoß legen, sondern uns weiterhin um einen neuen Vorsitzenden bemühen“, kündigt Fetköther an. „Ob uns das gelingt, werden wir sehen.“