Stadt lehnt Zufahrt über Weetzen ab
Wie sollen die Lastwagen die Kalihalde Ronnenberg erreichen, die abgedeckt wird?Die Diskussion läuft.

Abdeckungsplan: Die Zu- und Abfahrt vom Kaliberg in Ronnenberg sollen von der südlichen Seite der Halde erfolgen, die von der Wohnbebauung abgewandt liegt (rechts im Bild).
Ronnenberg. Egal, auf welche Weise die Kalihalde in Ronnenberg abgedeckt wird, im Laufe der bevorstehenden Arbeiten werden zahlreiche Lkw Material zum Abraumberg am Ortsrand bringen müssen. Auf welchen zwei Wegen die Lastwagen nach Meinung der Planer die Salzhalde erreichen sollen, geht aus einem E-Mail-Verkehr der Stadt Ronnenberg mit dem zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hervor. Gegen eine Route hat sich Bürgermeister Marlo Kratzke (SPD) inzwischen schriftlich gegenüber dem LBEG ausgesprochen.

Die gute Nachricht für die Anwohner am nördlichen Rand der Halde: Von der Idee, eine neue Zuwegung zum Kaliberg von der Gehrdener Straße aus entlang der Bahntrasse zu bauen, hat sich der Eigentümer, die Firma Horizon, offenbar schnell wieder verabschiedet. Trotzdem ist eine Anfahrtsroute erforderlich. Der Ronnenberger Grüne Jens Williges fordert zwar, dass zum notwendigen Umformen der Halde Material des Abraumberges selbst verwendet werden soll, dennoch müssen unter anderem Dichtschichten gebildet werden, für die weiteres Material per Lastwagen angefahren werden muss.

Nach einer Anfrage von Ronnenbergs Erstem Stadtrat Torsten Kölle beim LBEG hat sich dessen Leiter Klaus Söntgerath zu den beantragten Anfahrtsrouten geäußert. Der erste Antrag auf Abdeckung sei zwar abgelehnt worden. Man gehe beim LBEG aber davon aus, „dass dieses Verkehrskonzept weiterverfolgt wird“, schreibt er per E-Mail. Demnach plant die Firma Menke Umwelt Service Ronnenberg, die von Horizon mit der Abdeckung beauftragt worden war, die Halde von Süden her zu erschließen.

Dabei führt eine Route von der Gehrdener Straße aus über die Abzweigung an der Biogasanlage hinter dem Hof des Gemüsebauern Voges entlang eines Wirtschaftsweges, der als Teil der Tilsiter Straße ausgewiesen ist, in Richtung des Bahnübergangs in der Feldmark an der Halde. An dem dahinterliegenden Wirtschaftsweg befinden sich zwei Tore zum Haldengelände. Die Zufahrt soll demnach an der Südostecke (nahe Weetzer Kirchweg) und die Ausfahrt an der Südwestecke (nahe Bahnübergang) erfolgen. Auf dem Gelände sei zum Materialtransport ein Ringverkehr geplant, heißt es. Die Wirtschaftswege in diesem Bereich werden vom Ronnenberger Realverband unterhalten.

Die zweite Route führt nach Verlassen des Haldengeländes zum Weetzer Kirchweg. Von dort sollen die Lkw in Richtung Weetzen über die B127 fahren. Im Bereich des Ortsschildes soll dann der Schwerlastverkehr über einen heutigen Acker in Richtung Bahnübergang Bröhnstraße abgeleitet werden. Dazu müsste eine neue Straße gebaut werden.

Die Stadt Ronnenberg ist vor allem mit der zweiten Trasse nicht einverstanden. „Ich halte die dargestellte Verkehrsführung für den Teilbereich nördlich des Stadtteils Weetzen für nicht durchführbar“, stellt Bürgermeister Kratzke in seinem Schreiben an das LBEG fest. Er regt an, eine andere Variante zu suchen, „um zukünftige Konflikte auszuschließen“.

Das Problem: Der nördliche Bereich von Weetzen ist aktuell der heißeste Planungsraum für eine Expansion der Stadt in Bezug auf Wohnungsbau und Gewerbeentwicklung. Zwar ist aktuell auf der Ackerfläche, die im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) als Großes Seefeld bezeichnet wird, bisher nur der Bau eines Supermarktes an der Bröhnstraße in der engeren Planung, die gesamte Fläche bis zum Weetzer Kirchweg ist im ISEK allerdings als Entwicklungsfläche für den Wohnungsbau vorgesehen.

Konflikte zwischen den Interessen der Stadt und der Firma Menke könnten aufgrund der zu erwartenden langen Dauer der Abdeckmaßnahmen entstehen. Diese dürften in der abgespeckten Form, die das LBEG von Menke erwartet, nicht mehr die mehr als 20 Jahre lang dauern, die zu Beginn des Prozesses im Raum standen. Allerdings müssen trotzdem viele Jahre kalkuliert werden, eher die Halde vollständig abgedeckt ist. Bis dahin könnten sich auch neue konkrete Wohnungsbaupläne für das Große Seefeld ergeben haben, zumal die Fläche weiterhin als alternatives Baugebiet gilt, falls die Deutsche Siedlungsbau auf dem Gelände der Zuckerfabrik mit ihren Plänen Schiffbruch erleiden sollte.

Der Bürgermeister verwies gleichsam auf eine im ISEK vorgemerkte Entwicklungsfläche für Gewerbe zwischen Bröhnstraße, Bahnlinie und B217. Über diesen Bereich sollte eine Lkw-Trasse führen, die Menke bei der ersten Vorstellung der Abdeckungspläne im Jahr 2018 vorgelegt hatte. Auch die damals angedachte Variante, vom Weetzer Kirchweg am Friedhof des Ortsteils entlang zur Auffahrt zur B217 zu gelangen, scheint indes vom Tisch zu sein. Zumindest in dem ersten Antrag von Menke und Horizon aus dem Dezember 2023 kam diese Streckenführung nicht mehr vor.

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